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Nidwalden
Nid|wal|den; -s:
Schweizer Kanton.

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Nidwalden,
 
amtlich Ụnterwalden nid dem Wạld, Kanton in der Innerschweiz, 276 km2, (1999) 37 700 Einwohner (darunter 9,4 % Ausländer); Hauptort ist Stans. Nidwalden umfasst das Gebiet südlich des Vierwaldstätter Sees von Hergiswil bis Emmetten sowie weite Teile der südlich anschließenden Talschaft der Engelberger Aa (Zentrum Dallenwil; im äußersten Süd gehört der Trüebsee zu Nidwalden), insgesamt elf Gemeinden.
 
Recht:
 
Nach der Verfassung vom 10. 10. 1965 (mit zahlreichen Änderungen) liegt die Gesetzgebung beim Volk und beim Landrat. Die Landsgemeinde wurde Ende 1996 abgeschafft. Verfassungsänderungen unterstehen dem obligatorischen Referendum, Gesetze dem fakultativen (250 Unterschriften). Eine Initiative zur Gesamtrevision der Verfassung bedarf 1 000, eine solche zur Teilrevision 500, eine Gesetzesinitiative 250 Unterschriften. Der Landrat (60 Mitglieder) wird alle vier Jahre nach dem Proporzwahlsystem gewählt. Stimm- und wahlberechtigt sind alle Personen mit Schweizer Bürgerrecht, die das 18. Lebensjahr vollendet haben (Frauenstimmrecht seit 1972). Der Regierungsrat (neun Mitglieder) wird im Majorzverfahren vom Volk auf vier Jahre gewählt; sein Präsident (Landammann) und dessen Stellvertreter (Landesstatthalter) werden jeweils für eine einjährige Amtsdauer vom Landrat gewählt. Oberste Gerichte sind das Obergericht und das Verwaltungsgericht.
 
Wappen:
 
Es zeigt auf rotem Grund einen weißen Doppelschlüssel. Die Wappendarstellung fand sich erstmalig auf einem Banner von 1422.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung ist überwiegend deutschsprachig und katholisch.
 
Bildungswesen:
 
Die allgemeine Schulpflicht beträgt neun Jahre. Auf die sechsjährige Primarschule folgt die dreijährige Orientierungsstufe. Der Eintritt in die Mittelschule erfolgt nach dem sechsten Schuljahr in die erste Klasse der Mittelschule oder nach der dritten Orientierungsstufe in die dritte Klasse der Mittelschule. Das Unterrichtsangebot der Mittelschule umfasst sechs Jahre. Ferner führt Nidwalden eine kaufmännische, gewerbliche und hauswirtschaftliche Berufsschule, eine Schule für Pflegeberufe und eine heilpädagogische Sonderschule.
 
Wirtschaft:
 
Mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 44 869 sfr liegt Nidwalden an neunter Stelle unter den 26 Kantonen (Schweiz: 45 276 sfr). Von den Erwerbstätigen sind (1991) 8 % in der Landwirtschaft, 37 % in der Industrie und 55 % im Dienstleistungsbereich beschäftigt. In der Landwirtschaft wird überwiegend Viehhaltung (v. a. Milchvieh) und Feldfutterbau betrieben. Im Gegensatz zu Obwalden ist Nidwalden stärker industrialisiert und liegt im nördlichen Bereich (u. a. mit Hergiswil) im Einzugsgebiet der Agglomeration Luzern. Hauptindustriezweige sind der Maschinen- und Apparatebau sowie der Fahrzeugbau, zu dem auch die Flugzeugwerke in Stans zählen, und das Baugewerbe. Im Dienstleistungssektor dominiert der Fremdenverkehr, der v. a. im Gebiet um den Vierwaldstätter See mit dem Zentrum am Bürgenstock eine große Rolle spielt. Es gibt mehrere Bergbahnen, u. a. von Beckenried auf die Klewenalp und von Stans auf das Stanserhorn.
 
Verkehr:
 
Der verkehrsmäßig abgelegene Kanton (Stichstraßen von Luzern; Schifffahrt auf dem Vierwaldstätter See, Autofährverbindung mit Gersau) ist seit Fertigstellung des Seelisbergtunnels der Gotthardautobahn, die Nidwalden im Norden quert, direkt mit dem Osten und Süden der Schweiz verbunden.
 
Geschichte:
 
Bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, ist erst die Binnenkolonisation und die Entstehung der mittelalterlichen geistlichen Grundherrschaften (u. a. Beromünster, Luzern, Muri, Sankt Blasien) im 11./12. Jahrhundert sicher belegt; ab dem 10. Jahrhundert gehörte Nidwalden zum Zürichgau (Schwaben). 1291 trat Nidwalden, wenig später auch Obwalden dem Bund mit Uri und Schwyz bei (Urkanton). 1309 erlangte das als Unterwalden zusammengefasste Gebiet die Reichsunmittelbarkeit. Um 1350 war die Teilung in die politisch eigenständigen Gebilde Nidwalden und Obwalden abgeschlossen, doch wurde innerhalb der Eidgenossenschaft die Einheit gewahrt (u. a. Tagsatzung bis 1432). In der Reformation (Kappelerkriege 1529-31) standen Nidwalden und Obwalden entschieden auf der Seite der katholischen Kirche. Am 13. 5. 1798 unterwarf sich Nidwalden erst nach der Kapitulation des Kantons Schwyz den französischen Truppen und stimmte der Helvetik (Verfassung) zu. In der Helvetischen Republik gehörte Unterwalden als Distrikt Stans zum Kanton Waldstätten. 1803 wurden die zwei gleichberechtigten Halbkantone Nidwalden und Obwalden gebildet. 1803 gelangte der ehemalige souveräne Klosterstaat Engelberg an Nidwalden, 1815 an Obwalden. 1845-47 gehörten beide Halbkantone dem Sonderbund an. 1850 erhielten sie neue Verfassungen, die durch die heutigen (1965 für Nidwalden; 1968 für Obwalden) ersetzt wurden.
 

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Nid|wal|den: Unterwalden.

Universal-Lexikon. 2012.