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Matthäusevangelium
Mat|thä|us|evan|ge|li|um, das <o. Pl.>:
Evangelium (2 b) nach dem Evangelisten Matthäus.

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Matthäus|evangelium,
 
Abkürzung Mt., Schrift des Neuen Testaments; das umfangreichste der vier kanonischen Evangelien, unter ihnen im neutestamentlichen Kanon an erster Stelle stehend. Das Matthäusevangelium wurde wahrscheinlich zwischen 80 und 90 n. Chr. verfasst (Matthäus 22, 7 setzt wohl die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. voraus) und war an judenchristlichen Gemeinden im syrischen Raum adressiert. Der anonyme Autor wird erst seit Papias (2. Jahrhundert) als der Apostel Matthäus gedeutet. Als Vorlagen dienten ihm nach der Zweiquellentheorie das Markusevangelium sowie die Logienquelle (Logia Jesu), die er durch Sonderguttraditionen (Worte, Gleichnisse und legendarischer Stoff) ergänzt hat. Dem vorgegebenen Rahmen des Markusevangeliums stellt der Verfasser die Vorgeschichte Matthäus 1-2 (Legitimation Jesu Christi als Messias) voran und fügt Redeblöcke (Matthäus 5-7 Bergpredigt, Matthäus 10 Jüngeraussendungsrede) ein, die Jesus als Lehrer hervorheben. Die Botschaft Jesu wird durch das Motiv der Gerechtigkeit ethisiert und der bleibende Wert des alttestamentlichen Gesetzes betont. Dessen Erfüllung wird im Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe als dem größten Gebot zusammengefasst (Matthäus 22, 35-40). Besondere Aufmerksamkeit widmet das Matthäusevangelium dem Thema Kirche. Jüngerschaft und Nachfolge sind wesentliche Merkmale der Kirche, denen die Vorstellung von Jesus als dem Vorbild der Jünger und der Glaube an die Gegenwart des erhöhten Herrn in der Gemeinde entsprechen. Die Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Judentum schlägt sich nieder in der Bestimmung der Kirche als des »wahren Israel«, das aber konkrete ethnische Grenzen überwindet (universalistischer Missionsauftrag in Matthäus 28, 16-20). In diesem Kontext steht auch der Gebrauch alttestamentlicher Reflexionszitate, die Jesu Dasein als Erfüllung der Verheißung beleuchten.
 
Der Papyrologe Carsten Peter Thiede (* 1952) löste 1995 eine Diskussion um die Datierung des Matthäusevangeliums aus. Zugrunde liegt der in Oxford aufbewahrte Kodexpapyrus P 64, der Verse aus dem 26. Kapitel des Matthäusevangeliums enthält und von Thiede, entgegen der bisherigen Datierung (2. Jahrhundert), der Zeit vor dem Jahr 70 zugeordnet wird.
 
Literatur:
 
A. Sand: Das Evangelium nach Matthäus (1986);
 E. Schweizer: Das Evangelium nach Matthäus (Neuausg. 41986);
 J. Ernst: Matthäus. Ein theolog. Portrait (1989);
 R. Schnackenburg: M., 2 Bde. (21991-94);
 J. Gnilka: Das M., 2 Bde. (2-31992-93);
 U. Luz: Das Evangelium nach Matthäus, auf 3 Bde. ber. (Zürich 1-31992 ff.);
 H. Klein: Bewährung im Glauben. Studien zum Sondergut des Evangelisten Matthäus (1996);
 C. P. Thiede u. M. D'Ancona: Der Jesus-Papyrus. Die Entdeckung einer Evangelien-Handschrift aus der Zeit der Augenzeugen (a. d. Engl., Neuausg. 1997).

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Mat|thä|us|evan|ge|li|um, das: ↑Evangelium (2 b) nach dem Evangelisten Matthäus.

Universal-Lexikon. 2012.