einer der Zwölf
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Apos|tel [a'pɔstl̩], der; -s, -:1. Jünger Jesu:
die zwölf Apostel.
2. (bildungsspr.; oft iron.) Person, die [in einer auf andere etwas penetrant wirkenden Weise] eine [Art] Lehre vertritt, einer Lehre anhängt:
die Apostel des Liberalismus; ein Apostel der Gewaltlosigkeit, Enthaltsamkeit.
Zus.: Freiheitsapostel, Friedensapostel, Gesundheitsapostel, Moralapostel, Naturapostel.
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◆ Apọ|stel 〈m. 5〉
1. 〈Rel.〉 Jünger Jesu
2. 〈allg.〉 Sendbote, Verkünder einer neuen Lehre, Vorkämpfer
[<grch. apostolos; zu apo „von, weg“ + stellein „senden“]
◆ Die Buchstabenfolge apo|st... kann in Fremdwörtern auch apos|t... getrennt werden. Davon ausgenommen sind Zusammensetzungen, in denen die fremdsprachigen bzw. sprachhistorischen Bestandteile deutlich als solche erkennbar sind, z. B. a posteriori, Aposteriori.
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Apọ|s|tel , der; -s, -:
1. [mhd. apostel, ahd. apostolo < kirchenlat. apostolus < griech. apóstolos, eigtl. = abgesandt; Bote, zu: apostéllein = (als Gesandten) wegschicken]
a) einer aus dem Kreis der zwölf Jünger Jesu;
b) urchristlicher Missionar:
der A. Paulus.
2. (bildungsspr.; oft iron.) [allzu] eifriger Befürworter, Vertreter einer [neuen] Lehre o. Ä.:
ein A. der Gewaltlosigkeit, der Enthaltsamkeit, der freien Marktwirtschaft.
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I Apọstel
[griechisch apóstolos »Sendbote«] der, -s/-,
1) im Neues Testament gebräuchliche Bezeichnung der »Zwölf« (1. Korintherbrief 15, 7), d. h. der von Jesus berufenen (Markus 3, 13-19 mit den Parallelen Matthäus 10, 1-4; Lukas 6, 12-16; vergleiche Apostelgeschichte 1, 13) und zu eschatologischen »Richtern« der wieder hergestellten zwölf Stämme Israels bestimmten (Matthäus 19, 28; Lukas 22, 30) Jünger: Simon Petrus, Andreas, Jakobus der Ältere (Zebedäi), Johannes, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus der Jüngere (Alphäi), Thaddäus, Simon (Zelotes) und Judas Ischariot. Mit Thaddäus ist möglicherweise identisch der in Lukas 6, 16 und Apostelgeschichte 1, 13 genannte Judas (Jakobi); Johannes 1, 45-49 und 21, 2 begegnet noch Nathanael, der vielleicht mit Bartholomäus oder, wegen der Bedeutungsgleichheit des Namens, mit Matthäus gleichgesetzt werden darf. Nach Verrat und Tod des Judas Ischariot wird der Zwölferkreis durch Matthias ergänzt (Apostelgeschichte 1, 26). Während Lukas den Aposteltitel den vom irdischen Jesus berufenen Zwölfen vorbehält, nimmt ihn gerade der vom Auferstandenen berufene Apostel Paulus für sich in Anspruch (Römerbrief 1, 1; 1. Korintherbrief 1, 1; Galaterbrief 1, 1; vergleiche 1. Korintherbrief 9, 1-5; 15, 9; Galaterbrief 1, 15-17).
Das Apostelamt ist ein Amt (Predigt, Mission, Ordination) der nachösterlichen Gemeinde (vergleiche 1. Korintherbrief 12, 28 f.; Epheserbrief 4, 11). Auf dem Fundament der »zwölf Apostel« sieht die nachapostolische Zeit die Kirche begründet (Offenbarung des Johannes 21, 14; vergleiche Epheserbrief 2, 20); indem die Kirche ihr Bischofs- oder Priesteramt über die Ordination auf die Apostel selbst zurückführte, entwickelte sie die Lehre von der apostolischen Nachfolge (Sukzession).
Die Darstellung der Apostel in der frühchristlichen Kunst geht von der Apostelgeschichte wie von den apokryphen Apostelevangelien aus. Bereits auf den Sarkophagen des 4. Jahrhunderts erscheint das Apostelkollegium an der Seite des Weltenrichters. Werden die Apostel insgesamt wiedergegeben, so zeigt sich gewöhnlich in ihrer Mitte Christus als Lehrer, Auferstandener, Gesetzgeber. Alle sitzen (zuweilen im Halbkreis) oder Christus thront, während die Apostel stehen, oder die Apostel sind beiderseits des in der Regel erhöhten Herrn aufgereiht. Gewöhnlich sind es 12 Apostel, meist einschließlich Paulus, sodass nicht nur Judas, sondern auch Matthias fehlt. Die Heiligkeit der Zwölfzahl erscheint zwingender als die historische Treue. Schon früh erhalten Petrus und Paulus die bevorzugten Plätze unmittelbar neben Christus. Sie sind auch die Ersten und für lange Zeit die Einzigen, die durch ihre Kopftypen hervorgehoben werden (Paulus: Kahlkopf; Petrus: Lockenkopf). Ihren besonderen Platz hat ihnen erst im Mittelalter Johannes streitig gemacht: Er darf an der Brust des Herrn ruhen (Lieblingsjünger) und wird als Jüngling zu einem feststehenden Typus. Die anderen Apostel werden erst im Spätmittelalter in bestimmter Gestalt dargestellt. Unterscheidend sind allerdings mehr die seit dem 13. Jahrhundert üblichen Attribute, meist die Marterwerkzeuge (Andreas: Diagonalkreuz (Andreaskreuz); Bartholomäus: Messer; Jakobus der Ältere: Pilgerstab; Jakobus der Jüngere: Walkerstab; Johannes: Kelch mit Giftschlange; Matthäus: Schwert oder Hellebarde; Matthias: Beil; Philippus: Kreuzstab; Simon: Säge; Thomas: Winkelmaß); die ältesten Attribute sind die des Petrus (Schlüssel) und des Paulus (Schwert). Allgemeine Kennzeichen der Apostel sind Schriftrolle oder Buch.
Im ganzen Mittelalter und später begegnet die Darstellung der Apostel mit oder ohne Christus in verschiedensten, oft bedeutsamen Zusammenhängen. Ihre Bedeutung wird auf unterschiedlicher Weise hervorgehoben: An den Fassaden spanischer Kirchen erscheinen die »Apostolados« (Apostelreihen). Abt Suger bezeichnete in seinem Neubau von Saint-Denis (in Anlehnung an Galaterbrief 2, 9) die Säulen des Mittelschiffs als Apostel, die der Seitenschiffe als Propheten. In der Folge sind den Säulen des Mittelschiffs tatsächlich auch die Figuren der Apostel hinzugefügt worden (Sainte-Chapelle, Paris; Münster, Freiburg in Breisgau; Dom, Würzburg, u. a. bis hin zu den Riesenfiguren der Bernini-Schule in San Giovanni in Laterano, Rom). Häufig erscheint die typologische Verbindung der Apostel mit den ihnen zu- beziehungsweise untergeordneten Propheten (Apsisfresko Reichenau-Niederzell). Deren Vorläuferschaft kommt symbolisch zum Ausdruck, wenn die Apostel auf den Schultern der Propheten sitzen (Merseburger Taufbecken, Glasfenster in Chartres) oder stehen (Bamberger Dom).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Paulus: Der Apostel der Völker
2) christlicher Sendbote, Missionar, z. B. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, die Slawenapostel Kyrillos und Methodios; auch ironisch für: übereifriger Vertreter einer (neuen) Lehre.
Apọstel,
Hans Erich, österreichischer Komponist, * Karlsruhe 22. 1. 1901, ✝ Wien 30. 11. 1972; Schüler von A. Schönberg und A. Berg, verwendete, von einer spätromantischen, dann expressionistischen Tonsprache ausgehend, seit Anfang der 50er-Jahre zwölftönige Komplexe, seit 1957 (»Rondo ritmico« für Orchester) auch Zwölftontechnik. Er komponierte Klaviermusik, eine Kammersinfonie (1968), Orchesterwerke (»Paralipomena dodekaphonica«, 1969; »Passacaglia«, 1972), Chöre und Lieder. Einige seiner Werke sind von Motiven der Maler O. Kokoschka und A. Kubin, mit denen er befreundet war, angeregt (»Variationen nach einer Kokoschka-Mappe«, 1928; »Kubiniana«, 1950).
H. Kaufmann: H. E. A. (Wien 1965).
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Apọs|tel, der; -s, - [1: mhd. apostel, ahd. apostolo < kirchenlat. apostolus < griech. apóstolos, eigtl. = abgesandt; Bote, zu: apostéllein = (als Gesandten) wegschicken]: 1. a) einer aus dem Kreis der zwölf Jünger Jesu; b) urchristlicher Missionar: der A. Paulus. 2. (bildungsspr.; oft iron.) [allzu] eifriger Befürworter, Vertreter einer [neuen] Lehre o. Ä.: es war ... nicht meine Absicht, als sozialer A. herumzugondeln (Dürrenmatt, Meteor 27); ein A. der Gewaltlosigkeit, der Enthaltsamkeit, der freien Marktwirtschaft; A. der Humanität wollte er sein (Niekisch, Leben 98); Der Verfall des Trinkens ist nicht von den -n der Mäßigkeit verursacht (Bamm, Weltlaterne 182).
Universal-Lexikon. 2012.