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Nordfriesland
Nọrd|fries|land; -s:
Gebiet im nordwestlichen Schleswig-Holstein.

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Nọrdfriesland,
 
1) Kreis in Schleswig-Holstein, 2 049 km2, 164 000 Einwohner; Kreisstadt ist Husum. Der Kreis umfasst den deutschen Teil der Marschenlandschaft Nordfriesland und Teile der im Osten anschließenden Geest, die durch ihre nährstoffarmen, sandigen Böden gegenüber der Marsch benachteiligt ist.
 
 2) Marschenlandschaft im nordwestlichen Schleswig-Holstein und südwestlichen Nordschleswig, Dänemark; umfasst das Festland zwischen der Wiedau im Norden und der Eider im Süden sowie die vorgelagerten Nordfriesischen Inseln. Bei Tondern und bei Husum reicht die Geest besonders weit nach Westen und endet mit einem Steilrand gegen die Marsch. Auf den Halligen, oft auch an der schon früh besiedelten festländischen Marschenküste (z. B. in Eiderstedt), wurden die Bauernhöfe und Siedlungen auf Wurten errichtet. Zentrale Orte des mit Streusiedlungen überzogenen Gebietes sind die auf Geestspornen liegenden Städte Niebüll, Bredstedt und Husum. In den letzten 100 Jahren kam es zu umfangreichen Eindeichungen (Gewinnung von 50 km2 Neuland, seit 1600 insgesamt etwa 300 km2), darunter (von Norden nach Süden) Margarethenkoog (Dänemark; 1982), F.-W.-Lübke-Koog (1956), Hauke-Haien-Koog (1959), Sönke-Nissen-Koog (1926), Norderfriedrichskoog (1971). Seit 1963 wird die Verkürzung der Deichlinie (12 km) zwischen der deutsch-dänischen Grenze und der Halbinsel Eiderstedt im Rahmen des Programms Nord durchgeführt (u. a. bei Nordstrand). In der früh eingedeichten Marsch überwiegt das Grünland, in den neuen Kögen das Ackerland. Heute spielt der Fremdenverkehr eine führende Rolle. Fischerei (auf Krabben und Plattfische im Wattenmeer) und Industrie sind von untergeordneter Bedeutung. Das friesische Erbe wird v. a. auf den Inseln gepflegt, wo auch friesisch gesprochen wird. - Der seit 1424 belegte Name Nordfriesland fand erst im 17. Jahrhundert allgemeine Anerkennung. Das seit dem 7./8. Jahrhundert bis ins 12. Jahrhundert in mehreren Schüben besiedelte Nordfriesland gehörte als Uthland (unbesiedeltes Außenland) zum dänischen Königsgut. Unter Beibehaltung ihres friesischen Rechts unterstanden seine Bewohner den dänischen Königen, später den Herzögen von Schleswig. 1362 gingen weite Teile des Landes in einer Sturmflut (Grote Mandränke) unter. 1634 vernichtete eine weitere Sturmflut die Insel Strand (Nordstrand). Die bis in die heutige Zeit andauernde Eindeichung und Landgewinnung wurde im 17. Jahrhundert durch die Anwerbung holländischer und französischer Deichbaumeister intensiviert. Im 17./18. Jahrhundert erlangten Sylt und Föhr bescheidenen Wohlstand durch ihre Seeleute, die einen großen Teil der Kapitäne in den Walfängerflotten stellten. Anfang des 19. Jahrhunderts aufkommende Ansätze zu einer eigenen Sprach- und Nationalbewegung mündeten in den 1840er-Jahren in die schleswig-holsteinisch-deutsche Bewegung.
 
Literatur:
 
R. Stadelmann: Meer - Deiche - Land. Küstenschutz u. Landgewinnung an der dt. Nordseeküste (1981);
 T. Steensen: Die fries. Bewegung in N. im 19. u. 20. Jh.: 1879-1945, 2 Bde. (1986);
 
Norderhever-Projekt, Bd. 1: Landschaftsentwicklung u. Siedlungsgesch. im Einzugsgebiet der Norderhever (N.), 2 Tle. (1988).
 
Zeitschriften: Nordfries. Jb. (N. F. 1965 ff.);
 
N. Ztschr. für Kultur, Politik, Wirtschaft (1967 ff.).
 
Weitere Literatur: Halligen, Küstenschutz.
 

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Nọrd|fries|land; -s: Gebiet im nordwestlichen Schleswig-Holstein.

Universal-Lexikon. 2012.