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Palermo
Pa|lẹr|mo:
Stadt auf Sizilien.

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I
Palẹrmo,
 
1) Hauptstadt der autonomen Region Sizilien und der Provinz Palermo, Italien, am Fuß des Monte Pellegrino, zwischen dem Golf von Palermo und Conca d'Oro, 686 600 Einwohner, Erzbischofssitz; Universität (1805 gegründet), Lehrer-, Musik- und Kunstakademie Priesterseminar, zahlreiche wissenschaftliche Institute, Bibliotheken, Museen (archäologisches, geologisches, ethnologisches; internationales Marionettenmuseum), Gemäldegalerien; zahlreiche Konsulate, Industriekonzerne, Versicherungen, Banken. Palermo ist bedeutender Fremdenverkehrsort und Handelsplatz mit internationaler Messe (Fiera del Mediterraneo); für das Umland wichtige Gemüse- und Obstgroßmärkte. Palermo hat Nahrungsmittel-, Textil-, Baustoffindustrie, Werften (Schiffsreparatur), Kabelwerk. Naturhafen mit bedeutendem Handels- und Passagierverkehr (v. a. mit Neapel); Flugplatz Palermo-Raisi.
 
Stadtbild:
 
Palermo ist reich an Bauten aus der Normannen- und Stauferzeit, in denen sich Formen der mittelalterlichen europäischen mit denen der byzantinischen und arabischen Architektur verbinden. Im Süden der Altstadt erhebt sich der Palazzo dei Normanni (auch Palazzo Reale), hervorgegangen aus einem arabischen Kastell. Vom normannischen Bau erhalten geblieben sind innerhalb der bis ins 18. Jahrhundert ständig erweiterten Anlage u. a. die unter Roger II. entstandene Cappella Palatina (1140 geweiht), ein dreischiffiger Bau mit zentralem Kuppelraum, byzantinischen Mosaiken und reich bemalter Stalaktitendecke; der Jagdsaal König Rogers ist mit Mosaiken von Fauna und Flora Nordafrikas sowie mythologischen Motiven bedeckt. Außerhalb der Altstadt liegen die normannischen Lustschlösser La Zisa (1165-80; restauriert und als Museum des Islam eingerichtet) und La Cuba (1180). Zahlreiche Kirchen aus dieser Zeit blieben erhalten, so v. a. San Giovanni degli Eremiti (1132 begonnen, von fünf roten Kuppeln gekrönt), La Martorana (1143, mit Mosaiken und Malereien; später mehrmals verändert, barocke Fassade 1728-30), San Cataldo (1161); der Dom, 1185 geweiht, vereint Baustile aus mehreren Jahrhunderten, im Innern Porphyrsarkophage Rogers II., Heinrichs VI., Friedrichs II. u. a. Aus Gotik und Renaissance stammen weitere Kirchen und Profanbauten, so die Kirche San Domenico (1300 begonnen, 1636-40 umgebaut, Fassade 1726) und das reich ausgestattete Oratorio del Rosario di San Domenico (14. Jahrhundert). Entscheidend für das heutige Gesicht der Stadt war die Barockzeit, in der breite Straßenzüge durch die Altstadt gebrochen wurden und zahlreiche durch dekorativen Reichtum gekennzeichnete Kirchen, Paläste und Brunnen entstanden, so auch die Platzanlage Quattro Canti (1609, mit vier Prachtbauten und Brunnen an den abgeschrägten Platzecken), die Porta Felice (1582-1637) und die Porta Nuova (1535, 1761 erneuert). Aus dem späten 19. Jahrhundert stammt der Prunkbau des Teatro Massimo (1875-97). Im Palazzo Abbatelli (1495; Renovierung 1953/54 durch C. Scarpa) die Galleria Regionale della Sicilia. Das Museo Nazionale Archeologico mit Skulpturenresten aus den Tempeln von Selinunt befindet sich in den an Sant' Ignazio all' Olivella (1585 ff., Kuppel 1732) anschließenden Klostergebäuden. Durch Erdbeben wurde die Altstadt 1968 stark beschädigt. Universitäts-Bauten 1969-88 von V. Gregotti.
 
Geschichte:
 
Palermo, das antike Pạnormos (lateinisch Panọrmus), eine phönikische Gründung des ausgehenden 7. Jahrhunderts v. Chr., war im 1. Punischen Krieg Hauptstützpunkt der Karthager in Sizilien, bis es 254 v. Chr. von den Römern erobert wurde. Nach vorübergehender Besetzung durch Wandalen und Ostgoten wurde Palermo 535 n. Chr. von den Byzantinern erobert, 831 von den Sarazenen. Von diesen 948 zur Hauptstadt Siziliens erhoben, stieg es zu einer der größten und reichsten Städte des islamischen Kulturbereichs auf. Nach der Einnahme durch die Normannen 1072 wurde Palermo unter Roger II. Residenz und Krönungsstadt der Könige von Sizilien und erlebte unter dem Stauferkaiser Friedrich II. eine hohe Blüte. 1282 war Palermo Mittelpunkt der Verschwörung gegen die französische Anjou (Sizilianische Vesper). In der Folgezeit stand es unter aragonesisch-spanischer, österreichischer und spanisch-bourbonischer Herrschaft. Die 1848 nach einer Volkserhebung eingesetzte Revolutionsregierung konnte sich bis Mai 1849 behaupten. Am 27. 5. 1860 zog G. Garibaldi in Palermo ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt wiederholt bombardiert und im Juli 1943 von alliierten Truppen besetzt.
 
 
Literatur:
 
C. De Seta: P. (Rom 1981).
 
 2) Provinz in Sizilien, Italien, 4 995 km2, 1,24 Mio. Einwohner.
 
II
Palẹrmo,
 
Blinky, eigentlich Peter Heisterkamp, Maler und Objektkünstler, * Leipzig 2. 6. 1943, ✝ Kurumba (Malediven) 17. 2. 1977; Schüler von J. Beuys. Seine Objektkunst akzentuierte in vorgegebenen Räumen neue Raumzusammenhänge, die ebenso wie seine auf absolute Flächenwerte reduzierte Malerei zwischen Minimalart und Conceptart vermitteln.
 
Literatur:
 
P., die gesamte Grafik u. alle Auflagenobjekte, 1966-1975, hg. v. F. Jahn u. a., Ausst.-Kat. (1983);
 
P. Werke 1963-1977, hg. v. P. Bürgi, Ausst.-Kat. (1984);
 
B. P. 1943-77, hg. v. E. Maas (New York 1989);
 B. Schwenk: Gleichnisse des Unerklärlichen. Zur Malerei von B. P. (1991, dt. u. engl.);
 
P.: Werkverz., 2 Bde., hg. v. T. Moeller, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bonn (1994, dt. u. engl.);
 
P., Bilder, Objekte, Zeichnungen, bearb. v. T. Moeller,: u. a., Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bonn (1994);
 S. Grosser: P. Eine Annäherung an seine Arbeit u. deren Rezeption (1996).

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Pa|lẹr|mo: Stadt auf Sizilien.

Universal-Lexikon. 2012.