Ma|le|di|ven <Pl.>:
Inselstaat im Indischen Ozean.
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Malediven,
Fläche: 298 km2
Einwohner: (2000) 301 000
Hauptstadt: Male
Amtssprache: Divehi
Nationalfeiertage: 26. 7. und 11. 11.
Zeitzone: 1600 Male = 1200 MEZ
amtlich Divehi Divehi Rajje ge Jumhuriyya [-dʒʊm-], deutsch Republik Malediven, Inselstaat im Indischen Ozean, südwestlich des indischen Subkontinents, umfasst die gleichnamige Inselgruppe, 298 km2, (2000) 301 000 Einwohner; Hauptstadt ist Male. Amtssprache ist Divehi (eine indoarische Sprache). Währung: 1 Rufiyaa (Rf) = 100 Laari (L). Uhrzeit: 1600 Male = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Die am am 1. 1. 1998 in Kraft getretene Verfassung baut auf der Verfassung von 1968 (durch Referendum gebilligt und mehrfach geändert) auf und bestimmt die Malediven als präsidiale Republik im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (unbegrenzte Wiederwahl möglich), der als Regierungschef auch oberster Inhaber der Exekutivgewalt ist und die Mitglieder des Kabinetts ernennt, die ihrerseits dem Parlament verantwortlich sind. Das Einkammerparlament (Majilis) als Träger der Legislative umfasst 50 Abgeordnete (Legislaturperiode fünf Jahre), von denen 42 vom Volk gewählt (Wahlrecht ab dem 21. Lebensjahr) und acht vom Präsidenten ernannt werden.
und Regierungschef fungiert der durch Parlamentsentscheid und Referendum
Parteien:
Politischer Parteien existieren nicht.
Das Wappen zeigt eine Kokospalme, Wahrzeichen der Inselrepublik. Auf dem Palmenstamm liegen die Symbole des Islam, Halbmond und Stern. Flankiert wird diese Darstellung auf beiden Seiten von der Staatsflagge. Das Schriftband am Fuß der Palme trägt in Divehi die Aufschrift »Al-Daulat al-Mahldìbìa« (»Staat der tausend Inseln«).
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertage sind der 26. 7. (Unabhängigkeitstag) und der 11. 11. (Tag der Republik).
Es bestehen 20 Verwaltungsbezirke, dabei untersteht die Hauptstadt direkt der zentralen Verwaltung.
Grundlage des Rechts ist die Scharia. Das Gerichtswesen besteht aus dem Obersten Gerichtshof sowie aus acht weiteren Gerichten und 201 Inselgerichten (eines pro bewohnte Insel).
Das Land unterhält keine Streitkräfte. Der aus Freiwilligen bestehende »National Security Service« hat eine Stärke von etwa 2 000 Mann.
Landesnatur und Bevölkerung:
Zu den Malediven gehören rd. 2 000 flache Inseln (19 Atollgruppen) im Indischen Ozean, die meisten sind namenlos, 215 sind bewohnt. Zwei Atollgruppen liegen südlich des Äquators. Hauptinsel ist Male. Die Inseln, die dem in nordsüdliche Richtung verlaufenden submarinen Maledivenrücken aufsitzen, sind auf einer Fläche von 760 km Länge und 130 km Breite verstreut. Innerhalb der Inseln eingeschlossene Meeresflächen gehören laut Verfassung zum Staatsgebiet, das 51 800 km2 umfasst.
Klima und Vegetation:
Die Malediven haben tropisches Monsunklima mit durchschnittlichen Temperaturen um 30 ºC und 1 900 mm Niederschlag im Jahr (Hauptstadt Male: 2 055 mm), den v. a. der Südwestmonsun bringt. Innerhalb der Inselgruppe nimmt der Jahresniederschlag von Norden nach Süden zu. Zwei Monsunjahreszeiten lassen sich unterscheiden: Die Südwestmonsunzeit (Ende April bis Mitte September) und die Nordostmonsunzeit (Oktober bis April). Regenreichste Monate sind September bis Dezember mit über 300 mm pro Monat. Humusarme Korallensandböden sind für die meisten Inseln charakteristisch. Die nördlichen Atolle gelten als fruchtbarer als die im äquatorialen Bereich. Die Vegetation wird durch Kokospalmen, vereinzelte Fruchtbäume (Mangos, Papayas u. a.) sowie Schraubenpalmen geprägt.
Die Bevölkerung ist ein Mischvolk arabisch-indischer und malaiischer Abstammung. Sie spricht die dem Altsinghalesischen verwandte Sprache Divehi, das auch Elemente des Tamil, des Malayalam, des Urdu und Arabischen enthält. Auf den Touristeninseln wird Englisch verstanden. Die Bevölkerung wuchs von (1967) 103 800 Einwohner auf (1995) 253 000 Einwohner. Das außergewöhnlich hohe Wachstum in den letzten Jahren (1990-1993: 3,3 %) hat zu einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 1 010 Einwohner pro km2 (2000) geführt. Da nur 215 Inseln bewohnt sind, werden lokal sehr viel höhere Dichten erreicht. Die Hauptinsel Male unterscheidet sich geographisch von den restlichen Laguneninseln. Mehr als ein Viertel der Einwohner leben in der Hauptstadt Male auf der Hauptinsel Male. Zur Entlastung der überbevölkerten Insel Male wurde die Nachbarinsel Vilingilli infrastrukturell ausgebaut, sodass sie einen Teil der Male-Bevölkerung aufnehmen kann.
Der sunnitische Islam ist Staatsreligion, vertreten in der malikitischen Rechtsschule; ihm gehört die gesamte einheimische Bevölkerung an. Die öffentliche Religionsausübung nichtislamischer Bekenntnisse ist nicht möglich.
Das traditionelle, mit Vorschule dreistufige Koranschulsystem besteht nach wie vor, das weniger gut ausgebaute öffentliche Schulwesen (1978 erste Grundschule außerhalb Males) nach englischem Muster wurde 1984 neu organisiert und ein nationaler Lehrplan eingeführt. Unterrichtssprachen sind Englisch und Divehi. Die Primarschule umfasst fünf Jahre (ab dem 7. Lebensjahr), die Sekundarstufe Zyklen von fünf und zwei Jahren; die einzige volle Sekundarschule befindet sich in Male. Obwohl es keine allgemeine Schulpflicht gibt, ist die Analphabetenquote sehr gering (4,3 %). In Male befinden sich ein handwerklich-technisches Berufsbildungszentrum (seit 1975), ein Lehrerseminar (seit 1977), ein Ausbildungszentrum für Gesundheitsdienste (seit 1979), ein Erwachsenenbildungszentrum (seit 1980) und ein islamisches Bildungszentrum (seit 1987); 1993 Bau eines Institute of Technical Education.
In der Hauptstadt erscheinen die Tageszeitung »Haveeru« (Auflage 25 000) sowie mehrere regierungsamtliche Wochen- und Halbmonatsschriften. Nachrichtenagenturen sind »Hiyama News Agency« (HANA), »Haveeru News Service« (HNS) und »Maldives News Bureau« (MNB), alle Sitz Male. Die staatliche Rundfunkgesellschaft »Voice of Maldives« (gegründet 1962) sendet ein Inlandsprogramm sowie in Englisch einen Auslandsdienst. Seit 1978 strahlt »Television Maldives« Fernsehsendungen aus.
Wirtschaft und Verkehr:
Gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 990 US-$ zählen die Malediven zu den ärmsten Entwicklungsländern Asiens. Die Lebensgrundlage der Bevölkerung ist der Fischfang einschließlich Fischverarbeitung, der mit (1992) 15 % des BSP (1978: 33 %) seit 1989 allerdings auf Platz zwei hinter dem Tourismus (1992: 18 %) rangierte.
Dieser Wirtschaftszweig trägt zu (1992) 24 % zum BSP bei. Nur rd. 2 800 ha sind für landwirtschaftliche Zwecke geeignet. Arme Korallenböden, der Mangel an Frischwasser und das Vorherrschen von Brackwasser schränken die Nutzung ein. Nur auf den Atollen Addu, Huvadu und Haddumathi gibt es landwirtschaftlichen Anbau, der vorwiegend während der Südwestmonsunzeit betrieben wird. Kultiviert werden Hirse auf den nördlichen und zentralen Malediven und vorwiegend Knollenfrüchte (Yams, Taro, Süßkartoffeln) auf den südlichen feuchteren Inseln. Wichtigste Nutzpflanze ist die Kokospalme. Außer Kokosnüssen, Brotfrüchten, Bananen und Papayas gibt es wenig Früchte und so gut wie kein Gemüse. Das Hauptnahrungsmittel Reis wird vollständig importiert.
1993 exportierten die Malediven Fischprodukte im Werte von 27 Mio. US-$. Nur noch etwa (1993) 25 % der Bevölkerung sind im Fischfang tätig (1978: 44 %). Die Malediven zählen zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in der Welt (rd. 90 kg/Jahr). Gefischt wird traditionell nur im offenen Meer, weil die Fischsorten der Lagunen wenig begehrt sind. Der Fang, v. a. Thunfisch und Bonito, wird zwischen Bootsbesitzer (40 %) und Mannschaft (60 %) aufgeteilt. 1993 gab es eine Fischfangflotte von 12 369 Fahrzeugen. Japan, Kuwait, Großbritannien und Norwegen leisten Entwicklungshilfe im Fischereisektor. Ein ernsthaftes Problem ist der illegale Fischfang von den Nachbarländern Sri Lanka und Indien, die in den reichen Fischgründen der Malediven illegal Thunfischfang betreiben. Die Vermarktung von Fisch ist Staatsmonopol.
Der Badetourismus ist heute der größte Erwerbszweig. Rd. 60 % der Einnahmen und (1995) 18 % des BSP werden vom Tourismus erbracht. Seit 1984 werden die Malediven auch durch Langstreckenflugzeuge angeflogen, was zu einer Erhöhung der Besucherzahlen führte (1972: 1 100; 1990: 195 000). Für Touristen hat die Regierung der Malediven inzwischen 64 Inseln (mit insgesamt 7 800 Betten) reserviert. Sie ist bestrebt, die Touristen (75 % aus Europa; 20 % aus Asien) möglichst von der einheimischen Bevölkerung fern zu halten, um die Tradition des Islam vor schädlichen Einflüssen zu bewahren. Anziehungspunkte sind die weißen Sandstrände und die Korallenriffe.
Verkehr:
Wichtigstes Verkehrsmittel im interinsularen wie internationalen Verkehr ist das Schiff. Die Verkehrsverbindungen zwischen den Atollen wurden im Rahmen des »Inter Atoll Transport Project« in den letzten Jahren stark verbessert. Die eigene Fluggesellschaft AIR MALDIVES bedient lokale und regionale Flugstrecken nach Sri Lanka und Indien. Der internationale Flughafen Hulule auf dem Male-Atoll kann auch von Großraumflugzeugen angeflogen werden. Der bis 1977 britischer Militärstützpunkt Gan auf dem Addu-Atoll nahe des Äquators wird gegenwärtig als alternativer Großflughafen für Stop-over-Flüge über den Indischen Ozean von Afrika nach Fernost ausgebaut; er ist aber relativ weit von den Fremdenverkehrsinseln entfernt. Im Bau befinden sich weitere Flughäfen auf dem Nord-Miladhunmadulu-Atoll im Norden und auf dem Hadhdhumathi-Atoll im S.
Die Malediven scheinen bereits im 4./3. Jahrtausend v. Chr. eine Rolle als »kultureller Austauschplatz« zwischen Afrika/Vorderasien und Indien gespielt zu haben. Mit dem Beginn der kontinuierlichen Besiedlung von Ceylon und Südindien aus geriet die Inselgruppe seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. unter buddhistischem Einfluss, bis die Araber in der Mitte des 12. Jahrhunderts den Islam einführten. 1343/44 lebte hier der berühmte arabische Reisende Ibn Battuta. Im 16. Jahrhundert setzten sich vorübergehend die Portugiesen auf den Malediven fest, wurden aber 1573 vertrieben. 1645 stellte sich das Sultanat der Malediven unter den Schutz der Niederländer auf Ceylon. 1796 gerieten die Inseln unter britischem Einfluss. 1887 kamen sie unter britische Schutzherrschaft und wurden verwaltungsmäßig dem mittlerweile britischen Ceylon angegliedert; nach dessen Entlassung in die Unabhängigkeit (1948) erhielten sie innere Selbstverwaltung. - In einem Vertrag mit den Malediven hob Großbritannien am 26. 7. 1965 den Protektoratsvertrag auf und entließ das Sultanat in die Unabhängigkeit. Am 11. 11. 1968 wurden die Malediven Republik (Präsident seit 1978 Maumoon Abdul Gayoom, Wiederwahl 1983, 1988 und 1993) und 1982 Mitglied des Commonwealth of Nations. Mit indischer Hilfe konnte die Regierung 1988 einen Umsturzversuch ausländischer Söldner niederschlagen.
C. Maloney: People of the Maldive Islands (Bombay 1980);
T. Malten: M. u. Lakkadiven. Materialien zur Bibl. der Atolle im Ind. Ozean (1983);
M. Domrös: Tourism resources and their development in Maldive Islands, in: Geojournal, Jg. 9 (Dordrecht 1985); U. Phadnis u. E. D. Luithui: Maldives. Winds of change in an atoll state (Delhi 1985);
T. Heyerdahl: Fua Mulaku. Reise zu den vergessenen Kulturen der M. (a. d. Engl., Neuausg. 1989);
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Ma|le|di|ven <Pl.>: Inselstaat im Indischen Ozean.
Universal-Lexikon. 2012.