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Gral
Kelch; Kelchglas; Becher

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Gral 〈m. 1; unz.; in der mittelalterl. Dichtung〉 wundertätiger, nur dem Berufenen sichtbarer Gegenstand (Stein od. Schale) od. Abendmahlskelch ● der Heilige \Gral [<mhd. gral „heiliges, wundertätiges Ding, heiliger Stein“ <afrz. graal „heiliges, als Kelch gedachtes Gefäß, mit dem Christus das Sakrament spendete u. in dem Joseph von Arimathia das Blut Christi sammelte“; vermutl. <lat. cratalis „Schüssel, Topf“; zu lat. cratis „Flechtwerk“ od. mlat. gradalis „Stufenkelch“; zu lat. gradus „Schritt“]

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Gral, der; -s [mhd. grāl < afrz. graal, eigtl. = Gefäß, H. u.]:
(in der mittelalterlichen Dichtung) geheimnisvoller, Wunder wirkender Stein; geheimnisvolle, Leben spendende Schale [in der Christi Blut aufgefangen wurde].

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Gral
 
[altfranzösisch graal, greal, weitere Herkunft ungesichert], in der mittelalterlichen Dichtung ein geheimnisvoller, heiliger Gegenstand, der seinem Besitzer irdisches und himmlisches Glück verleiht, den aber nur der dazu Vorherbestimmte finden kann. Bereits die ältesten erhaltenen Fassungen zeigen die Sage durch Verbindung mit dem Artus- und Parzival-Kreis so umgestaltet, dass ihre Heimat und ihre ursprüngliche Form sich nicht näher bestimmen lassen. - Die ältesten französischen Fassungen finden sich bei Chrétien de Troyes (»Perceval«, vor 1190) und Robert de Boron (»Roman de l'estoire dou Graal«, 12./13. Jahrhundert). Bei Chrétien ist der Gral ein Gefäß zur Aufbewahrung der Hostie, bei Robert, der einer frühchristlichen Legende folgt, Christi Abendmahlsschüssel und zugleich das Gefäß, in dem Joseph von Arimathaia das Blut Christi auffing. In Wolfram von Eschenbachs »Parzival« (um 1200 bis 1210) ist der Gral ein Stein mit wunderbaren Kräften, der auf einer einsamen Burg Munsalvaesche aufbewahrt wird, die nur von Auserwählten gefunden wird. Er ist Mittelpunkt einer ritterlichen Gesellschaft von Templeisen (Tempelherren) und der Familie des Gralskönigs; die Kraft des Grals wird an jedem Karfreitag durch eine von einer Taube überbrachte Hostie erneuert. Wichtigste Behandlungen danach: Geschichte des Grals in der französischen Prosakompilation des Lanzelot-Zyklus; die »Krone« des Heinrich von dem Türlin und der »Jüngere Titurel« des Albrecht von Scharfenberg (alle im 13. Jahrhundert). R. Wagners Bühnenweihfestspiel »Parsifal« (Uraufführung 1882) gestaltet die Dichtung Wolframs mit eigenwilliger Symbolik um; auch in »Lohengrin« (Uraufführung 1850) verwendet Wagner die Gralssage.
 
Literatur:
 
Rudolf Meyer: Der G. u. seine Hüter (1956);
 F. Bogdanow: The romance of the grail (New York 1966);
 K. O. Brogsitter: Artusepik (21971);
 Elisabeth Schmid: Familiengeschichten u. Heilsmythologie. Die Verwandtschaftsstrukturen in den frz. u. dt. G.-Romanen des 12. u. 13. Jh. (1986).
 

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Gral, der; -s [mhd. grāl < afrz. graal, eigtl. = Gefäß, H. u.]: (in der mittelalterlichen Dichtung) geheimnisvoller, Wunder wirkender Stein; geheimnisvolle, Leben spendende Schale [in der Christi Blut aufgefangen wurde]: die Hüter des -s.

Universal-Lexikon. 2012.