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Le|gen|de [le'gɛndə], die; -, -n:1. von [einem] Heiligen handelnde religiöse Erzählung.
Syn.: ↑ Geschichte.
Zus.: Heiligenlegende, Marienlegende.
2. nicht den Tatsachen entsprechende Behauptung:
dass sie Geld haben soll, halte ich für eine Legende.
3. Erklärung der (auf einer Landkarte o. Ä.) verwendeten Zeichen.
4. Person, Sache, Begebenheit, die legendären Charakter hat:
Gandhi war schon zu Lebzeiten eine Legende.
Syn.: ↑ Mythos.
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Le|gẹn|de 〈f. 19〉
1. Heiligenerzählung, Sage von frommen Menschen
2. verzerrt dargestellter histor. Vorgang
3. lange vergangenes, nicht mehr nachweisbares u. oft fantasievoll ausgeschmücktes histor. Ereignis
4. unglaubwürdige Geschichte
5. erläuternder Text zu Karten, Abbildungen u. Ä. (Bild\Legende)
6. Text von Inschriften, z. B. auf Münzen
● die \Legende vom „Dolchstoß von hinten“ im 1. Weltkrieg; dieses Ereignis ist längst zur \Legende geworden [<mhd. legende <mlat. legenda (Pl.) „zu lesende Stücke“; zu lat. legere „lesen“]
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Le|gẹn|de , die; -, -n [mhd. legende < mlat. legenda, eigtl. = die zu lesenden (Stücke), zu lat. legere = lesen]:
1.
a) kurze, erbauliche religiöse Erzählung über Leben u. Tod od. auch das Martyrium von Heiligen;
b) Person od. Sache, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden um sie gebildet haben; Mythos:
er ist eine lebende L.;
dieser Putschversuch wurde L.
2.
a) ausschmückende Darstellung, glorifizierende Erzählung, Geschichte:
eine L. [von jmdm., über jmdn.] erzählen;
b) etw., was erzählt, angenommen, behauptet wird, aber nicht den Tatsachen entspricht:
dass Frauen schlechter Auto fahren als Männer, ist eine L.
3. Erklärung der (in einer Landkarte, einer Abbildung o. Ä.) verwendeten Zeichen; Zeichenerklärung.
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I Legende,
eine Bildunterschrift bzw. ein erläuternder Text zu einer Abbildung, einer Grafik oder einem Diagramm.
II
Legẹnde
[mittellateinisch legenda, eigentlich »die zu lesenden (Stücke)«, zu lateinisch legere »lesen«] die, -/-n,
1) allgemein: unverbürgte Erzählung; Bildunterschrift, Erläuterung zu Abbildungen, Zeichnungen, Karten u. a.; Text der Inschrift auf Münzen und Siegeln.
2) Kartographie: Zeichenerklärung, im Rand einer Karte zusammengestellte Erläuterung der verwendeten Kartenzeichen (Signaturen), Farben und Abkürzungen; bei thematischen Karten oft zusätzlich nähere Angaben zum dargestellten Thema.
3) Literatur: Darstellung der Lebensgeschichte eines Heiligen oder Märtyrers oder exemplarische Geschehnisse daraus. Der Begriff Legende rührt von dem mittelalterlichen Brauch her, am Jahrestag eines Heiligen solche Erzählungen in Kirchen und Klöstern vorzulesen. Entscheidender als die Aufzeichnung historischer Zeugnisse und Traditionen zum Leben eines Heiligen (wie in den theologisch-historiographischen Heiligenviten; Hagiographie) war die Demonstration eines vorbildlichen, gottgefälligen Erdenwandels, in dem sich Wunderbares manifestiert. Im Unterschied zu den Mirakeln spielen in der Legende transzendente Mächte eine geringere Rolle als die belehrende Exemplifizierung personifizierter Tugenden, jedoch sind die Grenzen zwischen Legende und Mirakelspiel fließend. - Darbietungsformen der Legende sind die volkstümliche Erzählung und die kunstvolle literarische Verarbeitung. - Nach den jeweiligen Vorbildfiguren unterscheidet man Christus-, Marien- und Heiligenlegenden; Letztere fanden die stärkste Verbreitung.
Die ältesten Legenden finden sich in apokryphen Evangelien und Apostelgeschichten. Die älteste erhaltene lateinische Prosasammlung stammt von Papst Gregor I., dem Großen (»Dialogi de miraculis patrum Italicorum«, 6. Jahrhundert); die bedeutendste mittelalterliche Sammlung ist die lateinische »Legenda aurea« des Jacobus de Voragine; die umfassendste Sammlung, die seit 1643 herausgegebenen »Acta sanctorum«, stammt von den Bollandisten.
Mit der Verbreitung der Heiligenverehrung im 6. Jahrhundert begann auch die der Legende und ihre literarische Gestaltung (z. B. Gregor von Tours, »Siebenschläfer-L.« u. a., Venantius Fortunatus). Eine zweite Blüte erlebte die Legende in der Karolingerzeit (z. B. mit Alkuins Legende über den heiligen Willibrord, Walahfrid Strabos Gallus-Vita). Im 10. Jahrhundert schuf Hrotsvith von Gandersheim sechs Legendenerzählungen in Reimprosa und acht Legendendramen in Hexametern. Die ältesten volkssprachlichen Heiligendichtungen sind Hymnen aus dem 9. Jahrhundert, so die Heiligenlegenden »Elene« und »Juliane« des altenglischen Dichters Cynewulf, die altfranzösisch »Eulaliasequenz« (um 881) sowie das althochdeutsche »Georgslied« (um 900) und das »Petruslied«. Erst im 11. Jahrhundert begegnen Legendenerzählungen, z. B. das altfranzösische »Alexiuslied«, das mittelhochdeutsche »Annolied«, der »Trierer Silvester«; Legenden finden sich auch eingestreut in der »Kaiserchronik« (um 1150). Die Ausbreitung der Marienverehrung im 12. Jahrhundert förderte die Entstehung von Mariendichtungen. Auch die höfischen Epiker griffen Legendenstoffe auf, so Heinrich von Veldeke (»Sanct Servatius«), Hartmann von Aue (»Der arme Heinrich«, »Gregorius«), dann im 13. Jahrhundert Reinbot von Durne (»Der heilige Georg«), Rudolf von Ems (»Der gute Gerhard«, »Barlaam und Josaphat«), Konrad von Würzburg (»Silvester«, »Alexius«, »Pantaleon«), Heinrich von Freiberg (»Legende vom Heiligen Kreuz«). Vor 1300 entstanden die beiden großen gereimten Legendensammlungen des Deutschen Ordens: das »Passional« und das »Väterbuch«, um 1340 auch die ersten deutschsprachigen Prosasammlungen, z. B. das »Heiligenleben« von Hermann von Fritzlar, weiter in breiter Fülle Christuslegenden (z. B. »Der saelden hort«, 13. Jahrhundert) und Heiligenlegenden sowie die Legenden um vorbildlich deutsche Fürsten wie »Heinrich und Kunigunde« von Ebernand von Erfurt (13. Jahrhundert). Aus dem 15. Jahrhundert sind auch die ersten deutschen Legendenspiele bezeugt. Mit der Reformation trat das Interesse an der Legende v. a. durch M. Luthers Kritik am Heiligenkult zurück. Erst im Zuge der Gegenreformation und im Barock erfolgte v. a. im Rahmen der Predigtliteratur (Abraham a Sancta Clara) und des Jesuitendramas eine Wiederbelebung. Das 18. Jahrhundert entdeckte dann auch den literarischen Reiz der Legende (J. G. Herder, Goethe). Eine besondere Vorliebe für die Legende entwickelte sich im Gefolge der Romantik, z. B. die Legendendramen L. Tiecks, die Legendenballaden H. Heines, L. Uhlands, J. Kerners und E. Mörikes. Mit G. Kellers Legendenzyklus (»Sieben Legenden«, 1872) begann die Phase der Legendendichtung, in der an die Stelle naiver Gläubigkeit oder ästhetischer Faszination die psychologische Fundierung oder die ironische Distanz traten. Im 20. Jahrhundert verfassten Legendenerzählungen Gertrud von Le Fort, H. Hesse, T. Mann (»Der Erwählte«, 1951), Legendenspiele M. Mell, H. Graf Kessler und H. von Hofmannsthal. In anderen europäischen Sprachen entstanden u. a. die altchristliche Legende von N. S. Leskow, die Christuslegende von Selma Lagerlöf, die Legendendramen von P. Claudel und T. S. Eliot. Auch in Oper und Oratorium sind Legenden in die Libretti eingegangen (in jüngerer Zeit u. a. R. Strauss, A. Honegger, I. Pizzetti). - Legenden erscheinen nicht nur im christlichen, sondern auch im jüdischen, islamischen und buddhistischen Kulturbereich.
Vollständiges Heiligen-Lex. oder Lebensgesch. aller Heiligen, Seligen u. aller Orte u. aller Jahrhunderte, hg. v. J. E. Stadler u. a., 5 Bde. (1858-82, Nachdr. 1975);
H. Delehaye: Die hagiograph. L. (a. d. Frz., 1907);
H. Günter: Die christl. L. des Abendlandes (1910);
H. Günter: Psychologie der L. (1949);
T. Wolpers: Die engl. Heiligen-L. des MA. (1964);
B. Lermen: Moderne L.-Dichtung (1968);
A. Jolles: Einfache Formen (61982);
H. Rosenfeld: L. (41982);
F. Karlinger: L.-Forschung. Aufgaben u. Ergebnisse (1986).
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Le|gẹn|de, die; -, -n [mhd. legende < mlat. legenda, eigtl. = die zu lesenden (Stücke), zu lat. legere = lesen]: 1. a) kurze, erbauliche religiöse Erzählung über Leben u. Tod od. auch das Martyrium von Heiligen; b) Person od. Sache, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden (2 a) um sie gebildet haben; ↑Mythos (2): Georges Simenon, Vater des legendären Kommissars Maigret und wie dieser L. (Augsburger Allgemeine 11./12.2.78, VI); In Hollywood zählt Marlon Brando zu den lebenden -n der Filmwelt (Freizeitmagazin 26, 1978, 29); dieser Putschversuch wurde L. 2. a) ausschmückende Darstellung, glorifizierende Erzählung, Geschichte: Ein Mann, von dem die Lehrlinge des Kombinats sich -n erzählen (Brot und Salz 218); Der Eindruck, hier werde eine L. vom Leben des deutschen Schriftstellers Thomas Mann erzählt, wird verstärkt durch ... (Reich-Ranicki, Th. Mann 263); Jetzt werden Sie doch endlich über Verdi schreiben? Nein, natürlich nicht, ... da gäbe es kaum Neues zu entdecken, keine L. zu zerstören (Gregor-Dellin, Traumbuch 137); b) etw., was erzählt, angenommen, behauptet wird, aber nicht den Tatsachen entspricht: dass Frauen schlechter Auto fahren als Männer ist eine L.; die ... törichte L., dass Rennläuferinnen männlich-hart sein müssten (Maegerlein, Piste 133); 3. Erklärung der (in einer Landkarte, einer Abbildung o. Ä) verwendeten Zeichen; Zeichenerklärung: Wüstentiere: auf einer Holztafel ..., englisch und lateinisch beschriftet, eine L. darunter (Geiser, Wüstenfahrt 33). 4. (Polizeiw. Jargon) erdachte Lebensdaten, Identität; konstruierter Lebenslauf: Polizeibeamte sollen, mit falscher L. ..., im kriminellen Untergrund organisierte Verbrechen bekämpfen (Spiegel 2, 1984, 4). 5. (Musik) lyrisch-episches Tonstück, dessen Text auf einer ↑Legende (1 a) basiert.
Universal-Lexikon. 2012.