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Becher
Kelch; Kelchglas; Gral (fachsprachlich)

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Be|cher ['bɛçɐ], der; -s, -:
höheres, etwa zylinderförmiges [Trink]gefäß:
Flüssigkeit in einen Becher gießen; einen Becher Milch trinken.
Zus.: Joghurtbecher, Milchbecher, Pappbecher, Trinkbecher, Zahnputzbecher.

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Bẹ|cher 〈m. 3
1. Trinkgefäß, bes. ohne Fuß u. ohne Henkel
2. etwas Becherförmiges, z. B. Fruchthülle, unterster Teil der Holzblasinstrumente, Gefäß zum Würfeln (Würfel\Becher)
3. Gefäß am Förderband zum Aufnehmen des Materials (Förder\Becher)
4. Sternbild des südl. Himmels: Crater
● ein \Becher Eis, Milch, Wein; den (bitteren) \Becher bis zur Neige leeren, trinken 〈fig.; poet.〉 etwas bis zum Schluss auskosten (aushalten); den \Becher füllen, heben, leeren, kreisen lassen, die Runde machen lassen; den \Becher an den Mund setzen [<ahd. behhari, engl. beaker <mlat. bicarium; zu grch. bikos „irdenes Gefäß“]

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Bẹ|cher , der; -s, - [mhd. becher, ahd. behhari < mlat. bicarium < griech. bĩkos = irdenes Gefäß, wahrsch. aus dem Ägypt.]:
1. höheres, etwa zylinderförmiges [Trink]gefäß [ohne Fuß], meist ohne Henkel:
die B. füllen, leeren;
Milch in einen B. gießen;
einen B. (Becher voll) Eis essen;
Ü den B. des Leidens leeren (dichter.; Leid erfahren);
zu tief in den B. geschaut haben (ugs.; angeheitert, betrunken sein).
2. Pflanzenteil, der einem Becher ähnlich ist:
der B. der Eichel.

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I
Becher,
 
1) Trinkgefäß in Form eines Zylinders (meist ohne Fuß) oder eines umgekehrten Kegels (Sturzbecher). Becher aus Bronze sind schon in vorgeschichtlicher Zeit nachweisbar. Römische Becher sind meist aus Glas und Edelmetall. An die römische Tradition schließt im 9. Jahrhundert die rheinische Glasindustrie an und hält dem Werkstoff Ton noch im 16. Jahrhundert die Waage. Zur Zeit der Kreuzzüge fanden kostbare Becher aus Syrien und Ägypten, im 14. Jahrhundert solche aus Burgund weite Verbreitung. Das mittelalterliche Bürgertum benutzte meist große Becher aus Ton oder Holz; Haufebecher (ineinander stellbare Sätze von Bechern) waren aus Zinn oder Edelmetall; doch selbst an den Fürstenhöfen waren aus Maserholz gedrechselte Becher beliebt, die mit Gold, Edelsteinen und Email verziert sein konnten. Am Hof Kaiser Friedrichs II. kam der Prunkbecher aus Metall auf. Einfache Holz- und Irdenbecher waren jahrhundertelang das volkstümliche Trinkgefäß. Der aufwendigere, aus Metall getriebene Becher oder Humpen war z. B. Prunkstück von Zünften; der einfache Silberbecher wurde besonders im 16./17. Jahrhundert Honoratioren als Zeichen der Verehrung überreicht. Im 18. Jahrhundert wurde der Becher als Trinkgefäß durch die Tasse aus Porzellan und das Trinkglas verdrängt; vom 19. Jahrhundert an wuchs die Beliebtheit des silbernen Bechers als Patengeschenk.
 
 2) Astronomie: lateinisch Crater, kleines, unauffälliges Sternbild des Südhimmels nahe dem Herbstpunkt (Äquinoktium).
 
 3) Botanik: Becherhülle, Cupula, eine von den Vorblättern der Blüten gebildete becherförmige Hülle um die Früchte der Becherfrüchtler (Buchengewächse), z. B. der Eiche, Buche, Esskastanie.
 
 4) Musik: Schallbecher, der Schalltrichter bei Holzblasinstrumenten, besonders bei der Klarinette; ihm entspricht die Stürze der Blechblasinstrumente; bei der Orgel der Aufsatz der Lingualpfeifen.
 
II
Bẹcher,
 
1) Johannes R. (Robert), Schriftsteller, * München 22. 5. 1891, ✝ Berlin (Ost) 11. 10. 1958; der Vater war Oberlandesgerichtspräsident; Becher hatte eine unregelmäßige Ausbildung (studierte u. a. Medizin, Literatur, Philosophie), war zeitweilig drogensüchtig, tötete die Geliebte in versuchtem Doppelselbstmord. Eine politische Linkswendung führte bis zur festen Bindung an die KPD 1923, seit 1928 war er führend im »Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«. 1933 ging er ins Exil, zuerst nach Paris, ab 1934 war er in Moskau, arbeitete dort u. a. in der Redaktion der Zeitschrift »Internationale Literatur, Deutsche Blätter«, kehrte 1945 nach Deutschland (sowjetische Zone) zurück, bekam leitende Kulturfunktionen, ab 1954 Minister für Kultur in der DDR.
 
Frühe Überzeugung von künstlerischer Berufung und Druck der konservativen bürgerlichen Herkunft erzeugten eine Neigung zu schroffen Antinomien und ein konstantes Konfliktpotenzial (die erzählerische Bilanz versucht der Roman »Abschied«, 1938). Als wortgewaltiger Verkünder der Lasterhaftigkeit der Zeit und der Notwendigkeit der Umkehr (»Verfall und Triumph«, 1914) wurde er zum namhaften linken Expressionisten. Als Kommunist suchte Becher während der Weimarer Republik feste Einordnung in die Partei mit aktionistischer Dichtung zu verbinden (»Der Leichnam auf dem Thron«, 1924). In der Atmosphäre des Exils, in der deutsche Kommunisten die stalinschen Repressionen hinnahmen oder sogar unterstützten, entstanden politisch wie künstlerisch unannehmbare Werke, daneben Lyrik, die dem Nationalsozialismus die deutsche Kulturnation entgegensetzte. Während des Krieges schrieb er die dramatische Dichtung »Schlacht vor Moskau« (Uraufführung 1942; später unter dem Titel »Winterschlacht«), in der er die Verstrickung des deutschen Volkes in Verbrechen und die Chance zur Wandlung zur Diskussion stellt. Nach der Rückkehr fand sich Becher erneut im Zwiespalt zwischen bedingungsloser Parteitreue und eigenwilligen Auffassungen von Kultur und Literatur. Sein Bedürfnis nach Trauerarbeit, auch nach parteilicher Selbstkritik, stieß bei der Führung der SED auf Ablehnung (u. a. »Der Aufstand des Menschen«, erschienen 1983). 1949 verfasste er den Text der Nationalhymne der DDR (»Auferstanden aus Ruinen. ..«, Musik: H. Eisler). Seine Auffassungen zur »demokratischen Erneuerung« der deutschen Kultur legte er v. a. in Reden und Prosastudien vor (»Auf andere Art so große Hoffnung«, 1951; »Bemühungen«, 4 Bände, 1952-58). Seine seit 1988 erschienenen, in den 50er-Jahren unterdrückten Texte belegen, dass ihm sein Versagen vor den Realitäten der sowjetischen und der DDR-Gesellschaft bewusst war.
 
Weitere Werke: Gedichte: Der Ringende (1911); De Profundis Domine (1913); Päan gegen die Zeit (1918); An Alle (1919); Am Grabe Lenins (1924); Deutscher Totentanz (1933); Tränen des Vaterlandes 1937 (1937); Der Glückssucher und die sieben Lasten (1938); Heimkehr (1946); Sonett-Werk, 1913-55 (1956).
 
Drama: Der Weg nach Füssen (1953).
 
Roman: Levisite oder der einzig gerechte Krieg (1926).
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, 18 Bände (1966-81).
 
Literatur:
 
N. Hopster: Das Frühwerk J. R. B.s (1969);
 F. J. Raddatz: Traditionen u. Tendenzen, Bd. 1 (21976);
 M. Rohrwasser: Der Weg nach oben. J. R. B. (Basel 1980);
 R. Ziemann: Poet. Gestalt. Studien zum Spätwerk J. R. B.s (1992);
 
Kultur u. Kulturträger in der DDR, hg. v. W. Kopelke (1993).
 
 2) Johann Joachim, Mediziner, Chemiker und Volkswirtschaftler, * Speyer 6. 5. 1635, ✝ London im Oktober 1682 (oder 1685); als bedeutender Vertreter des Kameralismus fasste er die Wirtschaftspolitik als System staatlicher Lenkungen auf. In seinem Hauptwerk »Politischer Discurs« (1668) befasste er sich mit der Relation von verarbeitendem Gewerbe und Handel und wirkte für die Gründung von Manufakturen, Aufkaufstellen und Krediteinrichtungen. Ein Kommerzienkolleg sollte die von ihm vorgeschlagenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen koordinieren. Seine Vorstellungen über die Vorgänge bei der Verbrennung bildeten die Grundlage für die von G. E. Stahl begründete Phlogistontheorie. Als Vorsteher eines Werk- und Zuchthauses in Wien setzte sich Becher für die körperliche Arbeit als wesentliche Erziehungshilfe ein.
 
Literatur:
 
H. Hassinger: J. J. B. (1951).
 
 3) Martin Roda, Schriftsteller, * New York 21. 10. 1944, Sohn von 4); lebt in der Schweiz, schreibt Literaturkritiken, groteske und fantastische Erzählprosa.
 
Werke: Erzählungen: Chronik eines feuchten Abends (1965); Im Windkanal der Geschichte (1981); Der rauschende Garten (1983).
 
Romane: Flippern (1968); Saison für Helden (1970); Die rosa Ziege (1975).
 
Aufsätze: An der Grenze des Staunens (1983).
 
 4) Ulrich, Schriftsteller, * Berlin 2. 1. 1910, ✝ Basel 15. 4. 1990, Vater von 3); studierte Jura in Genf und Berlin, war bekannt mit G. Grosz, W. Herzfelde und E. Piscator, emigrierte 1933 nach Österreich (heiratete dort die Tochter des Schriftstellers A. Roda Roda), dann in die Schweiz, nach Brasilien und in die USA, kehrte 1948 nach Europa zurück; schrieb Dramen (großen Erfolg hatte »Der Bockerer«, 1946, mit P. Preses; über den Nationalsozialismus in Österreich) und zeitkritisch, sprachlich oft skurril wirkende Erzählwerke.
 
Weitere Werke: Erzählungen und Romane: Männer machen Fehler (1932, unter dem Titel Geschichten der Windrose 1958 neu herausgegeben); Nachtigall will zum Vater fliegen (1950); Die ganze Nacht (1955); Kurz nach 4 (1957); Das Herz des Hais (1969); Murmeljagd (1969); Williams Ex-Casino (1973); New Yorker Novellen (1974); Vom Unzulänglichen der Wirklichkeit (1983; Sammlung); Abseits vom Rodeo (herausgegeben 1991).
 
Dramen: Samba (1950); Feuerwasser (1951); Der Herr kommt aus Bahia (1957); Biene, gib mir Honig (1971).
 
Lyrik: Brasilianische Romanzero (1950).

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Bẹ|cher, der; -s, - [mhd. becher, ahd. behhari < mlat. bicarium < griech. bĩkos = irdenes Gefäß, wahrsch. aus dem Ägypt.]: 1. höheres, etwa zylinderförmiges [Trink]gefäß [ohne Fuß], meist ohne Henkel: die B. füllen, leeren; Milch in einen B. gießen; einen B. (Becher voll) Eis essen; Ü den B. des Leidens leeren (dichter.; Leid erfahren); *zu tief in den B. geschaut haben (ugs.; angeheitert, betrunken sein). 2. Pflanzenteil, der einem Becher ähnlich ist: der B. der Eichel.

Universal-Lexikon. 2012.