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Schleswig
Schles|wig:
Stadt in Schleswig-Holstein.

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Schleswig,
 
1) Kreisstadt des Kreises Schleswig-Flensburg, 14 m über dem Meeresspiegel, am Ende der Schlei, 26 500 Einwohner; evangelischer Bischofssitz; v. a. Behördenstadt, u. a. mit Landesbauamt, Wetterdienst, Oberlandes- und Oberverwaltungsgericht sowie Landessozialgericht; Landesarchiv, Landesmuseen, Wikinger Museum Haithabu, Städtisches Museum; Theater; zahlreiche dänische Einrichtungen. Die Industrie ist zum Teil an die Landwirtschaft gebunden: Zuckerfabrik, Kartoffelverwertung (Spiritusherstellung); Seilerei, Kunststeinplattenwerk; Fremdenverkehr; Küstenfischerei.
 
Stadtbild:
 
Der Dom Sankt Petri (12.-15. Jahrhundert) besteht aus hochgotischem Backsteinhallenchor (um 1275/80 bis gegen 1300), romanisches Querhaus (um 1180), spätgotisches Hallenlanghaus (1408-1501) und hohem neugotischem Westturm (1888-94); reiche Ausstattung: v. a. der Bordesholmer Altar, ein Hauptwerk der spätgotischen Schnitzkunst (1514-21 von H. Brüggemann); ferner das Renaissancegrabmal des dänischen Königs Friedrich I. (1551-55 von C. Floris), Spätrenaissancekanzel (1560). Zwischen den Strebepfeilern barocke Grabkapellen, in der großen Sakristei Fürstengruft mit Portal von A. Quellinus dem Älteren, der auch die Büsten des Herzogs Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorp und seiner Gemahlin schuf (1661 ff.); dreiflügeliger Kreuzgang (»Schwahl«, 1308-31). Das ehemalige Residenzschloss Gottorf ist eine mächtige, im Wesentlichen im 16./17. Jahrhundert erbaute Vierflügelanlage mit gotischer Königshalle (um 1520/30) und Kapelle (1590-92). Dieser bedeutendste Profanbau von Schleswig-Holstein beherbergt das Schleswig-Holstein. Landesmuseum und das Archäologiee Landesmuseum. Rathaus (1794) sowie Graues Kloster (ehemalige Franziskanerabtei, 13.-16. Jahrhundert) bilden einen Komplex. Im Südosten auf der Halbinsel Holm das ehemalige Benediktinerinnenkloster Sankt Johannis (jetzt evangelische Damenstift) mit mittelalterlicher, barock eingerichteter Kirche; im Remter romanisches Chorgestühl (um 1240). Zahlreiche historische Adelshöfe und Wohnhäuser (16.-19. Jahrhundert).
 
Geschichte:
 
Schleswig entstand in der Nachfolge des auf dem gegenüberliegenden Schleiufer angelegten und um 1050 zerstörten Handelsplatzes Haithabu. Die 1196 erstmals als Stadt bezeichnete Siedlung verlor seit dem späten 12. Jahrhundert mit dem Aufstieg Hamburgs und Lübecks als Handelsplatz an Bedeutung. Neuen Einfluss gewann Schleswig im späten Mittelalter als Residenz der Herzöge von Schleswig und Holstein, seit 1544 aus dem Haus Holstein-Gottorp. 1867-1946 hatte die Bezirksregierung für die preußische Provinz Schleswig-Holstein ihren Sitz in Schleswig, bis 1919 auch der preußische Oberpräsident.
 
Literatur:
 
D. Weldt: S. in Luftbildern (1985);
 
S. im MA. Archäologie einer Stadt, Beitr. v. V. Vogel u. a. (1989).
 
 2) ehemaliges Herzogtum an Eider und Schlei; 1867-1945 der nördliche Teil der preußischen Provinz, seit 1946 des Landes Schleswig-Holstein, den die Eider und der Nord-Ostsee-Kanal von Holstein trennen. - Der dänische König Göttrik übte um 800 im seit der Karolingerzeit zwischen Dänen und Fränkischem Reich umstrittenen Schleigebiet Herrschaftsrechte aus. Zum Schutz seiner dortigen Gebiete baute er das Danewerk aus. Zwar brach Kaiser Otto II. 974 den dänischen Widerstand am Danewerk und ließ eine Burg im umstrittenen Grenzgebiet errichten, doch bereits 983 wurde das Gebiet an der Schlei den Dänen überlassen. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts war Südjütland fest mit der dänischen Krone verbunden. Kaiser Konrad II. verzichtete zwischen 1025 und 1035 auf das Gebiet zwischen Eider und Schlei zugunsten von König Knut dem Großen von Dänemark. Seit Ende des 11. Jahrhunderts unter der Statthalterschaft von Mitgliedern des dänischen Königshauses, wurde Schleswig ein weitgehend selbstständiges Herzogtum. Die Söhne von Herzog Abel (* 1218, ✝ 1252; seit 1232, ab 1250 König von Dänemark) behaupteten sich mithilfe der Schaumburger, der Grafen von Holstein, im Besitz von Schleswig, das im Rang eines dänischen Fahnenlehens stand. Die von den dänischen Königen zunächst bestrittene Erblichkeit des Lehens wurde 1261 endgültig. Zugleich nahm die Verbindung zum holsteinischen Grafenhaus der Schaumburger immer engere Formen an, bis Graf Gerhard III. von Holstein (1304-40) seinem Haus die Anwartschaft auf Schleswig durch die Heirat seiner Schwester mit dem Herzog von Schleswig sicherte. Seine Nachkommen erhielten nach dem Aussterben des von Abel abstammenden Herzogshauses (1375) das Herzogtum Schleswig 1386 als dänisches Lehen. (Schleswig-Holstein, Geschichte)
 

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Schles|wig: Stadt an der Schlei.

Universal-Lexikon. 2012.