Gerhard,
Herrscher:
1) Gerhard II. zur Lịppe, Erzbischof (seit 1219), ✝ Bremervörde 27. 7. 1258; unterwarf in wechselvollem Kampf 1234 die ihm den Zehnten verweigernden Stedinger; 1247 setzte er gegenüber den Bremer Bürgern die ausschließliche Anerkennung der erzbischöflichen Gerichtsbarkeit durch.
2) Gerhard III., Gerhard der Große, Graf, * um 1292, ✝ (ermordet) Randers 1. 4. 1340; aus der Rendsburger Linie der Schaumburger, schuf 1313 durch die Verheiratung seiner Schwester Adelheid mit Herzog Erich II. (✝ 1325) von Schleswig die Grundlage zur (ersten) Vereinigung Schleswigs mit Holstein. Nach Erichs Tod behauptete Gerhard seine Ansprüche gegenüber König Christoph II. von Dänemark und setzte die Wahl des noch unmündigen Herzogs von Schleswig, Waldemar (III.), seines Neffen, zum dänischen Gegenkönig unter seiner Vormundschaft (Regentschaft) durch. Von ihm erhielt er 1326 Schleswig zum Lehen, musste es aber 1329 im Austausch gegen Fünen abtreten; 1340 erwarb er im Tausch gegen Nordjütland Schleswig erneut. Wenige Wochen danach wurde er von jütländischen Verschwörern ermordet.
3) Gerhard II. von Ẹppstein, Erzbischof (seit 1288), * um 1230, ✝ 25. 2. 1305; war mit Erzbischof Siegfried II. von Köln maßgeblich an der Wahl (1292) König Adolfs von Nassau und an dessen Absetzung (1298 Prozess im Mainzer Dom) beteiligt. Eine 1301 von Gerhard begünstigte Erhebung der rheinischen Kurfürsten gegen den zuvor mit seiner Unterstützung gewählten König Albrecht I. konnte dieser unterdrücken.
H. Patze: Erzbischof G. II. von Mainz u. König Adolf von Nassau, in: Hess. Jb. für Landesgesch., Bd. 13 (1963).
Gerhard,
1) Adele, geborene de Jọnge, Schriftstellerin, * Köln 8. 6. 1868, ✝ ebenda 10. 5. 1956; emigrierte 1938 in die USA; schrieb biographische Frauenromane, psychologische und zeitkritische Erzählungen.
Werke: Romane: Die Geschichte der Antonie van Heese (1906); Am alten Graben (1918); Pflügler (1925).
Autobiographie: Weg und Gesetz (1924); Das Bild meines Lebens (1948).
M. Gerhard: Das Werk A. G.s (1963).
2) Hubert, in Italien Girạrdi [dʒi-], Gherạrdi [ge-], niederländischer Bildhauer, * Amsterdam (?) um 1550, ✝ München um 1622/23; war nach einem Italienaufenthalt ab 1581 für die Fugger tätig, ab 1586 für den herzoglichen Hof in München. 1598-1613 wirkte er am Hof in Innsbruck. In seinem Werk verbinden sich niederländische (Florisstil) und italienische Einflüsse (Giambologna, B. Ammanati) zu einem frühbarocken Stil von eigenwilliger Ausprägung. Seine Figurengruppen zeigen einen rhythmisch gestaffelten Aufbau mit lebendiger Spannung von Umriss und Bewegung.
Werke: Brunnengruppe Mars und Venus für Schloss Kirchheim (1584-90; heute München, Bayerisches Nationalmuseum); Heiliger Michael an der Fassade von Sankt Michael in München (1588-92); Augustusbrunnen in Augsburg (1589-94); Bavaria im Hofgarten in München (1594).
3) Johann, lutherischer Theologe, * Quedlinburg 17. 10. 1582, ✝ Jena 17. 8. 1637; 1606 Superintendent in Heldburg, 1615 Generalsuperintendent in Coburg, 1616 Professor in Jena; verband in seinen Werken die reformatorische Lehre von der Alleingültigkeit der Schrift mit dem Aristotelismus. Sein Hauptwerk »Loci theologici« (1610-22, 9 Bände) gehört zu den bedeutendsten Werken der lutherischen Orthodoxie und ist außerdem wichtig für die Entwicklung des Episkopalsystems.
4) Roberto, spanischer Komponist schweizerischer Herkunft, * Valls (Provinz Tarragona) 25. 9. 1896, ✝ Cambridge 5. 1. 1970; Schüler von F. Pedrell und A. Schönberg, lebte ab 1939 in Cambridge; kompositorisch hervorgegangen aus der Tradition der spanischen Musik, die auch seine in einer sehr persönlichen Zwölftontechnik geschriebenen Werke noch prägt. Er schrieb Ballette (»Don Quixote«, 1950), die Oper »The Duenna« (1949), 5 Sinfonien, Konzerte, Kammermusik, »Collages« für Orchester und Tonband (1960), »The plague« für Sprecher, Chor und Orchester (1964; nach A. Camus).
Universal-Lexikon. 2012.