Blaualgen,
Cyanobakteri|en, Cyanophyta, Cyanophyceae, prokariontische (bakterienähnliche) Algengruppe. Blaualgen besitzen weder einen echten Kern noch andere Zellorganellen (Chloroplasten, Mitochondrien). Blaualgen sind meist vollständig autotrophe Organismen, die ähnlich den höheren Pflanzen Photosynthese betreiben. Als Photosynthesepigmente enthalten sie neben Chlorophyll a und Carotinoiden Phycobiliproteine (Phycocyanin und Phycoerythrin). Da das Verhältnis der einzelnen Pigmente zueinander stark schwanken kann, erscheinen Blaualgen zuweilen rot, blau, grün oder sogar schwarz (»Tintenstriche«). Der Photosyntheseapparat der Blaualgen ist dem der eukaryontischen Rotalgen sehr ähnlich. Da Blaualgen im Gegensatz zu den anderen photosynthetisch aktiven Bakterien bei der Photosynthese Sauerstoff freisetzen und während des Evolutionsprozesses wahrscheinlich schon sehr früh aufgetreten sind, werden sie für die Bildung der sauerstoffhaltigen Atmosphäre mitverantwortlich gemacht.
Der Thallus der Blaualgen ist entweder einzellig (z. B. die Gattung Chroococcus) oder fädig (z. B. die Gattung Nostoc). Schwärmer oder Gewebe treten nicht auf. Die Zellwand ist ähnlich wie bei gramnegativen Bakterien aufgebaut, meist tritt noch eine Gallertscheide auf, die bei fädigen Formen zur Trichombildung führen kann. Einige Vertreter besitzen besondere Zellen (Heterocysten) mit der Fähigkeit, Luftstickstoff zu assimilieren. Die immer ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch Sporen oder durch Fragmentation (Hormogonien). Bewegung geschieht durch Kriechen oder in Form von rhythmischem Pendeln (z. B. die Gattung Oscillatoria). Die etwa 2 000 Arten werden in fünf verschiedene Ordnungen eingeteilt. Blaualgen kommen im Süß- und Meerwasser vor, aber auch auf Baumrinden, Mauern, im Boden oder in heißen Quellen. Blaualgen gehören zu den Pionierpflanzen und zeichnen sich durch eine extreme Anpassungsfähigkeit aus. In verschmutzten Gewässern bilden sie Wasserblüten (besonders die Gattungen Oscillatoria und Aphanizomenon). Verschiedene Arten können giftige Wasserblüten verursachen.
Universal-Lexikon. 2012.