Dönitz,
Karl, Großadmiral (seit 1943), * Grünau (heute zu Berlin) 16. 9. 1891, ✝ Aumühle 24. 12. 1980; 1918 U-Boot-Kommandant, wurde nach vielseitiger Verwendung in der Reichsmarine 1936 »Befehlshaber der U-Boote« (BdU). Er entwickelte eine seestrategische Konzeption, die mit einem massierten Einsatz einer großen Zahl von U-Booten (300 Stück) zur Unterbrechung der Atlantikverbindungen zwischen Großbritannien und den USA eine Kriegsentscheidung erzwingen wollte. Mit diesen Vorstellungen konnte sich Dönitz vor dem Zweiten Weltkrieg jedoch nicht gegenüber Hitler und E. Raeder, dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, durchsetzen. Nachdem Dönitz im Januar 1943 unter Beibehaltung seiner Stellung als Befehlshaber der U-Boote Raeder als Befehlshaber der Kriegsmarine abgelöst hatte, konnte er in der »Atlantikschlacht« (1940-43) den konzentrierten Einsatz der U-Boote (»Rudeltaktik«) gegen die Geleitzüge der alliierten Kriegsgegner durchsetzen (Zweiter Weltkrieg). Durch Entzifferung des deutschen Funkcodes und durch Entwicklung verschiedener U-Boot-Abwehrmöglichkeiten seitens der Alliierten ging die »Schlacht im Atlantik« für Deutschland seit Mai 1943 verloren; trotz enormer Verluste an U-Booten ließ Dönitz jedoch in der Folgezeit den U-Boot-Krieg nicht einstellen.
Politisch war Dönitz dem nationalsozialistischen Staat treu ergeben und Hitler persönlich eng verbunden. Dieser ernannte ihn vor seinem Selbstmord mit Wirkung vom 1. 5. 1945 zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt. Mit der von ihm berufenen »geschäftsführenden Reichsregierung« (mit Sitz in Flensburg-Mürwik) suchte Dönitz die deutsche Kapitulation so zu steuern, dass in den noch verbleibenden Tagen möglichst viele Flüchtlinge aus den Ostprovinzen und möglichst große Teile des Ostheeres in den Machtbereich der westlichen Kriegsgegner Deutschlands gelangen konnten. Am 7. 5. 1945 unterzeichnete das OKW in seinem Auftrag die Gesamtkapitulation in Reims, am 8./9. 5. 1945 in Berlin-Karlshorst. Auf Befehl D. D. Eisenhowers, des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der westlichen Alliierten, wurde die Regierung Dönitz am 23. 5. 1945 verhaftet.
1946 verurteilte das Internationale Militärtribunal in Nürnberg Dönitz wegen Verbrechens gegen den Frieden und gegen das Kriegsrecht zu zehn Jahren Haft, die er im Gefängnis in Berlin-Spandau verbüßte.
Werke: Memoiren: 10 Jahre und 20 Tage (1958); Mein wechselvolles Leben (1968).
W. Lüdde-Neurath: Reg. D. (31964);
M. G. Steinert: Die 23 Tage der Reg. D. (1967);
M. G. Steinert: Die alliierte Entscheidung zur Verhaftung der Reg. D., in: Militärgeschichtl. Mitt., Jg. 40 (1986);
M. Salewski: Die dt. Seekriegsleitung 1935-45, 3 Bde. (1970-75);
K. Almann: Großadmiral K. D. Vom U-Boot-Kommandanten zum Staatsoberhaupt (1983);
P. Padfield: D. Des Teufels Admiral (a. d. Engl., 1984).
Universal-Lexikon. 2012.