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Edirne
Edịrne,
 
früher Adrianopel, Provinzhauptstadt in der europäischen Türkei, an der Mündung der Tunca in die Maritza, 102 300 Einwohner; Universität (gegründet 1982); Museen (u. a. Archäologisches Museum, Museum für Türkische und Islamische Kunst); Textil-, Teppich-, Leder-, Nahrungsmittel- und Rosenölindustrie; heute wirtschaftlich beeinträchtigt durch die Lage an der Grenze zu Griechenland und nahe der Grenze zu Bulgarien. Über Edirne führt die Eisenbahnlinie Belgrad-Sofia-Istanbul.
 
Stadtbild:
 
Die Hauptmoschee, die Eski Camii (nach 1403-14) reduziert den Typ einer Vielkuppelmoschee auf neun Kuppeln. Auch die drei großen Sultanmoscheen sind bedeutende Denkmäler osmanischer Baukunst: Die Üç Şerefeli Camii Murads II. (1437-47) hat als Erste in der osmanischen Architektur einen Arkadenhof, vier Minarette und krönt den Gebetssaal mit monumentaler Kuppel (Durchmesser 24 m, Scheitelhöhe über 27 m). Die Moschee (1484-88) von Bajasid II. führt diese Entwicklung weiter. Den Höhepunkt osmanischer Architektur bildet die Selimiye Camii, die Moschee Selims II., auf einer Anhöhe der Stadt, 1568-74 erbaut von Sinan, dessen Hauptwerk. Vier Minarette mit über 80 m Höhe umstehen die mächtige Kuppel (Durchmesser 31,28 m, Scheitelhöhe etwa 42 m), die sich über einem gegliederten Rechtecksaal mit acht mächtigen Pfeilern, die Bogen tragen, und einem chorartigen Mihrab erhebt. Zur Gesamtanlage (186 × 135 m) gehören ein Arkadenhof sowie zwei Medresen. Einige kleinere Stiftungsmoscheen haben einen T-förmigen Grundriss (Muradiye, 1436/37). Des Weiteren sind eine alte Brücke, ein Doppelbad und ein Han (heute Hotel) zu nennen, vom Serail sind nur geringe Reste erhalten.
 
Geschichte:
 
Edirne wurde von Kaiser Hadrian, vermutlich an der Stelle der älteren thrakischen Siedlung Uscudama, als Hadrianopolis neu gegründet. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage an der Heerstraße von Serdica (Sofia) nach Konstantinopel und ihrer Waffenfabriken nahm die Stadt besonders in der Spätantike einen großen Aufschwung. In der Nähe von Edirne siegte Konstantin der Große am 3. 7. 324 über Licinius; am 9. 8. 378 fiel hier Kaiser Valens in einer Schlacht gegen die Goten. In byzantinischer Zeit eine der wichtigsten Städte Thrakiens, mehrfach unter bulgarischer Herrschaft, während des 3. Kreuzzugs von Friedrich I. Barbarossa eingenommen (1190), 1204-25 zum Lateinischen Kaiserreich gehörig, wurde Edirne 1361 von den Osmanen erobert und zu ihrer Residenz erhoben. Auch nachdem Konstantinopel Hauptstadt des Osmanischen Reiches geworden war (1453), blieb Edirne bevorzugter Aufenthaltsort der Sultane. 1829 wurde in Edirne der Friede von Adrianopel geschlossen (Türkenkriege). 1920-22/23 gehörte die Stadt zu Griechenland.
 
Literatur:
 
K. Kreiser: E. im 17. Jh. nach Evliyā Çelebī (1975);
 A. Renz: Gesch. u. Stätten des Islam von Spanien bis Indien (1977).

Universal-Lexikon. 2012.