Hadrian,
eigentlich Pụblius Aelius Hadrianus, römischer Kaiser (117-138), * Italica in Spanien 24. 1. 76, ✝ Baiae (heute Baia) 10. 7. 138; wuchs im Haus seines Verwandten Trajan auf, heiratete dessen Großnichte Vibia Sabina (um 100) und beteiligte sich an beiden Dakerkriegen des Kaisers. Als Statthalter von Syrien wurde Hadrian nach der (angeblichen?) testamentarischen Adoption durch Trajan (✝ 8. 8. 117) am 11. 8. 117 in Antiochia zum Kaiser ausgerufen. Wegen der finanziellen Erschöpfung und der Unruhen im Reich, besonders des noch nicht beendeten Aufstandes der Juden (115-117), verzichtete Hadrian auf alle Eroberungen Trajans im Osten und beschränkte sich auf die Sicherung des Reiches, u. a. durch eine Heeresreform sowie die Anlage und den Ausbau von Grenzwällen in Britannien (Hadrianswall) und Germanien (Limes). In zwei großen Reisen besuchte Hadrian fast alle Provinzen, gründete viele Städte, u. a. Hadrianopolis (heute Edirne) und Antinoe/Antinupolis (zur Erinnerung an Antinoos), und entfaltete eine rege Bautätigkeit im Reich und in Rom: In der Hauptstadt Neubau des Pantheons, Bau des Venus-und-Roma-Doppeltempels und des Mausoleums, der heutigen Engelsburg; Hadriansvilla in Tivoli; Hadriansstadt, Bibliothek und Olympieion in Athen, das zugleich Sitz des von Hadrian gegründeten panhellen. Bundes wurde. Sein Plan, eine Kolonie (Aelia Capitolina) auf dem Boden des 70 zerstörten Jerusalem zu errichten, führte zu einem neuen Aufstand der Juden unter Bar Kochba (132-135). Im Innern ordnete Hadrian die Verwaltung unter besonderer Heranziehung des Ritterstandes neu und veranlasste eine Rechtskodifikation (Edictum perpetuum). Der hoch begabte Hadrian war selbst literarisch tätig und förderte als »Philosophenkaiser« die lateinische und besonders die griechische Literatur und Kunst. Seine lateinische Autobiographie ist verloren. Hadrian hinterließ keine Kinder; sein Nachfolger war der von ihm adoptierte Antoninus Pius. - Lebensbeschreibung in der Historia Augusta.
H. Bardon: Les empereurs et les lettres latines (Paris 21968);
K. M. Thornton: H. and his reign, in: Aufstieg u. Niedergang der röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. a., Tl. 2, Bd. 2 (1975, mit Bibliogr.);
S. Perowne: H. (a. d. Engl., 21977);
H. Halfmann: Itinera principum (1986);
S. Fein: Die Beziehungen der Kaiser Trajan u. H. zu den litterati (1994).
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Römisches Kaiserreich
Hadrian,
Adrian, Päpste:
1) Hadrian I. (772-795), Römer, ✝ Rom 25. 12. 795; gegen den Langobardenkönig Desiderius rief er Karl den Großen zu Hilfe, der dem Langobardenreich 774 ein Ende machte und die Pippinsche Schenkung bestätigte. Die Lösung von Ostrom fand Ausdruck in der Datierung päpstlicher Urkunden nach Pontifikats- statt nach Kaiserjahren.
2) Hadrian II. (867-872), Römer, * Rom 792, ✝ ebenda 14. 12. 872. Schwächer als seine Vorgänger, musste er die fortschreitende Zerrüttung des Karolingerreiches hinnehmen und konnte die päpstlichen Jurisdiktionsansprüche sowohl gegen Erzbischof Hinkmar von Reims als auch gegen das Patriarchat Konstantinopel (hinsichtlich der kirchenrechtlichen Unterstellung der jungen bulgarischen Kirche) nicht durchsetzen. Seine Parteinahme gegen Photios im Streit der Patriarchen Ignatios (* um 798, ✝ 877) und Photios von Konstantinopel wurde durch das Konzil von Konstantinopel 869/870 (nach Zählung der lateinischen Kirche das 8. ökumenische Konzil) bestätigt. In Mähren und Pannonien, die als Missionsgebiete des Kyrillos und Methodios dauerhaft der päpstlichen Jurisdiktion untergeordnet werden konnten, gestattete Hadrian die slawische Liturgie, weihte Methodios (869) zum Bischof und ernannte ihn zum Erzbischof von Pannonien und Mähren (dem Gebiet des antiken Bistums Sirmium).
3) Hadrian III. (884-885), Römer, ✝ bei Modena im September 885 auf der Reise zu Kaiser Karl III., bei dem er die Neubesetzung deutscher Bistümer regeln wollte. - Heiliger (Tag: 8. 7.).
4) Hadrian IV. (1154-59), früher Nikolaus Breakspear ['breɪkspɪə], bisher einziger Papst englischer Nationalität, * 1110/20, ✝ Anagni 1. 9. 1159. Auf Festigung der Herrschaft des Papsttums im Kirchenstaat und strenge Reform bedacht, gelang ihm die Unterdrückung der durch Arnold von Brescia in Rom verursachten Unruhen. Im beginnenden Ringen zwischen Papsttum und Kaisertum um die Weltherrschaft kam er in Widerstreit mit Friedrich I. Barbarossa (Verbindung Hadrians mit den Normannen), starb jedoch vor dem offenen Ausbruch des Kampfes.
5) Hadrian V. (1276), Genuese, vorher Ottobono Fieschi [fi'ɛski], * Genua, ✝ Viterbo 18. 8. 1276; Neffe Innozenz' IV., Freund Frankreichs und der Anjous, Legat Klemens IV. in England (1265-68), wo er zwischen Heinrich III. und den Baronen Frieden stiftete. Am Tag nach seiner Wahl hob er die Papstwahlordnung Gregors X. auf. Hadrian starb vor dem Empfang der Priester- und Bischofsweihe und vor der Krönung.
6) Hadrian VI. (1522-23), früher Adrian Florisz. Boeyens ['bujəns], Adrian von Utrecht [niederländisch 'ytrɛxt], Niederländer und bis zur Wahl Johannes Pauls II. (1978) letzter nichtitalischer Papst, * Utrecht 2. 3. 1459, ✝ Rom 14. 9. 1523; Schüler der Fraterherren in Zwolle, wissenschaftlich bedeutender Lehrer und fruchtbarer theologischer Schriftsteller in Löwen, seit 1517 Kardinal. Seit 1507 war er Erzieher des späteren Kaisers Karl V., für den er als Bischof von Tortosa (seit 1516) mit Kardinal F. Jiménez de Cisneros die Regentschaft führte und 1520 dessen Statthalter in Spanien wurde. Von asketischer Strenge, strebte er als Papst nach einer gründlichen Reform der Kirche, um der Glaubenserneuerung in Deutschland entgegenzuarbeiten, starb jedoch zu früh, um sich durchsetzen zu können.
Universal-Lexikon. 2012.