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Glogau
Glogau,
 
polnisch Głogów ['gu̯ɔguf],
 
 1) Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien, Polen, im nördlichen Niederschlesien, 76-81 m über dem Meeresspiegel, an der Oder, 73 000 Einwohner; Hütten- und Nichteisen-Metallurgiemuseum; Industriezentrum im Liegnitz-Glogauer Kupferrevier (Kupfererze 1957/58 entdeckt) mit Maschinenbau, Textil-, Schuh- und Nahrungsmittel-, besonders Zuckerindustrie, südlich von Glogau Kupfererzabbau bei Heerwegen (polnisch Polkowice), Lüben und Raudten (Rudna), westlich in Herrndorf (Żukowice) seit 1971 Kupferhütte (seit 1993 auch Silber-, Selen-, Goldschmelze); Oderhafen.
 
Stadtbild:
 
Barockschloss (1652-69; 1945 zerstört, seit 1964 Wiederaufbau) mit Turm (1344), Jesuitenkolleg mit Kirche (1694-1724), Ruinen eines gotischen Doms (13. Jahrhundert).
 
Geschichte:
 
Glogau, um 1010 gegründet, war 1251-1481 Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums. Mit diesem kam es 1331 unter böhmischer Oberhoheit. 1526 fiel es an Habsburg, 1742 an Preußen. Als Festung (1630-1903) war Glogau von militärischer Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg wurde Glogau zu 90 % zerstört. 1945 kam es unter polnische Verwaltung; seine Zugehörigkeit zu Polen wurde 1990 durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit 16. 1. 1992) anerkannt.
 
 2) Herzogtum, entstand 1251 durch Erbteilung. Herzog Konrad I. gründete dort eine neue Linie der Piasten. Bei seinem Tod (1273) teilten seine drei Söhne das Gebiet. Der Glogauer Herzog Heinrich III. (✝ 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Großpolen ausdehnen. Nach dem Tod Herzog Primkos (1331) wurde die böhmische Lehnshoheit anerkannt. 1368 kam eine Hälfte des Herzogtums an die herzogliche Linie zu Sagan, die andere in den Besitz des Königs von Böhmen und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen, 1476 an König Matthias I. Corvinus. Dessen natürlicher Sohn Johann vereinigte beide Teile wieder und vergab Glogau 1490 als Lehen an die polnischen Jagiellonen Johann I. Albrecht und Sigismund. Seit 1506 kein selbstständiges Herzogtum mehr, fiel Glogau 1508 an die böhmische Krone zurück und wurde durch die Heirat Königin Annas von Böhmen und Ungarn mit Ferdinand I. 1526 habsburgisch. Bereits 1482 waren Crossen, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg verkauft worden. 1632-34 führte Wallenstein nochmals den Titel eines Herzogs von Glogau.

Universal-Lexikon. 2012.