Akademik

Hippokrates
I
Hippokrates,
 
griechisch Hippokrạtes, griechischer Arzt, * auf Kos um 460 v. Chr., ✝ Larissa um 370 v. Chr. Hippokrates, über dessen Leben wenig bekannt ist, gilt als Begründer der Medizin als Erfahrungswissenschaft aufgrund unbefangener Beobachtungen und Beschreibung der Krankheitssymptome und einer kritischen, spekulationslosen Diagnostik. - Von den über 60 unter seinem Namen überlieferten Schriften (»Corpus Hippocraticum«), die v. a. der Ärzteschule von Kos und der in manchem abweichenden Schule von Knidos entstammen (griechische Medizin), lässt sich keine mit Sicherheit Hippokrates zuweisen. Nur über koische »Hippokratiker« sind Aussagen möglich, nicht über Hippokrates selbst. Die Hippokratiker verstanden Gesundheit und Krankheit als Gleichgewicht beziehungsweise Ungleichgewicht von Körpersäften und Elementarqualitäten (Humoralpathologie), wobei Umweltfaktoren, Lebensweise und Ernährung entscheidend sind. Sie beobachteten scharf die Krankheitssymptome; ihre Hauptanliegen waren jedoch die Prognose und die Prophylaxe, während sie sich in der Therapie zurückhielten und hauptsächlich die »Heilkraft der Natur« wirken ließen beziehungsweise unterstützten. Operative Chirurgie spielte (wie Anatomie) bei den Hippokratikern eine geringe Rolle.
 
Die historische Bedeutung der hippokratischen Medizin liegt einmal darin, dass sie das ärztliche Handeln einem hohen ethischen Verantwortungsbewusstsein unterstellte (hippokratischer Eid), zum andern darin, dass sie bewusst von religiös-magischer Krankheitsauffassung und Therapie abrückte und ein rational-natürliches Verständnis der Krankheit versuchte.
 
Ausgaben: Sämmtliche Werke, herausgegeben von R. Fuchs, 3 Bände (1895-1900); Werke. Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, herausgegeben von R. Kapferer, 25 Bände (1934-39); Œuvres complètes, 10 Bände (1973-82, griechisch und französisch).
 
Literatur:
 
C. Lichtenthaeler: Thucydide et Hippocrate vus par un historien-médecin (Genf 1965);
 G. Baissette: Leben u. Lehre des H. (a. d. Frz., 21970).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Hippokrates und die griechische Medizin: Die Lehre von den vier Säften
 
II
Hippokrates,
 
griechisch Hippokrạtes, Hippokrates von Chios [ç-], griechischer Mathematiker der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr.; Pythagoreer; lebte in Athen. Er reduzierte das delische Problem auf die Suche nach den beiden mittleren Proportionalen und versuchte, das Problem der Kreisquadratur mittels der nach ihm benannten hippokratischen Möndchen zu lösen.
 
Literatur:
 
G. I. Drinfel'd: Quadratur des Kreises u. Transzendenz von π (a. d. Russ., Berlin-Ost 1980).
 

Universal-Lexikon. 2012.