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Koreakrieg
I
Koreakrieg
 
Die von den Vereinten Nationen 1947 nach der Kapitulation Japans im von amerikanischen und sowjetischen Truppen besetzten Korea angeordneten Wahlen waren zunächst nur im Südteil durchgeführt worden. Der Gründung der Republik Süd-Korea im August 1948 folgte im September die Proklamation der Volksdemokratischen Republik Nord-Korea. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen im Laufe des Jahres 1948 begannen beide Teilrepubliken mit einer raschen Aufrüstung. Während der mit polizeistaatlichen Methoden regierende südkoreanische Präsident Syngman Rhee (1875-1965) eine aggressive antikommunistische Politik betrieb, war die kommunistische Führung Nord-Koreas unter Kim Il Sung (* 1912, + 1994) bemüht, mit subversiven Mitteln die südkoreanische Bevölkerung gegen den autoritären Präsidenten zu mobilisieren. An der Demarkationslinie häuften sich die Grenzzwischenfälle.
 
Als am 25. Juni 1950 nordkoreanische Truppen überraschend den 38. Breitengrad überschritten und schnell auf die grenznahe südkoreanische Hauptstadt Seoul vorrückten, sahen die Vereinigten Staaten in diesem Vorgehen der Nordkoreaner eine erneute Herausforderung der Sowjetunion im Kalten Krieg. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte Nord-Korea als Aggressor und beschloss die Bildung einer UN-Truppe, die unter dem Kommando der USA, die bereits seit dem 27. Juni die Südkoreaner unterstützten, den Angriff zurückschlagen sollte. Die UN-Resolution kam zustande, weil der sowjetische Delegierte aus Protest gegen die Aufnahme Taiwans in den Weltsicherheitsrat den Sitzungen ferngeblieben war und sein Veto nicht einlegen konnte. 15 Nationen beteiligten sich mit Kontingenten an dem UN-Unternehmen.
 
Nach dem Fall Seouls und der Zurückdrängung der südkoreanischen Einheiten bis in den äußersten Süden des Landes ließ der amerikanische Präsident Harry S. Truman die unter dem Kommando des Generals Douglas MacArthur stehenden amerikanischen Heeresverbände erheblich verstärken und befahl den Einsatz der Bodentruppen. Mit der am 15. September eröffneten Gegenoffensive wurde Seoul befreit und am 1. Oktober die Demarkationslinie wieder erreicht.
 
Trotz der Warnung der Pekinger Führung, der Übertritt von amerikanischen und von UN-Verbänden über den 38. Breitengrad sei für die Volksrepublik China der Anlass, in den Krieg einzugreifen, setzten die Amerikaner ihren Vormarsch bis zur chinesischen Grenze fort. Als starke chinesische Truppeneinheiten zum Gegenangriff antraten und die amerikanischen und die UN-Streitkräfte bis zum 38. Breitengrad zurückwarfen, forderte MacArthur die Bombardierung des chinesischen Hinterlandes und die Einbeziehung Taiwans in den Krieg.
 
An einer Ausweitung des Krieges mit China war jedoch Präsident Truman nicht interessiert, zumal der Schwerpunkt der Militärstrategie der USA in Europa lag. General MacArthur wurde abgelöst, am 10. Juli wurden Waffenstillstandsverhandlungen aufgenommen, die länger als zwei Jahre dauerten. Am 27. Juli 1953 wurde in Panmunjom der Waffenstillstand auf der Basis des Status quo ante unterzeichnet. Die Grenze zwischen beiden Landesteilen, der 38. Breitengrad, wurde bestätigt; eine entmilitarisierte Zone sollte den erneuten Ausbruch von Kämpfen verhindern. Die Teilung Koreas dauert bis in die Gegenwart an.
II
Koreakrieg,
 
Kampfhandlungen (1950-53) in Korea zwischen Truppen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nord-Korea) einerseits sowie Streitkräften der Republik Korea (Süd-Korea) und einer Streitmacht der UNO andererseits. Nach zahlreichen vorangegangenen Zwischenfällen überschritten am 25. 6. 1950 nordkoreanische Truppen die Demarkationslinie am 38. Breitengrad nach Süd-Korea. Sie bedrohten damit nicht nur dessen staatliche Existenz, sondern auch den Status quo zwischen den Einflussgebieten der »westlichen Mächte« (besonders der USA) und der UdSSR in Korea. Der Sicherheitsrat der UNO verurteilte Nord-Korea als Aggressor und beschloss (bei Abwesenheit der UdSSR) am 27. 6. 1950 die Aufstellung einer UNO-Streitmacht. Die USA trugen die militärische Hauptlast und stellten den Oberbefehlshaber, General D. MacArthur; 15 weitere Mitglieder entsandten Truppenkontingente.
 
Die nordkoreanischen Truppen eroberten zunächst ganz Süd-Korea bis auf den Brückenkopf Pusan im Südosten der Halbinsel. Mit der am 15. 9. 1950 begonnenen Gegenoffensive (vorbereitet durch amphibische Landungsoperationen im Rücken des Gegners bei Inch'ŏn) drängten die UNO-Streitkräfte die nordkoreanischen Truppen über den 38. Breitengrad zurück und erreichten im Oktober 1950 bei Chosan am Yalu die nordkoreanisch-chinesische Grenze. Eine von Freiwilligenverbänden aus der Volksrepublik China unterstützte Gegenoffensive Nord-Koreas konnten die UNO-Truppen im Januar 1951 südlich von Seoul aufhalten. Im Frühjahr 1951 stabilisierte sich die Front dicht nördlich des 38. Breitengrades. Als General MacArthur auf einer Ausweitung des Krieges (mit nuklearem Risiko) auf das Gebiet der Volksrepublik China beharrte, setzte ihn Präsident H. S. Truman im April 1951 ab und ernannte General Matthew Bunker Ridgway zu seinem Nachfolger. - Neuere Forschungen ergaben, dass der nordkoreanische Angriff 1950 nicht nur mit sowjetischem Wissen und der Billigung durch Stalin erfolgte, sondern dass die UdSSR auch direkt militärisch eingriff (64. Jagdfliegerkorps).
 
Am 10. 7. 1951 begannen in Kaesŏng Waffenstillstandsverhandlungen, die am 25. 10. 1951 in Panmunjom fortgesetzt wurden. In der Zeit zwischen den immer wieder unterbrochenen zweijährigen Verhandlungen unternahmen beide Seiten verschiedene militärische Offensiven, ohne jedoch noch nennenswerte Resultate erzielen zu können; die US-amerikanische Luftwaffe richtete regelrechte Flächenbombardements gegen nordkoreanische Industrie- und Siedlungsgebiete, die große Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten und u. a. zur völligen Zerstörung Pjöngjangs führten. Das Waffenstillstandsabkommen (27. 7. 1953 bestimmte mit geringfügigen Änderungen den 38. Breitengrad wieder als Grenze zwischen Nord- und Süd-Korea, legte eine 4 km breite entmilitarisierte Zone zu beiden Seiten der Grenze fest und setzte eine Waffenstillstandskommission ein. Die genaue Zahl der Opfer des - von beiden Seiten mit größter Härte geführten - Koreakriegs ist nicht bekannt; Schätzungen über die Kriegstoten in beiden Teilen Koreas (einschließlich der Zivilbevölkerung) bewegen sich in Millionenhöhe. Hunderttausende Chinesen verloren ihr Leben; in den Kämpfen fielen etwa 57 000 UNO-Soldaten (davon rd. 54 000 Amerikaner). Der Versuch eines Friedensschlusses scheiterte 1954. Dadurch wurde die Spaltung der koreanischen Halbinsel zementiert und ein gefährliches Krisenherd in Asien hinterlassen.
 
Der Koreakrieg, der ein Produkt des Kalten Krieges war und ihn weiter verschärfte, löste besonders in den USA eine antikommunistische Hysterie aus (J. R. McCarthy); v. a. aber wurde er in der westlichen Welt als Beleg für das kommunistische Expansionsstreben angesehen und beschleunigte die politisch-militärische Integration Westeuropas unter Einschluss der Bundesrepublik Deutschland (Wiederbewaffnung). Die Sowjetunion, die sich nach dem Eingreifen Chinas in den Koreakrieg mit dessen größer gewordenem Einfluss in Nord-Korea abfinden musste, reagierte nach dem Tod Stalins auf die internationale Situation mit verschiedenen Entspannungsinitiativen (u. a. Berliner Konferenz 1954).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Koreakrieg: Weltpolitische Zäsur
 

Universal-Lexikon. 2012.