Kremsier,
tschechisch Kroměříž ['krɔmjɛrʒiːʃ], Stadt im Südmährischen Gebiet, Tschechische Republik, an der March in der fruchtbaren Hanna, 29 800 Einwohner; Herstellung von Kraftfahrzeugelektrik.
Kremsier steht heute unter Denkmalschutz. Das frühbarocke Schloss (Ende des 17. Jahrhunderts), das sich an der Stelle der frühgotischen Burganlage erhebt, enthält im Lehenssaal ein Deckengemälde von F. A. Maulbertsch (1758-60) und eine bedeutende Gemäldegalerie, der Schlosspark im englischen Stil klassizistischer Architekturen. Nach dem Vorbild von Versailles wurde der französische Garten (Květná Zahrada) angelegt (u. a. mit 230 m langer Kolonnade). Die gotische Propsteikirche Sankt Mauritius (13. Jahrhundert) wurde später mehrmals umgestaltet. Die zum Piaristenkolleg (1687), später Franziskanerkloster, gehörende Kirche Sankt Johannes Baptist (1737-68) hat eine reiche Ausstattung; Domherrenpalais.
Kremsier, 1110 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt 1290 Stadtrecht. Es war seit dem 13. Jahrhundert Residenz der Bischöfe (seit 1777 Erzbischöfe) von Olmütz.
Der nach der Märzrevolution 1848 aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene und zunächst in Wien zusammengetretene österreichische Reichstag wurde im Verlauf der österreichischen Gegenrevolution nach Kremsier verlegt (Kaiser Ferdinand I. war in das nahe Olmütz geflohen). Auf dem Reichstag von Kremsier versuchten die slawisch- und deutschsprachigen Abgeordneten, unter Berücksichtigung der sich aus der Nationalitätenfrage ergebenden Probleme, eine Erneuerung der Monarchie zu erlangen (Verfassungs-Entwurf für einen Bund der Völker); die Regierung unter F. Fürst zu Schwarzenberg konnte sich jedoch nicht mit dem Reichstag über die Verfassung einigen. Nach dem Sieg der Gegenrevolution wurde der Reichstag am 5. 3. 1849 unter Oktroyierung einer am 7. 3. verkündeten großösterreichischen »Märzverfassung« (oktroyierte Verfassung) aufgelöst. (Frankfurter Nationalversammlung)
Universal-Lexikon. 2012.