Mau|ri|ti|us ; Maritius':
Insel[staat] im Indischen Ozean.
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I Mauritius,
die ersten englischen Kolonialpostwertzeichen von 1847. Sie zeigen Königin Viktoria und in 1. Auflage irrtümlich die Inschrift »Post Office« statt »Post Paid« wie in der 2. Auflage. Die Fehldrucke der 1. Auflage sind die orange Mauritius (One Penny) und die dunkelblaue Mauritius (Two Pence); sie gehören zu den seltensten Postwertzeichen. Von je 500 gedruckten Stücken sind nur noch 14 Stück von Nummer 1 (sieben auf einem Briefumschlag aufgeklebt, fünf gebraucht, zwei ungebraucht) und 12 Stück von Nummer 2 (drei auf einem Briefumschlag aufgeklebt, drei gebraucht, sechs ungebraucht) nachzuweisen.
Mauritius,
Fläche: 2 040 km2
Einwohner: (2000) 1,2 Mio.
Hauptstadt: Port Louis
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 12. 3.
Zeitzone: 1400 Port Louis = 1200 MEZ
amtlich englisch Republic of Mauritius [rɪ'pʌblɪk ɔf mə'rɪʃəs], Inselstaat im Indischen Ozean, östlich von Madagaskar, 2 040 km2 Landfläche, mit (2000) 1,2 Mio. Einwohnern. Mauritius umfasst die zu den Maskarenen gehörenden Inseln Mauritius (1 865 km2) und Rodriguez (550 km weiter östlich, 104 km2) sowie entfernter gelegene kleine Koralleninseln (71 km2): die Cargados-Carajos-Inseln (400 km nordöstlich von Mauritius) und die Agalegainseln (950 km nördlich von Mauritius). Hauptstadt ist Port Louis, Amtssprache Englisch. Währung: 1 Mauritius-Rupie (MR) = 100 Cent (c). Uhrzeit: 1400 Port Louis = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Seit 12. 3. 1992 ist Mauritius eine Republik innerhalb des Commonwealth of Nations. Es gilt die durch den Unabhängigkeitsbeschluss vom 12. 3. 1968 (»Mauritius Independence Order«) ergänzte Verfassung vom 12. 8. 1967, die seither mehrfach (zuletzt 1992) revidiert wurde. Staatsoberhaupt mit nur geringen Kompetenzen ist der vom Parlament auf Vorschlag des Regierungschefs für fünf Jahre gewählte Präsident der Republik. Das Kabinett unter Vorsitz des Premierministers ist dem Parlament verantwortlich. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (National Assembly), ein Einkammerparlament mit einer Legislaturperiode von fünf Jahren und maximal 72 Mitglieder; 62 direkt gewählten Abgeordneten (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr), bis zu acht berufenen Mitgliedern (ernannt aus den Reihen erfolgloser Kandidaten unter Berücksichtigung ethnischer Minderheiten), dem Parlamentssprecher (Speaker) und dem Generalstaatsanwalt.
Parteien:
Mauritius besitzt ein Mehrparteiensystem, in dem derzeit der Mouvement Militant Mauricien (MMM, deutsch Kämpfende Bewegung von Mauritius; gegründet 1969), der Parti Travailliste Mauricien (PTM, deutsch Arbeiterpartei von Mauritius, auch unter Mauritian Labour Party [MLP] bekannt; gegründet um 1936) und die Organisation du Peuple Rodriguais (OPR, deutsch Volksorganisation von Rodriguez, gegründet als Regionalpartei) die wichtigste Rolle spielen. Zu den einflussreichsten Oppositionsparteien zählen der Mouvement Socialiste Mauricien (MSM, deutsch Sozialistische Bewegung von Mauritius; gegründet 1983) und der Parti Mauricien Social-Démocrate (PMSD, deutsch Sozialdemokratische Partei von Mauritius; gegründet 1955).
Es zeigt einen geteilten und gespaltenen Schild, der von einer Dronte und einem Hirsch gehalten wird; eingerahmt ist er von zwei Zuckerrohrstängeln. Im ersten Schildfeld ist eine goldene Galeere mit gerefften Segeln zu sehen, Symbol für die überseeische Herkunft der Bewohner. Das zweite Feld zeigt drei grüne Palmen, das dritte Feld einen roten Schlüssel, der auf die strategische Lage der Insel hinweist. Im vierten Feld ist eine von einem silbernen Stern überhöhte silberne Spitze zu sehen. Unter dem Schild befindet sich ein Schriftband mit dem Spruch »Stella clavisque maris Indici« (»Stern und Schlüssel des Indischen Meeres«).
Nationalfeiertage:
12. 3., erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1968.
Mauritius ist in neun Distrikte gegliedert.
Die Gerichtsbarkeit wird von den Bezirksgerichten, einem Mittelgericht und dem Obersten Gerichtshof (Supreme Court) ausgeübt. Der Oberste Gerichtshof mit umfassender erst- und zweitinstanzlicher Gerichtsbarkeit entscheidet auch über die Auslegung der Verfassung und die Nichtigkeit von verfassungswidrigen Gesetzen. Gegen seine Entscheidungen kann der Kronrat in London angerufen werden. Seit 1992 ergehen die Entscheidungen des Kronrates als Urteile eines Appellationsgerichtes.
Das Zivilrecht, das auf dem napoleonischen Gesetzbuch beruht, sowie das Handelsgesetzbuch, das auf dem französischen »Code de Commerce« beruht, sind oft geändert und ergänzt worden. Das Prozessrecht beruht weitgehend auf der englischen Rechtstradition.
Die Verteidigung des Inselstaates übernimmt im Konfliktfall Großbritannien.
Landesnatur und Bevölkerung:
Die Insel Mauritius liegt 800 km östlich von Madagaskar. Sie ist vulkanischen Ursprungs und besteht aus etwa 600 m über dem Meeresspiegel gelegenen Plateaus, die nach Norden allmählich, nach Süden und Westen steil zur Küste abfallen. Überragt werden die Hochflächen von drei Gebirgen mit dem Piton de la Rivière Noire (826 m über dem Meeresspiegel) als höchstem Gipfel. Die vielen kleinen Flüsse haben zum Teil starkes Gefälle. Die steile Felsküste ist stark zerklüftet und reich an Naturhäfen.
Klima und Vegetation:
Das Klima ist tropisch. Der ganzjährig wehende Südostpassat bringt auf der luvseitigen Südostseite und in den Bergen jährlich 1 500-4 000 mm Niederschlag, auf der Westseite um 800 mm. In der Regenzeit (November/Dezember-April/Mai) treten häufig tropische Wirbelstürme (Mauritiusorkane) auf. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt im Innern 19 ºC, im Küstenbereich 23 ºC bei hoher Luftfeuchtigkeit. Der tropische Regenwald ist weitgehend zerstört; in den höheren Gebirgslagen ist die ursprüngliche Bambus- und Buschvegetation erhalten; sonst herrscht Kulturland vor.
Die Bevölkerung ist durch ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt gekennzeichnet. 68 % der Einwohner sind Nachkommen der im 19. Jahrhundert eingewanderten indischen Plantagenarbeiter (Indomauritier), 27 % gemischter Abstammung, 3 % Chinesen, 2 % Weiße (Frankomauritier). Die Chinesen und die Frankomauritier sind führend in Industrie und Handel. Als Umgangssprache wird von der Mehrzahl der Bevölkerung eine auf Französisch basierende kreolische Sprache gesprochen. Mit 578 Einwohner je km2 ist Mauritius das am dichtesten besiedelte Land Afrikas. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt (1990-98) 1,3 %, die städtische Bevölkerung (199) 41 %. Größte Stadt ist Port Louis mit 147 100 Einwohnern.
Die Religionsfreiheit ist durch die Verfassung garantiert. Dominierende Religion ist der Hinduismus, zu dem sich rd. 51 % der Bevölkerung bekennen. 31 % sind Christen, rd. 25 % gehören der katholischen Kirche an (exemtes Bistum Port Louis), etwa 6 % protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (v. a. Pfingstler und Presbyterianer) und der anglikanischen Kirche (Provinz Indischer Ozean). Die muslimische Bevölkerungsgruppe (rd. 17 %) umfasst Sunniten der hanefitischen Rechtsschule und Schiiten (Imamiten). Daneben gibt es Anhänger der Ahmadija-Bewegung. Unter den Chinesen sind der Buddhismus und traditionelle chinesische Religionen vertreten. Eine weitere religiöse Minderheit bilden die Bahais.
Das Primar- und Sekundarschulwesen ist, bis auf die verbreiteten privaten Sekundarschulen, kostenfrei. Die sechsjährige Primarschule beginnt ab dem 6. Lebensjahr, es folgt die siebenjährige Sekundarschule oder der Übertritt in beruflich-technisch orientierte Schulen. Die Analphabetenquote beträgt 17 %. Mauritius hat zwei Industrie- und Handelshochschulen, ein Polytechnikum und eine Universität (gegründet 1965).
In der Hauptstadt erscheinen vier Tageszeitungen zweisprachig (Englisch/Französisch) und zwei Tageszeitungen in chinesischer Sprache. Die »Mauritius Broadcasting Corporation« (MBC), gegründet 1964, Sitz Forest Side, sendet zwei Hörfunkprogramme in Englisch, Französisch, Chinesisch und sechs indischen Sprachen sowie seit 1965 ein Fernsehprogramm.
Wirtschaft und Verkehr:
Gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1994) 3 180 US-$ ist Mauritius eines der reichsten Länder Afrikas. Der Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrohr, das Textilgewerbe und der Tourismus sind die wichtigsten Wirtschaftszweige.
Im Agrarsektor arbeiten (1993) 15 % der Erwerbstätigen. Über die Hälfte der Landesfläche wird als Acker- und Dauergrünland genutzt. Da fast 70 % des Ackerlandes dem Zuckerrohranbau dienen, muss der Großteil der Nahrungsmittel importiert werden. Mauritius ist mit einer Erntemenge von (1994) 5 Mio. t Zuckerrohr drittgrößter Zuckerproduzent Afrikas. Ein weiteres Anbauprodukt für den Export ist Tee (1993: 5 930 t). Für den Eigenbedarf werden v. a. Reis, Mais, Kartoffeln und Bananen angebaut.
Die Fangmenge lag 1993 bei 21 000 t.
Trotz der Enge des Binnenmarktes, der peripheren geographischen Lage und des Fehlens mineralischer Rohstoffe hat die Industrialisierung große Fortschritte gemacht. Im industriellen Sektor arbeiten (1994) fast 36 % der Erwerbstätigen. Mehr als 50 % der Exporterlöse werden in der freien Produktionszone in Port Louis erzielt. Dominierend ist das Textilgewerbe (v. a. Strickwaren) neben der Leder-, Druck-, Nahrungsmittel-, Edelstein- und Elektronikindustrie.
Touristische Anziehungspunkte sind die weißen Sandstrände und die Korallenriffe. Die Auslandsgäste (1994: 400 500) kommen v. a. von der Nachbarinsel Réunion sowie aus Frankreich, der Republik Südafrika und Deutschland.
Die Handelsbilanz ist seit Mitte der 70er-Jahre defizitär (Einfuhrwert 1994: 1,9 Mrd. US-$, Ausfuhrwert: 1,3 Mrd. US-$). Ausgeführt werden v. a. Textilien (Anteil am Export 1994: 53 %, 1980: 15 %) und Zucker (1994: 24 %, 1980: 68 %). Wichtigste Handelspartner sind Großbritannien, Frankreich und die USA. Für den Schuldendienst müssen (1994) 7,3 % der Exporterlöse aufgewendet werden.
Verkehr:
Mauritius ist verkehrsmäßig gut erschlossen. Das Straßennetz ist (1993) 1 880 km lang. Der gesamte Seeverkehr wird über Port Louis abgewickelt, das seit 1991 einen Freihafen hat. Der internationale Flughafen liegt bei Plaisance im Südosten des Landes.
Die schon den Arabern und Malaien bekannte Insel wurde um 1510 von dem Portugiesen Pedro de Mascarenhas entdeckt. Diese war 1598 bis 1710 in niederländischem Besitz und erhielt in dieser Zeit ihren Namen nach Moritz (Maurits), Prinz von Oranien. Seit 1715 war Mauritius als Île de France französisch, seit 1810 britische Kolonie. Bei den allgemeinen Wahlen von 1948 trat die »Mauritian Labour Party« (MLP) erstmals als politische Kraft der überwiegend indischen Unterschicht auf, wogegen die französisch-sprechende Oberschicht 1955 den »Parti Mauricien Social-Démocrate« (PMSD) gründete. 1958 erhielt Mauritius Autonomie, am 12. 3. 1968 die Unabhängigkeit, blieb aber Dominion. Erster Premierminister wurde Seewoosagur Ramgoolam(MLP-Vorsitzender); ab 1976 bildeten MLP und PMSD eine Koalitionsregierung.
1982 errang ein Bündnis von Linksparteien um den 1969 gegründeten »Mouvement Militant Mauricien« (MMM) einen hohen Wahlsieg und stellte die Regierung unter Premierminister Anerood Jugnauth. Nach der Spaltung des MMM 1983 übernahm eine Regierungskoalition die Macht, die bei den Wahlen 1987 bestätigt wurde, aber 1988 zerfiel; Premierminister blieb jedoch Jugnauth. Aus den Wahlen von 1991 ging er, getragen von einer Allianz v. a. zwischen seiner eigenen Partei (»Mouvement Socialiste Mauricien«, MSM) und dem MMM, abermals als Sieger hervor. Am 12. 3. 1992 wurde die Republik Mauritius proklamiert, die aber Teil des Commonwealth of Nations blieb. Im Juni 1992 wählte die Nationalversammlung Cassam Uteem (MMM) zum Staatspräsidenten. Bei vorgezogenen Parlamentswahlen im Dezember 1995 siegte ein Bündnis aus MMM und MLP. Neuer Premierminister der Koalitionsregierung wurde der bisherige Oppositionsführer und MLP-Vorsitzende Navinchandra Ramgoolam, Sohn des ersten Premierministers nach der Unabhängigkeit. Die Parlamentswahlen im September 2000 gewann ein Bündnis von MMM und MSM. Gemäß einer vor den Wahlen getroffenen Vereinbarung wurde der MSM-Vorsitzende Jugnauth für drei Jahre Premierminister, der dann von dem MMM-Vorsitzenden Paul Berenger abgelöst werden soll; dieser wäre dann der erste Nicht-Hindu an der Sptze der Regierung seit der Unabhängigkeit 1968. Die geplante Einführung eines Gesetzes zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus führte Anfang 2002 zu heftigen innenpolitischen Diskussionen, da dadurch eine Einschränkung der bürgerlichen Rechte und Freiheiten befürchtet wurde. Staatspräsident Uteem weigerte sich, dieses Gesetz zu unterschreiben und trat daraufhin zurück. Von der Nationalversammlung wurde am 25. 2. 2002 Karl Offmann (MMM) zum neuen Staatspräsidenten gewählt.
A. S. Simmons: Modern M. The politics of decolonization (Bloomington, Ind., 1982);
S. Selvon: Historical dictionary of M. (Metuchen, N. J., 1991);
Population - development - environment. Unterstanding their interactions in M., hg. v. W. Latz (Berlin 1994).
Mauritius,
Anführer der Thebäischen Legion, die nach der Überlieferung bei Agaunum (heute Saint-Maurice, Kanton Wallis) um 300 ihr Martyrium erlitt. In karolingischer Zeit Patron des Langobardenreichs; seitdem wird auf ihn die Heilige Lanze zurückgeführt. Unter den Ottonen erstreckte sich seine politische Bedeutung wie seine religiöse Verehrung über das ganze Reich. - 1434 wurde in Savoyen der Ritterorden vom heiligen Mauritius gegründet, der 1572 mit den »Hospitalitern vom heiligen Lazarus« zum »Mauritius-und-Lazarus-Orden« vereinigt wurde. - Heiliger (Tag 22. 9.).
Mauritius wird in der bildenden Kunst als Ritter zu Fuß oder zu Pferd, oft auch als Schwarzer dargestellt (Statue im Magdeburger Dom, um 1240; »Die Begegnung der Heiligen Erasmus und Mauritius« von M. Grünewald, zwischen 1520 und 1524; München, Alte Pinakothek). Das Martyrium des heiligen Mauritius und der Thebäischen Legion schilderten u. a. J. da Pontormo (um 1530; Florenz, Palazzo Pitti) und El Greco (1580-82; Escorial, San Lorenzo el Real).
G. Suckale-Redlefsen: M. Der hl. Mohr (1987).
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Mau|ri|ti|us: Insel[staat] im Indischen Ozean.
Universal-Lexikon. 2012.