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Versailles
Versailler Abkommen; Vertrag von Versailles; Versailler Vertrag

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Versailles
 
[vɛr'zaɪ, französisch vɛr'sɑːj], Stadt im südwestlichen Vorortbereich von Paris, Verwaltungssitz des Départements Yvelines, Frankreich, 87 800 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Fachhochschule für Gartenbau, landwirtschaftliches Forschungszentrum; historisches Wagenmuseum, Museum Lambinet. Versailles hat bedeutenden Ausflugsverkehr; Hauptanziehungspunkt ist das Schloss.
 
Stadtbild:
 
Das Schloss von Versailles steht an der Stelle eines Jagdschlosses Ludwigs XIII., das unter Ludwig XIV., seit 1661 von L. Le Vau, seit 1678 von Mansart zu einem Palast erweitert wurde. J. Mansart machte Versailles zu einem Hauptwerk des Classicisme. Er schuf die 73 m lange Spiegelgalerie (1678-84; Dekoration von C. Le Brun) und am nördlichen Flügel die zweigeschossige Schlosskapelle (Wand- und Deckengemälde von A. Coypel), die 1710 von R. de Cotte vollendet wurde. J.-A. Gabriel schuf 1763-70 im Nordtrakt das Theater nach italienischen Vorbildern, A. Le Nôtre die großartigen, von Kanälen und Wasserbecken durchzogenen und mit Skulpturen geschmückten Gartenanlagen. König Louis Philippe ließ das Schloss nach einer Zeit des Verfalls 1833-37 als Nationalmuseum wiederherstellen (Gemäldegalerie, historische Porträts, Skulpturen, Möbel). An den »französischen Garten« schließen die Schlösser Trianon an. Versailles ist die größte Schlossanlage in Europa; Schloss und Gartenanlage wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
Geschichte:
 
Die Stadt entwickelte sich um das Schloss, das 1682-1789 Residenz der französischen Könige war.
 
1789 versammelten sich hier die Generalstände (Französische Revolution). Auch nach dem Ende des Königreichs blieb Versailles Schauplatz wichtiger Staatshandlungen. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war Versailles seit 1870 deutsches Hauptquartier. Am 26. 2. 1871 wurde der Vorfrieden von Versailles zwischen dem Deutschen Reich (Bismarck u. a.) und Frankreich (A. Thiers, J. Favre) geschlossen (Frankfurter Frieden). In Versailles traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei, und hier fand am 18. 1. 1871 die Kaiserproklamation statt (deutsche Geschichte). Nach dem Abzug der Deutschen tagte die französische Nationalversammlung 1871-79 in Versailles; den Aufstand der Kommune warfen die Regierungstruppen von Versailles aus nieder. Am 28. 6. 1919 wurde der Versailler Vertrag im Schloss von Versailles unterzeichnet.
 
Der Frieden von Versailles vom 3. 9. 1783 zwischen Frankreich und Großbritannien beendete die zwischen den beiden Staaten durch Frankreichs Beteiligung am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg entstandenen Feindseligkeiten. Obwohl Frankreich auf nennenswerten Territorialgewinn verzichtete (es erhielt die Antilleninsel Tobago und das Senegalgebiet), war der Friedensschluss ein Erfolg seiner von Graf von Vergennes geführten Außenpolitik. Am gleichen Tag wurde in Versailles auch der Frieden zwischen Großbritannien und Spanien, das Florida und die Insel Menorca erhielt, unterzeichnet.
 
Literatur:
 
T. W. Gaehtgens: V. als Nationaldenkmal (1984);
 
Die Gärten von V., Beitrr. v. P.-A. Lablaude (a. d. Frz., 1995);
 J. Levron: La cour de V. aux XVIIe et XVIIIe siècles (Paris 1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.