Akademik

Künstlervereinigungen
Künstlervereinigungen,
 
berufsständische Interessenverbände von Künstlern oder Zusammenschlüsse von Vertretern bestimmter Kunstrichtungen mit dem Ziel, die Interessen der Künstler in der Gesellschaft wahrzunehmen und ihre künstlerischen Intentionen durchzusetzen. Künstlervereinigungen waren im Mittelalter die Bauhütten, künstlerische Werkstätten, Zünfte und Gilden. Im 16.-18. Jahrhundert schlossen sich Künstler in Akademien zusammen (in Rom Accademia di San Luca, 1577, in Paris Académie Royale de Peinture et de Sculpture, 1648, seit 1816 Académie des Beaux-Arts); sie wurden Ende des 17. Jahrhunderts zu staatlichen Einrichtungen. Werkstätten blieben zum Teil berufsständische Künstlervereinigungen (v. a. die niederländischen Malerwerkstätten). Im 19. und 20. Jahrhundert erlebten die Künstlervereinigungen eine besondere Blütezeit. 1809 gründeten die Nazarener in Wien den Lukasbund (seit 1810 in Rom) mit der Absicht einer allgemeinen Erneuerung der Kunst. Seit den 1820er-Jahren bildeten sich in Deutschland Künstlervereine und Künstlergenossenschaften (»Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft«, 1858), die auch soziale Ziele verfolgten. - Wie der Lukasbund ist die Gründung der Bruderschaft der Präraffaeliten in England und der Schule von Barbizon in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts sowie der Peredwischniki in Russland 1870 eine Reaktion auf den herrschenden Klassizismus beziehungsweise Akademismus, gegen den sich Ende des 19. Jahrhunderts der künstlerische Widerstand organisierte. Es bildeten sich Sezessionen; die Sezessionisten gründeten als überregionale Organisation den Deutschen Künstlerbund (1903). 1907 wurde der Deutsche Werkbund gegründet. Berühmte Künstlervereinigungen des Expressionismus waren die Brücke in Dresden (1905) und der Blaue Reiter in München (1911). Fauvisten, Kubisten, Futuristen und Dadaisten sammelten sich, 1917 wurde die Stijl-Gruppe gegründet, 1919 formierten sich die Surrealisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden stilistisch gebundene Künstlervereinigungen mit Cobra in Belgien, SPUR, Zero und Zebra in Deutschland, Groupe de Recherche d'Art Visuel in Frankreich, Dwischenije (»Bewegung«) in der UdSSR und Európai Iskola in Ungarn. Interessenverband bildender Künstler der DDR war seit 1952 der Verband Bildender Künstler Deutschlands, 1970-90 unter der Bezeichnung Verband Bildender Künstler der DDR. Als Interessenverbände bestehen heute in Deutschland u. a. der Deutsche Künstlerbund e. V., der Deutsche Werkbund e. V., der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die GEDOK; daneben bildeten sich zahlreiche lokale Verbände.
 
Literatur:
 
C. Wilhelmi: Künstlergruppen in Dtl., Österreich u. der Schweiz seit 1900 (1996).

Universal-Lexikon. 2012.