Languedoc-Roussillon
[französisch lãgdɔkrusi'jɔ̃], Region in Südfrankreich, etwa dem Gebiet der historischen Landschaften Languedoc und Roussillon entsprechend; umfasst die Départements Pyrénées-Orientales, Aude, Hérault, Gard und Lozère; 27 376 km2, 2,295 Mio. Einwohner; Verwaltungssitz ist Montpellier. Die Region erstreckt sich rd. 180 km entlang der Mittelmeerküste von den östlichen Pyrenäen bis zum Rhônedelta. Hinter der flachen Ausgleichsküste mit Nehrungen und Strandseen breiten sich die Ebenen des Nieder-(Bas-)Languedoc und des Roussillon aus. Im Norden geht das Bas-Languedoc über die Garrigues allmählich in das südliche und südwestliche Zentralmassiv mit der Montagne Noire, den Causses und den Cevennen über. Als typische Mediterrankultur hat der Weinbau seit der Antike große Bedeutung; er nimmt 40 % der agrarischen Nutzfläche ein. Der Bewässerung von 300 000 ha Land zwischen unterer Rhône und Narbonne dient der Languedoc-Kanal (Canal Philippe Lamour) mit einem weit verzweigten, von der Rhône u. a. Flüssen gespeisten Kanalnetz. Bewässerungskulturen sind v. a. Obst und Gemüse; führend ist die Produktion von Aprikosen, Pfirsichen und Tomaten. Zunehmend werden Gewächshauskulturen eingerichtet.
Das Languedoc-Roussillon ist eines der größten Weinbaugebiete der Erde. Auf über 370 000 ha Rebland, das v. a. mit Rotweinreben (u. a. Carignan, Aramon, Grenache, Cinsault) bestanden ist, werden etwa 23-25 Mio. hl Wein jährlich erzeugt (etwa 40 % der französischen Produktion, in manchen Jahren entspricht das fast 10 % der Weltweinerzeugung), zu 80 % Tafel- und Landweine; 14,5 % sind AC-Weine (hierbei 15-20 % Weißweine), z. B. Fitou, Faugères, Blanquette de Limoux (ein weißer Schaumwein), Collioure, Corbières, Minervois und Saint-Chinian. Bedeutsam sind auch die Likörweine (Vins doux naturels): Banyuls, Maury, Muscat de Frontignan, Rivesaltes u. a. Der Anteil gediegener Landweine (Vins de Pays) beträgt 35 %.
Das Languedoc-Roussillon verfügt über die größten Bauxitvorkommen Frankreichs. Die Elektrizitätsversorgung wird durch die großen Kraftwerke im Rhônetal gewährleistet. Neben der Aluminiumindustrie in Salindres und der Seesalzgewinnung haben v. a. die Nahrungsmittel-, Bekleidungs- und Wirkwarenindustrie (Nîmes, Le Vigan, Ganges) sowie die Holzindustrie in den Ostpyrenäen und den Cevennen Bedeutung. Mit Errichtung einer Erdölraffinerie in Frontignan begann die Entwicklung der chemischen Industrie in Sète; Montpellier hat u. a. elektronische Industrie. Die Küste wurde seit 1963 für den Tourismus erschlossen; es entstanden die Badeorte La Grande-Motte, Port-Camargue, Carnon, Le Cap d'Agde, Valras-Plage, Gruissan, Leucate-Barcarès, Saint-Cyprien.
A. Pletsch: Moderne Wandlungen der Landwirtschaft im Languedoc (1976);
R. Ferras u. a.: Atlas et géographie du Languedoc et du Roussillon (Paris 1979);
G. Ammon: Strukturkrise einer Gesellschaft. Das L.-R. (1983);
C. Verlaque: Le L.-R. (Paris 1987).
Universal-Lexikon. 2012.