neben der konservativen, v. a. der an die lutherische Orthodoxie anknüpfenden altprotestantischen und der biblisch orientierten, so genannten »positiven« Theologie (z. B. M. Kähler) und der Vermittlungstheologie die dritte Hauptrichtung der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Die Wurzeln der liberalen Theologie liegen in den der Theologie durch Aufklärung und deutschen Idealismus vermittelten Impulsen. Zentrales Anliegen der liberalen Theologie war die kritische Untersuchung und Interpretation der Quellen zur Geschichte von Christentum, Kirche und kirchliche Lehre. Bedeutung erlangte besonders die von ihr als Instrumentarium zur Erforschung von Alten Testament und Neuen Testament sowie der Frühgeschichte des Christentums und der Dogmengeschichte entwickelte historisch-kritische Methode. Die Anfänge der liberalen Theologie waren geprägt von D. F. Strauss und der von F. C. Baur begründeten Tübinger Schule, die unter dem Einfluss der hegelschen Geschichtsphilosophie ein neues Verständnis der Dogmengeschichte entwickelte. A. Ritschl, der sich von der Tübinger Schule gelöst hatte, und die Göttinger Schule stellten dagegen die an der Person des historischen Jesus orientierte theologische Ethik in den Mittelpunkt. Aus dem Kreis der Schüler Ritschls ging die religionsgeschichtliche Schule hervor. (Kulturprotestantismus, Neuprotestantismus)
F. Courth: Das Wesen des Christentums in der L. T., dargest. am Werk F. Schleiermachers, F. C. Baurs u. A. Ritschls (1977);
M. Murrmann-Kahl: Die entzauberte Heilsgeschichte. Der Historismus erobert die Theologie 1880-1920 (1992);
Universal-Lexikon. 2012.