Mandäer
[zu aramäisch manda »Einsicht«], früher Johạnneschristen, dem Gnostizismus und Manichäismus verwandte Religionsgemeinschaft, die schon im 1. Jahrhundert nachweisbar ist. Ursprünglich wohl aus Palästina gekommen, hat sie heute etwa 30 000 Anhänger (nach Eigenangaben weit über 40 000) in Iran und Irak.
Die Religion der Mandäer stützt sich auf drei im 7./8. Jahrhundert kanonisierte Hauptschriften: Ginza, das »Johannesbuch«, in dem Johannes dem Täufer als Heilsmittler besondere Bedeutung zukommt, und »Qolasta« (Lobpreisung), eine Sammlung von Ritualen, Gebeten und Hymnen. Charakteristisch ist für sie ein kosmologischer Dualismus von Licht und Finsternis. Das höchste, absolute und formlose Prinzip stellt der »Lichtkönig« dar; das Heil des Menschen liegt in der Befreiung der Seele vom materiellen Leib und ihrer Rückkehr in die himmlische Lichtheimat durch Wissensoffenbarung. Der Kult der Mandäer wird von zwei Grundsakramenten geprägt: der möglichst häufig wiederholten Taufe (als Mittel zur Befreiung der Seele) und einer unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogenen Toten- oder Seelenmesse, die unmittelbar der Wiedergeburt dienen soll. Das Christentum, insbesondere die Person Jesu Christi, wird explizit abgelehnt.
K. Rudolph: Die M., 2 Bde. (1960-61);
K. Rudolph: Theogonie, Kosmogonie u. Anthropogonie in den mandäischen Schriften (1965);
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Man|dä|er <Pl.> [zu ostaram. mandā = Einsicht]: (im Irak u. im Iran heute noch verbreitete) alte gnostische Sekte, die einen Erlöser aus dem Reich des Lichtes erwartet.
Universal-Lexikon. 2012.