Partito Comunista Italiano,
Abkürzung PCI, deutsch »Kommunistische Partei Italiens«, gegründet 1921 in Livorno u. a. von Amadeo Bordiga (* 1889, ✝ 1970), P. Togliatti und A. Gramsci; hervorgegangen aus der »kommunistischen Fraktion« innerhalb des sozialistischen PSI mit Schwerpunkten in Turin (Fabrikräte; Gramsci, Togliatti) und Neapel (Bordiga). Auf dem XVII. Kongress von Livorno trennte sich im Januar 1921 der »Partito Comunista d'Italia« (Abkürzung PCdI) unter Führung Bordigas von der Mutterpartei. Die Organisation entsprach den Richtlinien der Komintern: Höchstes beschließendes Organ war der Parteitag, der das ZK und das Sekretariat, das eigentliche Machtzentrum der Partei, wählte. Das Verbot der faschistischen Regierung (1926) traf die Partei unvorbereitet und zerschlug weitgehend Mitgliederschaft und Führung; Parteichef Gramsci blieb bis zu seinem Tod 1937 in Haft. Von Togliatti aus dem Moskauer Exil gelenkt, bekämpfte die Partei zunächst die als »Sozialfaschisten« bezeichneten Sozialisten, ehe sie sich mit ihnen nach der Wende der Komintern zur Volksfrontpolitik (1934/35) zur antifaschistischen Aktionseinheit verband (gemeinsamer Kampf im Spanischen Bürgerkrieg).
Nach dem Sturz B. Mussolinis trat der PCI im April 1944 in der »Wende von Salerno« trotz seiner Vorbehalte gegen die Monarchie als erste Partei in die Sechsparteien-Regierung P. Badoglios ein. Im Norden kämpfte die Partei unter L. Longo 1943-45 führend in der Resistenza gegen die deutsche Besatzungsmacht. Als Massenpartei, die durch Erringung »kultureller Hegemonie« (Gramsci) schrittweise die Gesellschaft verändern wollte, wuchs der PCI dank seiner starken Basisverankerung (Partisanen) und des Verzichts auf militanten Atheismus bis Dezember 1945 zur mitgliederstärksten Partei Italiens (1945: 1,8 Mio.; 1954: 2,15 Mio.) an. Er verband klassenkämpferischen Revolutionswillen und reformistische Mitarbeit als Regierungspartei an der Verfassung der Republik (Anerkennung des parlamentarisch-pluralistischen Systems und des Kirchenartikels 7). Zu Beginn des Kalten Krieges drängte Ministerpräsident A. De Gasperi (DC) 1947 den PCI aus der Regierung. Bereits in den 50er-Jahren trat Togliatti (Generalsekretär 1947-64) für einen »eigenen Weg zum Sozialismus« (1956) ein. Er betonte die Vielschichtigkeit der kommunistischen Weltbewegung (»Polyzentrismus«) und bekräftigte (1964) die Autonomieposition des PCI gegenüber der KPdSU. Unter Generalsekretär Longo (1964-72) distanzierte sich der PCI vom sowjetischen Einparteiensystem und seinen Herrschaftsansprüchen (Verurteilung des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968), ohne allerdings die Bindung an die Sowjetunion ganz aufzugeben (so erhielt der PCI wie die anderen westeuropäischen Kommunisten finanzielle Zuwendungen von der KPdSU bis zum Ende der 80er-Jahre). Als erste kommunistische Partei war der PCI 1969 im europäischen Parlament vertreten. Die ideologische Öffnung wurde von Generalsekretär E. Berlinguer (1972-84) erfolgreich fortgesetzt: Er gehörte zu den Schöpfern der Lehre des Eurokommunismus und suchte durch die verdeckte Regierungs-Beteiligung im historischen Kompromiss nach neuen Ansätzen für praktische Politik. Damals erreichte der PCI seinen höchsten Stimmenanteil bei Kammerwahlen (1968: 26,9 %; 1972: 27,2 %; 1976: 34,4 %) und bestätigte seine Stellung als größte KP Westeuropas; auch in der Gewerkschaftsbewegung war sein Einfluss groß (v. a. auf die CGIL, die größte italienische Gewerkschaft).
Die schon seit 1983 angestrebte »neue Identität« des PCI als Teil der europäischen Linken präzisierte auf dem Parteitag 1989 Generalsekretär Achille Occhetto (* 1936; seit 1988 Nachfolger von Alessandro Natta, 1984-88): der PCI wolle »Reformpartei« mit einem »Programm der Alternative« sein, die zur Annäherung an Sozialdemokratie und Sozialistische Internationale führen solle. Im März 1990 beschloss der Parteitag von Bologna die von Occhetto geforderte Abkehr vom Kommunismus. 1991 wurde der Name geändert in Partito Democratico della Sinistra (PDS). Die Anhänger der orthodoxen kommunistischen Lehre gründeten daraufhin den Partito di Rifondazione Comunista (deutsch »Partei der kommunistischen Erneuerung«).
Universal-Lexikon. 2012.