Röhm-Putsch,
nationalsozialistische Bezeichnung für eine angebliche Verschwörung der SA unter E. Röhm, die zum Vorwand genommen wurde, um zunächst die SA-Führung unter Mithilfe der Reichswehr in einer von A. Hitler persönlich geleiteten und von SS und Gestapo organisierten dreitägigen Mordaktion ab dem 30. 6. 1934 (»Nacht der langen Messer«) zu beseitigen. Ziel war es, den Störfaktor SA auszuschalten, Hitlers Macht zu festigen, der konservativen Forderung nach einem Ende der »nationalen Revolution« nachzukommen und die Reichswehr von der Sorge vor einem Konkurrenten zu befreien. Von Reichswehr (W. von Blomberg, W. von Reichenau, W. von Fritsch, L. Beck) und innenparteilichen Gegnern Röhms (H. Göring, H. Himmler, R. Heydrich, R. Hess, W. Frick) in seiner Kritik an der SA bestärkt, entschloss sich Hitler spätestens ab Frühjahr 1934 zum Vorgehen gegen Röhm, dem Verrat und Homosexualität vorgeworfen wurden. Die Verhaftung und Erschießung der SA-Führer anlässlich einer Tagung in Bad Wiessee wurden genutzt, um auch konservative Gegner und sonstige missliebige Personen (u. a. E. J. Jung, G. von Kahr, E. K. Klausener, K. von Schleicher, G. Strasser) umbringen zu lassen. Durch Gesetz vom 3. 7. 1934 wurden die Mordtaten, denen nach Schätzungen mindestens 100 Personen zum Opfer fielen und die u. a. von F. von Papen, Blomberg und Carl Schmitt (»Der Führer schützt das Recht«) gutgeheißen wurden, von der Reichsregierung als »Staatsnotwehr« legalisiert.
K.-M. Grass: Edgar Jung, Papenkreis u. Röhmkrise 1933/34 (Diss. Heidelberg 1967);
C. Bloch: Die SA u. die Krise des NS-Regimes 1934 (1970);
M. Gallo: La nuit des longs couteaux. 30 juin 1934 (Paris 1970);
H. Höhne: Mordsache Röhm. Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft 1933-1934 (1984);
Universal-Lexikon. 2012.