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Schmitt
Schmịtt,
 
1) Carl, Staats- und Völkerrechtler, * Plettenberg 11. 7. 1888, ✝ ebenda 7. 4. 1985; 1921 Professor in Greifswald, 1922 in Bonn (Schüler u. a. E. Forsthoff, E. R. Huber, E. Friesenhahn), 1928 in Berlin (Handelshochschule), 1933 Universität Köln, 1933-45 (vorzeitige Entlassung) Universität Berlin.
 
Der wissenschaftliche Rang von Schmitt wird durch seine vor 1933 konzipierten Schriften begründet, deren Denkanstöße bis heute international fortwirken und weit über die Rechtswissenschaft hinausreichen: »Gesetz und Urteil« (1912), »Politische Romantik« (1919), »Die Diktatur« (1921), »Politische Theologie« (Band 1, 1922), »Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus« (1923), »Römischer Katholizismus und politische Form« (1923), »Der Begriff des Politischen« (1927) mit der Freund-Feind-Theorie als Grundbeziehung aller Politik, »Verfassungslehre« (1928), »Der Hüter der Verfassung« (1931). Schmitt wurde zum gefeierten Analytiker und Kritiker der Weimarer Epoche, der »den lebenden Parlamentarismus sezierte« und sein »notwendiges« Scheitern verkündete. Er bewunderte das Staatsmodell des faschistischen Italien und entwarf die Konturen eines »totalen Staates«, der weder parlamentarisch noch liberal sein konnte. Bei der Absetzung der preußischen Minderheitsregierung durch den Reichskanzler F. von Papen 1932 (»Preußenschlag«) vertrat Schmitt das Reich gegen Preußen vor dem Staatsgerichtshof.
 
Als Befürworter eines starken Staates wandte sich Schmitt ab März 1933 der vorher von ihm verachteten nationalsozialistischen Bewegung zu, trat der NSDAP bei, vertrat literarisch die »völkische Rechtserneuerung« und rechtfertigte u. a. die dreitägige Mordaktion ab dem 30. 6. 1934 (Röhm-Putsch) und den »Kampf der deutschen Rechtswissenschaft wider den jüdischen Geist«, Beiträge, von denen er sich später distanzierte. Er übernahm verschiedene politische und hochschulpolitische Funktionen (u. a. als »Preußischer Staatsrat«, 1933), die er jedoch 1936, nach Angriffen der SS-Zeitschrift »Das Schwarze Korps«, wieder verlor; danach wandte er sich v. a. völker- und kriegsrechtlichen Themen zu. Nach 1945 zog er sich nach Plettenberg zurück.
 
Seine Person und Rolle im Zusammenbruch der Weimarer Republik und in der Rechtsperversion des nationalsozialistischen Staates, die er selbst als »nach Motiv und Intention wissenschaftlich gemeint« ansah, sind umstritten. Seine Schriften, deren Einfluss erheblich geblieben ist, sind das Beispiel einer gezielt »situativen«, auf die politische Tageswirkung gerichteten Jurisprudenz. Nach einer Phase der Tabuisierung hat die wissenschaftliche Aufarbeitung des Wirkens von Schmitt begonnen.
 
Weitere Werke: Völkerrechtliche Großraumordnung (1939); Ex captivitate salus (1950); Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Ius Publicum Europaeum (1950); Hamlet oder Hekuba (1956); Theorie des Partisanen (1963); Politische Theologie, Band 2 (1970).
 
Literatur:
 
H. Hofmann: Legitimität gegen Legalität - Der Weg der polit. Philosophie C. S.s (1964);
 G. Schwab: The challenge of the exception. An introduction to the political ideas of C. S. between 1921 and 1936 (Berlin 1970);
 J. W. Bendersky: C. S. Theorist for the Reich (Princeton, N. J., 1983);
 B. Rüthers: C. S. im Dritten Reich (21990);
 H. Quaritsch: Position u. Begriffe C. S.s (21991);
 I. Staff: Staatsdenken im Italien des 20. Jh. (1991);
 D. van Laak: Gespräche in der Sicherheit des Schweigens. C. S. in der polit. Geistesgesch. der frühen Republik (1993);
 P. Noack: C. S. Eine Biogr. (Neuausg. 1996).
 
 2) Georg Philipp, Maler, * Spesbach (heute zu Hütschenhausen, Landkreis Kaiserslautern) 28. 10. 1808, ✝ Heidelberg 19. 1. 1873; Vertreter der Heidelberger Romantik, Schüler von P. von Cornelius in München. Schmitt malte religiöse Bilder in der Art der Nazarener sowie in Aquarell ausgeführte heimatliche Landschaften, Stadtansichten und Porträts. - Seine Söhne Guido (* 1834, ✝ 1922; in England tätig 1859-90) und Nathanael (* 1847, ✝ 1918) malten v. a. Porträts.
 
 3) Hermann Joseph, katholischer Priester, * Köln 1. 7. 1896, ✝ ebenda 23. 4. 1964; wurde 1928 Generalsekretär des Reichsverbandes der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine Deutschlands und 1933 für das Zentrum in den Reichstag gewählt; 1944 KZ-Haft in Dachau. Nach 1945 stand Schmitt bis 1962 den katholischen Arbeiter- und Knappenvereinen Westdeutschlands als Verbandspräses vor.
 
 4) Ludwig Erich, Germanist und Sprachwissenschaftler, * Lennep (heute zu Remscheid) 10. 2. 1908; Professor in Groningen, München, Leipzig, Köln, Gießen und ab 1956 in Marburg; veröffentlichte als Direktor des Forschungsinstituts »Deutscher Sprachatlas« und als Mitherausgeber des »Deutschen Wortatlas« (deutsche Sprachatlanten) zahlreiche Untersuchungen zur deutschen Wortforschung und zur Geschichte der deutschen Sprache.
 
Werke: Die deutsche Urkundensprache in der Kanzlei Kaiser Karls IV. (1936); Untersuchung zu Entstehung und Struktur der »neuhochdeutschen Schriftsprache« (1966).
 
Herausgeber: Tirolischer Sprachatlas, 3 Bände (1965-71); Kurzer Grundriss der germanischen Philologie, 2 Bände (1970-71).
 
 5) Martin, Skispringer, * Villingen-Schwenningen 29. 1. 1978; u. a. Olympiasieger 2002 (Mannschaft), Doppelweltmeister (Einzel, Mannschaft) 1999 und 2001 sowie Sieger des Gesamtweltcups 1998/99 und 1999/2000. Sportler des Jahres 1999.
 
 6) Saladin, Regisseur und Intendant, * Bingen 18. 9. 1883, ✝ Bochum 14. 3. 1951; während seiner Intendanz 1919-49 entwickelte sich das Bochumer Schauspielhaus zu einer der führenden deutschen Bühnen. Beispielgebend wirkte v. a. die Spielplangestaltung Schmitts, die durch Dichterzyklen - Shakespeare (1927, 1937), Goethe (1928), G. Hauptmann (1932), H. von Kleist (1936), C. F. Hebbel (1939), C. D. Grabbe (1941), F. Grillparzer (1942) - künstlerische Schwerpunkte setzte.
 
Literatur:
 
S. S., hg. v. K. Dörnemann (1964).

Universal-Lexikon. 2012.