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Stade
I
Stade,
 
1) Kreisstadt in Niedersachsen, an der Schwinge, vor deren Mündung in die Unterelbe, 5-14 m über M., 45 100 Einwohner; Fernhochschule Lüneburg, Regionalmuseum (im 1692-1705 errichteten Schwedenspeicher), Kunsthaus (Worpsweder Maler), Freilichtmuseum, Staats- und Stadtarchiv; Flugzeugbau, chemische und Aluminiumindustrie, Saline, Kernkraftwerk (672 MW), Wärmekraftwerk auf Erdgasbasis (Industriekraftwerk, 148 MW); Häfen Stadersand und Bützfleth am seeschifftiefen Fahrwasser der Unterelbe; Kultur- und Tagungszentrum »Stadeum« (eröffnet 1989).
 
Stadtbild:
 
Die mittelalterliche Stadt wurde 1659 durch einen Brand weitgehend zerstört. Die beiden ursprünglich gotischen Kirchen Sankt Wilhadi (Backsteinhalle des 13.-14. Jahrhunderts) und Sankt Cosmae et Damiani (13./15. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert erneuert) besitzen großartige Barockorgeln; der Barockhelm des Vierungsturms von Letzterer (1682) ist das Wahrzeichen der Stadt. Rathaus (1667); Zeughaus (1697-99); Stadtwaage, ein Fachwerkbau von 1753; Bürgermeister-Hintze-Haus mit manieristischem Fassadenstuck (1621); am Alten Hafen zum Teil stattliche Bürgerhäuser.
 
Geschichte:
 
Bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit waren Stade und Umgebung besiedelt. Keimzelle der heutigen Stadt wurde ein wohl um 800 angelegter Hafenort sowie ein Stapelplatz für den Warenumschlag vom Land- auf den Wasserweg, der bei Stade mit dem Elbfährbetrieb begann. Eine seit 994 bekannte Burg sollte Stade, dessen Name erstmals in einem Bericht Thietmars von Merseburg aufgeführt wird, schützen. 1209 verlieh Kaiser Otto IV. Stade Stadtrecht, 1272 erhielt die Stadt Münzrecht. 1254 schloss sich Stade dem Rheinen Städtebund an, seit dem 13. Jahrhundert gehörte es zur Hanse. 1648 nahm die schwedische Regierung der 1645 eroberten Stifte Bremen und Verden ihren Sitz in Stade, das zur Festung ausgebaut wurde. Mit Übernahme durch Hannover (1715) wurde Stade Provinzialhauptstadt und 1883 Sitz eines preußischen Regierungspräsidenten.
 
 
Literatur:
 
S. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart, Beitrr. v. G. Aust u. a. (1994).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Lüneburg, Niedersachsen, an der Unterelbe zwischen Hamburg-Harburg und der Ostemündung, 1 266 km2, 190 700 Einwohner. Das Kreisgebiet umfasst in der Elbniederung das Alte Land und das Land Kehdingen, außerdem hat es Anteil an der sandigen, von moorigen Wiesentälern durchzogenen Stader Geestplatte. Zur gut entwickelten Industrie gehören zwei Großkraftwerke und Großbetriebe besonders der chemischen und Aluminiumindustrie in günstiger Lage auf angespülten Flächen (Bützflether und Stader Sand) am seeschifftiefen Fahrwasser der Unterelbe. Hauptstandorte der gewerblichen Wirtschaft sind Stade und Buxtehude. Landwirtschaftlich bedeutend ist der Obstbau im Alten Land, das ebenso wie der Geestbereich für die Hamburger Bevölkerung Naherholungsgebiet ist. Der Kreis ist Wohngebiet für Pendler nach Hamburg.
 
II
Stade,
 
1) Frederica von, amerikanische Sängerin (Mezzosopran), * Somerville (N. J.) 1. 6. 1945; debütierte 1970 an der Metropolitan Opera in New York und trat u. a. an der Mailänder Scala sowie bei Festspielen (Salzburg, Glyndebourne) auf; wurde besonders als Mozart- und Rossini-Interpretin bekannt; auch bedeutende Lied- und Konzertsängerin.
 
 2) Martin, Schriftsteller, * Haarhausen (bei Arnstadt) 1. 9. 1931; arbeitete in verschiedenen Berufen, seit 1969 freischaffender Schriftsteller. Stade, der sich nicht an den offiziellen Kulturbetrieb der DDR anpasste (1979 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen), findet seine Stoffe im ländlichen Raum, v. a. aber in der deutschen Geschichte. Die historischen Romane »Der König und sein Narr« (1975) und »Der närrische Krieg« (1981) kreisen um Macht, ihren Missbrauch und die Rolle des Intellektuellen dabei.
 
Weitere Werke: Roman: Der junge Bach (1985).
 
Erzählungen: Der himmelblaue Zeppelin (1970); Der Windsucher u. a. Dorfgeschichten (1984); Die scharf beobachteten Stare (1992).

Universal-Lexikon. 2012.