Stadtklima,
das gegenüber dem Umland stark veränderte Klima (Mesoklima) von Städten und Industrieballungsräumen. Es umfasst die bodennahe Luftschicht oberhalb und in unmittelbarer Umgebung der Stadt. Verursacht wird es durch die Art und Dichte der Bebauung, das Wärmespeichervermögen der Baustoffe, die Versiegelung des natürlichen Erdbodens, das weitgehende Fehlen von Vegetation, den veränderten Wasserhaushalt und die vermehrte Emission von Abgasen, Aerosolen und Abwärme. Kennzeichnend sind v. a. höhere Temperaturen (in Mitteleuropa im Jahresmittel um 0,5-1,5 ºC, im Winter um 1-2 ºC; Entstehung einer Wärmeinsel), besonders als Folge der Wärme, die bei künstlicher Energienutzung (v. a. durch Beheizung der Gebäude und Kfz-Verkehr) abgegeben oder durch das rasche Abfließen von Wasser in die Kanalisation nicht zur Verdunstung benötigt wird. Die relative Luftfeuchte ist dadurch jedoch nur leicht vermindert, da Verbrennungs- und Trocknungsprozesse wiederum Wasserdampf freisetzen. Bei austauscharmen Wetterlagen (Inversion) kommt es, verstärkt durch einen hohen Aerosolgehalt der Luft, rasch zu Dunst- oder Nebelbildung (Smog). Die direkte Einstrahlung wird geschwächt, v. a. im Ultraviolettbereich (im Winter 30 %, im Sommer 5 % weniger als in nicht bebauten Gebieten), die diffuse Strahlung nimmt zu, und der Treibhauseffekt wird verstärkt. Die Wärmeabgabe begünstigt die Konvektion und damit die Wolkenbildung. Die dadurch gelegentlich beobachtete Zunahme der Starkregen trifft aber vielfach erst das leewärts gelegene Umland. Die mittlere Windstärke ist im Stadtbereich stets vermindert. In einzelnen Straßenzügen aber können abhängig von der Windrichtung Düsenströmungen auftreten, deren Geschwindigkeiten die Freilandwerte deutlich übertreffen.
Insgesamt erzeugt die Stadt ein den Menschen belastendes Bioklima, das sich, neben Belastungen durch die Luftverschmutzung, v. a. nach heißen Sommertagen durch die fehlende nächtliche Abkühlung unangenehm bemerkbar macht. Für Städte sind daher die Planung und Erhaltung von Frischluftschneisen und Ventilationsbahnen sehr wichtig.
W. Eriksen: Probleme der Stadt- u. Geländeklimatologie (1975);
S., hg. v. E. Franke (1977);
S. u. Luftreinhaltung, hg. v. der VDI-Kommission Reinhaltung der Luft (1988);
Bebauung u. S., bearb. v. W. Kaiser (41995);
S. u. Großstädte, bearb. v. W. Kaiser: (41995);
Freiflächen u. S., bearb. v. B. Koengeter (Neuausg. 1995).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Stadt: Ökologische Aspekte
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Stạdt|kli|ma, das: bes. durch die dichte Bebauung, die Erzeugung von Wärme u. Abgasen, Verschmutzung der Luft u. a. bestimmtes Klima im Bereich größerer Städte.
Universal-Lexikon. 2012.