* * *
Ạn|ti|christ
I 〈[-krıst] m. 16〉 Gegner, Widersacher des Christentums
II 〈a. [—′-] m.; -s; unz.〉 der Teufel; Sy Widerchrist
* * *
1Ạn|ti|christ, der; -[s] [mhd., ahd. Antikrist < spätlat. antichristus < griech. anti̓christos]:
Widersacher Christi; Teufel.
Gegner des Christentums.
* * *
Ạntichrist,
Widerchrist, bei M. Luther Endchrist, nach altjüdischer und christlicher Vorstellung der Ankunft des Messias (griechisch: Christos) vorausgehender teuflischer Gegenspieler, von den Juden (als Antimessias) zumeist mit einem heidnischen Herrscher gleichgesetzt (z. B. Antiochus IV. Epiphanes). Die griechische Bezeichnung »antichristos« findet sich im Neuen Testament nur in den Johannesbriefen (1. Johannesbrief 2, 18. 22; 4, 3; 2. Johannesbrief 7); wer die Messianität und Leiblichkeit Jesu leugnet, ist ein Antichrist (im Plural nur 1. Johannesbrief 2, 18). Der Sache nach begegnet der Antichrist als endzeitlicher Gegenspieler Christi auch in der »synoptischen Apokalypse« (Markus 13 mit Parallelen), im 2. Thessalonicherbrief (2, 3-12) und in der Apokalypse des Johannes (besonders Kapitel 13); nach Offenbarung des Johannes 16, 13; 20, 10 bilden die zwei antichristlichen, auf den römischen Kaiser und die Priesterschaft seines Kultes zu deutenden Tiere von Kapitel 13 mit dem teuflischen Drachen von Offenbarung des Johannes 12 eine Art Antitrinität, die vom erhöhten Christus überwunden und vernichtet werden wird (Offenbarung des Johannes 17, 14; 19, 15-21; 20, 10; vergleiche 2. Thessalonicherbrief 2, 8).
Im Lauf der Zeit ist der Antichrist mit vielen Erscheinungen und Personen identifiziert worden: mit Nero, Mohammed u. a., dem reich und politisch mächtig gewordenen Papst als Person, so von den Franziskanerspiritualen u. a. Oppositionsgruppen des Mittelalters (J. Wiclif, J. Hus), und dem das Evangelium unterdrückenden und sich über Gott stellenden Papsttum als Institution (so von Luther und der Reformation). Ob die neutestamentlichen Autoren mit dem Antichrist eine Figur ihrer Zeit meinten, ist unsicher.
Literarische Behandlung:
Im 10. Jahrhundert fasste Adso von Toul die Sage im »Liber de Antichristo« zusammen, aus dem sowohl das lateinische Drama »Ludus de Antichristo« (12. Jahrhundert) als auch spätere geistliche Spiele bis hin zu J. Ruiz de Alarcón y Mendozas Komödie »El Anticristo« schöpften. Durch Luthers Gleichsetzung des Papstes mit dem Antichrist wurde das Reformationsdrama um eine symbolische Figur bereichert (Naogeorgus: »Pammachius«; J. Bale: »King John«; N. Frischlin: »Phasma«). Neubelebungen des Stoffes sehen im Antichrist eine Verkörperung von Versuchungen des modernen Menschen (F. M. Dostojewskij: »Der Großinquisitor«; W. S. Solowjew: »Drei Gespräche«; Selma Lagerlöf: »Die Wunder des Antichrist«;J. Roth).
In der Kunst wird der Antichrist seit dem 10./12. Jahrhundert dargestellt (Apokalypsenkommentare); im 15. Jahrhundert in Blockbüchern weit verbreitet. Einen Freskenzyklus malte L. Signorelli (1500-04; Dom von Orvieto). Aus L. Cranachs Werkstatt stammt das antipäpstliche »Passional Christi und Antichrist« (um 1520).
Allgemeines:
W. Bousset: Der A. in der Überlieferung des Judentums, des N. T. u. der alten Kirche (1895);
J. Ernst: Die eschatolog. Gegenspieler in den Schriften des N. T. (1967);
O. Böcher in: TRE, Bd. 3 (1978);
H. D. Rauh: Das Bild des A. im MA. (21979);
G. C. Jenks: The origins and early development of the Antichrist myth (1991);
S. Heid: Chiliasmus u. A.-Mythos. Eine frühchristl. Kontroverse um das Hl. Land (1993).
Literarische Behandlung:
* * *
Ạn|ti|christ [mhd., ahd. Antikrist < spätlat. antichristus < griech. antíchristos]: 1. der; -[s]: der Widersacher Christi, der Teufel: Sie sah in Hitler die Personifikation des A. (Spiegel 45, 1977, 57); Ü die Intellektuellen ... biederten sich beim A. an: nämlich beim Widersacher des Geistes (K. Mann, Wendepunkt 224). 2. der; -en, -en: Gegner des Christentums: er ist ein überzeugter A.; als sich in den Gemächern des Vatikans Christ und A. die Hand reichten (Spiegel 7, 1967, 70).
Universal-Lexikon. 2012.