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Theoderich
I
Theoderich,
 
Name gotischer Könige; bedeutend v. a.:
 
 Ostgoten:  
 1) Theoderich der Große, Teilkönig (seit 471), König (seit 474, in Italien seit 493), * in Pannonien 451 (?), ✝ Ravenna 30. 8. 526; Sohn des Thiudimir (✝ 474) aus dem Geschlecht der Amaler, lebte etwa 459-469 als Geisel in Konstantinopel. Theoderich wurde vom oströmischen Kaiser Zenon 476/483 zum Heermeister und Patricius ernannt und war 484 Konsul (Empfang des römischen Bürgerrechts). Seit 488 bekämpfte er im Auftrag Zenons die Herrschaft des Skiren Odoaker in Italien, drängte diesen nach Verona zurück, wo er ihn ihm September 489 besiegte; später belagerte er länger als zwei Jahre lang Ravenna, wohin Odoaker geflohen war (die »Rabenschlacht« der Sage um Dietrich von Bern). Nachdem er 493 Odoaker ermordet hatte, wurde Theoderich Regent Italiens als Stellvertreter des oströmischen Kaisers, der ihn erst 497 als König des westlichen Reiches anerkannte (Theoderich nannte sich »Flavius Theodericus rex«). Seine in Wirklichkeit unabhängige Herrschaft dehnte er durch Bündnisse bis in den Alpen- und Donauraum aus. Trotz intensiver Heiratspolitik mit den benachbarten germanischen Königreichen (Westgoten, Burgunder, Franken) gelang deren erhoffte Vereinigung innerhalb des Weströmischen Reiches nicht.
 
Theoderichs Regierungszeit gilt als »goldene Epoche«. Er behielt die römischen Staatseinrichtungen bei und war um die Erhaltung antiker Kultur bemüht, die nochmals eine Blüte erlebte; hervorragende Römer (Cassiodor, Boethius) betraute er mit Ämtern. Das Heerwesen blieb den Goten vorbehalten; zu einer Vermischung der arianischen Goten mit den Römern kam es nicht. - Theoderich wurde in Ravenna beigesetzt (Theoderich-Grabmal).
 
 
Literatur:
 
W. Ensslin: T. d. Gr. (21959);
 H. Wolfram: Die Goten (Neuausg. 31990);
 D. Kohlhas-Müller: Unterss. zur Rechtsstellung T.s d. Gr. (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Völkerwanderung: Die Germanen dringen ins römische Imperium
 
Westgoten:  
 2) Theoderich I., eigentlich Theoderid, König (seit 418), ✝ (gefallen) auf den Katalaunischen Feldern 451; eigentlicher Begründer des Tolosanischen Reiches der Westgoten, erkannte die römische Oberhoheit noch bis 425 an; verband sich mit dem weströmischen Feldherrn Aetius gegen die auch sein Reich bedrohenden Hunnen unter Attila und fiel in der Entscheidungsschlacht.
 
II
Theoderich,
 
Gegenpapst (1100-1102), ✝ Januar 1102; Kardinalbischof von Santa Rufina, als Nachfolger des Gegenpapstes Klemens (III.) gewählt, wurde Theoderich von den Anhängern des Papstes Paschalis II. Anfang 1101 gefangen genommen. Bis zu seinem Tod blieb Theoderich in der Abtei La Cava interniert.
 

Universal-Lexikon. 2012.