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Wachse
Wachse,
 
technologische Bezeichnung für natürliche und künstliche Stoffe unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung mit folgenden Eigenschaften: Bei 20 ºC knetbar, fest bis brüchig hart, grob- bis feinkristallin, durchscheinend bis opak, polierbar, über 40 ºC ohne Zersetzung in eine relativ niedrigviskose Schmelze übergehend. Naturwachse lassen sich in fossile (z. B. Erdwachs) und rezente (durch pflanzliche oder tierische Stoffwechselvorgänge in der Gegenwart gebildete) Wachse unterteilen. Viele Pflanzen speichern Wachse als Schutz gegen zu hohe Wasserverdunstung. Ein technisch wichtiges Pflanzenwachs ist das aus den Blättern der Karnaubapalme gewonnene, sehr harte und hochschmelzende Karnaubawachs. Das von den Wachsdrüsen der Honigbienen abgeschiedene Bienenwachs ist das älteste und auch heute noch bedeutendste tierische Wachs. Es hat eine Schmelztemperatur von 62 bis 65 ºC und enthält 70-80 % Wachsester (überwiegend aus Palmitinsäure und aliphatischen Alkoholen mit 24 bis 32 C-Atomen), 10-16 % Paraffine und etwa 15 % freie Fettsäuren. Durch Beimischungen von Blüten- und Pollenfarbstoffen sowie Knospenharzen ist rohes Bienenwachs gelb bis dunkelbraun gefärbt. Überwiegend aus Wachsestern besteht auch Wollwachs; die häufig verwendete Bezeichnung Wollfett ist deshalb unkorrekt. Unter den modifizierten Naturwachsen haben v. a. die durch Entparaffinierung von Schmierölen hergestellten Paraffinwachse (makrokristalline Paraffine) Bedeutung. Mikrowachse (mikrokristalline Paraffine) werden aus den Rückständen der Vakuumdestillation von Erdöl (Petrolate) oder aus festen Ausscheidungen von Rohölen gewonnen. Wichtige synthetische Wachse sind Polyolefinwachse, die z. B. durch Erhitzen von Polyäthylen unter Luftabschluss hergestellt werden.
 
Für Wachse gibt es vielfältige Anwendungen, u. a. bei der Herstellung von Kerzen, wasserfesten Verpackungen, Putz- und Pflegemitteln, Kosmetika sowie zum Korrosionsschutz und als Gleitmittel in der Gummiindustrie. (Wachsbildnerei)
 
Geschichtliches:
 
Schon im alten Ägypten wurde Bienenwachs zum Mumifizieren, als Bindemittel für Farben, zur Herstellung von Gussformen u. a. verwendet; im christlichen Kult gewann es als Produkt der die Jungfräulichkeit symbolisierenden Honigbiene große Bedeutung, v. a. als Material für still und rein (nicht rußend) brennende Kerzen (wohl im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern entwickelt); zur äußersten Weiße gebleicht war es Inbegriff der Reinheit (Osterkerzen). Nachdem J. von Liebig 1848 Bienenwachs analysiert hatte, wurden Wachse als Ester von langkettigen Carbonsäuren mit langkettigen Alkoholen definiert. 1926 wurde der Begriff Wachse auf Paraffine und Erdwachse ausgedehnt.
 
Literatur:
 
Essential oils and waxes, hg. v. H. F. Linskens u. J. F. Jackson (1991).

Universal-Lexikon. 2012.