Akademik

Katarakt
Katarakta (fachsprachlich); Grauer Star; Wasserfall; Stromschnelle

* * *

Ka|ta|rạkt
I 〈m. 1Stromschnelle, niedriger Wasserfall
II 〈f. 7〉 = grauer Star2
[<lat. cataracta <grch. katarrhaktes „Wassersturz, Wasserfall“; zu katarrhattein „herabstürzen“]

* * *

1Ka|ta|rạkt, der; -[e]s, -e [lat. cataracta, cataractes = Wasserfall, Schleuse < griech. kata(r)rháktēs, zu: katarrháttein = herabstürzen]:
1. Stromschnelle.
2. Wasserfall.
2Ka|ta|rạkt, die; -, -e, Ka|ta|rạk|ta, die; -, …ten [zu 1Katarakt, wohl weil die graue Trübung der Augenlinse einer über das Auge herunterfließenden Schicht ähnlich ist] (Med.):
Trübung der Augenlinse, grauer Star.

* * *

Katarạkt
 
[lateinisch, von griechisch katarrháktēs, eigentlich »der Herabstürzende«],
 
 1) der, -(e)s/-e, Wasserfall, Stromschnelle.
 
 2) die, -/-e, Catarạcta, grauer Star, angeborene oder erworbene Trübung der Augenlinse mit je nach Sitz und Ausprägung unterschiedlicher Beeinträchtigung des Sehvermögens. Ursache sind innere Krankheiten, Gifte, Verletzungen, Augenentzündungen oder altersbedingte Stoffwechselstörungen der Linse.
 
Die Linsentrübung führt zu einer je nach Sitz und Ausbreitung unterschiedlich hohen Herabsetzung der Sehschärfe, zunächst durch erhöhte Blendwirkung des Tageslichts infolge Streuung, im Spätstadium in Form einer Minderung des Sehvermögens bis zur Hell-Dunkel-Wahrnehmung. Häufigste Form ist die (doppelseitige) Alterskatarakt (Altersstar, Cataracta senilis), die in geringfügiger Ausprägung ab dem 6.-7. Lebensjahrzehnt stark verbreitet ist und nach verschiedenen Reifegraden eingeteilt wird: die beginnende Katarakt (Cataracta incipiens) weist zunächst noch nicht oder nur wenig störende Linsentrübungen auf; bei der fortgeschrittenenKatarakt (Cataracta provecta) kommt es zu einer weiteren Verstärkung der Trübungen, die das Sehen behindern. Die vollständige Eintrübung der Linse wird als reife Katarakt (Cataracta matura) bezeichnet; im letzten Stadium ist die K. überreif (Cataracta hypermatura) und es kommt zur Verflüssigung der von der Linsenkapsel umschlossenen Linsenfasern mit der Gefahr des Austritts von Linsensubstanz ins Kammerwasser und zur Behinderung des Kammerwasserabflusses. Die Trübung kann unverändert bestehen oder sich über Jahre hinweg, auch schubweise, verstärken. Nach dem Sitz der Trübung unterscheidet man die Rindenkatarakt (Rindenstar) mit speichenförmig von der Linsenrinde ausgehenden Eintrübungen und die Kernkatarakt (Kernstar) mit einer relativ homogenen Linsentrübung.
 
Bei der Wundkatarakt (Cataracta traumatica) wird die Trübung durch stumpfe (Prellungen) oder perforierende Verletzungen hervorgerufen. Weitere Formen von erworbener Katarakt werden durch Stoffwechselkrankheiten (z. B. Diabetes mellitus), schwere innere Augenerkrankungen, Strahlenschäden und langfristige Hitzeeinwirkung (Feuerstar), Blitzschlag (Blitzkatarakt) oder Elektrounfälle, auch durch Vergiftungen hervorgerufen.
 
Die angeborene Katarakt tritt als Folge von Embryopathien (Virusinfekte in der Frühschwangerschaft, z. B. Mumps, Masern) oder erblich bedingt auf und schreitet nicht fort. Sie kann Teile der Linse (Schichtkatarakt) oder die Kapsel betreffen, auch punktförmig verstreut auftreten.
 
Eine Behandlung in Form der Kataraktoperation wird bei erheblicher Beeinträchtigung des Sehvermögens vorgenommen; sie ist bei doppelseitiger angeborener Katarakt zur Verhinderung einer Gefährdung der geistigen und körperlichen Entwicklung bereits in den ersten drei Lebensmonaten erforderlich. Im Kindes- und Jugendalter wird sie in Form der Diszision durchgeführt, d. h. einer Eröffnung der vorderen Linsenkapsel und Absaugung der durch eindringendes Kammerwasser gequollenen Linsenanteile oder durch eine extrakapsuläre Linsenextraktion mit Entfernung der Linse aus ihrer Kapsel unter Belassung der hinteren Kapsel, bei der Alterskatarakt meist durch eine intrakapsuläre Linsenextraktion mit Entfernung von Linse und Kapsel nach enzymatischer Auflösung des Aufhängeapparates (enzymatische Zonulolyse). Der Eingriff erfolgt meist unter Lokalanästhesie und wird durch einen Einschnitt an der Grenze von Horn- und Lederhaut vorgenommen. Bei ungetrübter hinterer Kapsel ist eine Linsenverflüssigung durch Ultraschall mit gleichzeitiger Absaugung möglich (Phakoemulsifikation). Moderne Operationstechniken (unter dem Mikroskop mit mikrochirurgischen Instrumenten) lassen die Kataraktoperation bei etwa 98 % der Eingriffe gelingen.
 
Das durch diese Maßnahmen bewirkte Fehlen der Linse (Aphakie) muss durch Tragen einer Starbrille mit asphärischen Plusgläsern von etwa + 12 dpt oder entsprechende Kontaktlinsen ausgeglichen werden; heute wird meist eine Kunststofflinse implantiert, die die beste Korrektur ermöglicht. Die Kataraktoperation wurde 1745 von dem französischen Augenarzt J. Daviel entwickelt und später von A. von Graefe verbessert.
 
Literatur:
 
P. Awdry u. C. S. Nicholls: Der graue Star (a. d. Engl., 1989);
 R. M. Sinskey u. J. V. Patel: Kataraktchirurgie (a. d. Engl., 1989).

* * *

1Ka|ta|rạkt, der; -[e]s, -e [lat. cataracta, cataractes = Wasserfall, Schleuse < griech. kata(r)rháktēs, zu: katarrháttein = herabstürzen]: 1. Stromschnelle: er hat in stürmischer Nacht durch die tückischen -e den Nachen gerudert (Kisch, Reporter 102). 2. Wasserfall: Auf einer Reise bis zum zweiten K. des Nils (Ceram, Götter 46); Ü ein K. nervöser Reaktionen; Dreieinhalb Stunden fällt der K. aus Eisen und Rauch und Feuer aus dem Himmel (Plievier, Stalingrad 181).
————————
2Ka|ta|rạkt, die; -, -e, Ka|ta|rạk|ta, die; -, ...ten [zu 1Katarakt, wohl weil die graue Trübung der Augenlinse einer über das Auge herunterfließenden Schicht ähnlich ist] (Med.): Trübung der Augenlinse, grauer Star.

Universal-Lexikon. 2012.