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Bonapartịsmus

 

[von Bonaparte], geistesgeschichtlich und ideologisch vielschichtiger Begriff, bezeichnete ursprünglich die Herrschaft der französischen Kaiser Napoleon I. und Napoleon III. Mit Bonapartismus beschrieb man - z. B. in der politischen Publizistik - eine politische Strömung in Frankreich, die sich an der Politik der beiden Herrscher ausrichtete und bis zum Ende der 1880er-Jahre starken Zulauf erhielt; sie wurde getragen von den Bonapartisten. In Deutschland verwendeten zeitgenössische Kritiker den Begriff Bonapartismus, um bestimmte Praktiken der Politik O. von Bismarcks sprachlich zu fassen. Konservative, z. B. die Gebrüder Gerlach, benutzten die Bezeichnung, um die plebiszitären Züge der Herrschaft Napoleons I. und Napoleons III. zu umschreiben.

 

In seiner Schrift »Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte« (1852) gab K. Marx dem Begriff Bonapartismus die für die Anhänger seiner Lehre richtungweisende Deutung; Bonapartismus ist danach die relative Verselbstständigung der Exekutive, die, gestützt auf die Massenbasis der Unterprivilegierten (der »Parzellenbauern«), Politik im Sinne des Großbürgertums treibt. Im Zuge einer Auflockerung ihres bis dahin starren Faschismusbegriffs sahen die Kommunisten sowjetischer Prägung nach 1945 im Bonapartismus eine Vorform des Faschismus.

 

In der neueren öffentlichen Diskussion wird der Begriff Bonapartismus sowohl auf den Gaullismus in Frankreich als auch auf den Peronismus in Argentinien und darüber hinaus allgemein auf moderne autoritäre Staaten besonders im Bereich der Dritten Welt angewandt (A. Rouquié).

 

Literatur:

 

H. A. Winkler: Revolution, Staat, Faschismus (1978);

 F. Bluche: Le bonapartisme (Paris 1980).