1. Jazzband
2. Marschkapelle mit Blechblasinstrumenten u. Schlagzeug
[engl., „Blaskapelle, Blechmusik“]
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Brass|band, Brass-Band ['bra:sbænd ], die [engl. brass band, aus: brass = Messing u. band, ↑ 3Band]:
Blaskapelle.
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Brassband
[englisch/amerik, 'brɑ:sbænd; auch Fanfare, sinngemäß »Blechmusik« (im Gegensatz zur Harmoniemusik, Blasorchester)], Besetzungsform im Bereich der Blasmusik. Ende der Zwanzigerjahre des 19. Jahrhunderts formierten sich in den Industriestädten in Nordengland erste Blechbläsergruppen, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuten. Meist waren sie an große Betriebe, Stahlwerke und Kohlengruben gebunden, deren Inhaber diese musikalische Freizeitgestaltung ihrer Arbeiter förderten. Brassbands gaben Freiluftkonzerte, bespielten Umzüge und Festlichkeiten aller Art. Die Mitglieder waren Amateure, ausgenommen die Musiker in den gleich besetzten Kavalleriekorps. Mit der Vervollkommnung und Neukonstruktion von Instrumenten, vor allem des Kornetts, das an die Stelle des Klappenhorns trat, und dem Aufkommen der Saxhörner (eine von Adolphe Sax, 1814-1894, konstruierte Blechblasinstrumentenfamilie) profilierte sich das Klangbild. Als Besonderheit, die noch heute Gültigkeit hat, wurde die Notierung sämtlicher Instrumente (mit Ausnahme der Bassposaune) im Violinschlüssel eingeführt — Grund: einheitliche Lesbarkeit aller Stimmen, Erleichterung für die Amateurmusiker bei oft notwendigem Stimmentausch.
Die ähnlich besetzten Bläserformationen der englischen Heilsarmee mit insgesamt etwa 30000 Musikern nahmen ebenso wie die Militärkorps Einfluss auf die Brassband-Bewegung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zählte man in England etwa 20000 Brassbands, und erst mit dem Aufkommen anderer Freizeitinteressen, insbesondere durch die neuen Massenmedien seit den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts, wurde diese Zahl rückläufig. Dennoch ist auch in der Gegenwart die Beliebtheit der Brassbands in ihrem Entstehungsland ungebrochen. Das belegen die seit 1853 jährlich stattfindenden Wettbewerbe, zunächst in der Bellevue Hall in Manchester, später im Londoner Crystal Palace. Heute finden die Finals des National Championship in der ausverkauften Royal Albert Hall statt. Zum Reglement gehören Pflichtstücke, die die Bands (in zehn Kategorien eingeteilt) vortragen müssen, der Tradition entsprechend von einer dreiköpfigen Jury bewertet. Neben Komponisten wie Edward Elgar (1857-1934), Gustav Holst (1874-1934) und Ralph Vaughan Williams (1872-1958) machten sich Spezialisten wie William Rimmer (1862-1936), James Ord Hume (1864-1932), John A. Greenwood (1876-1953), Eric Ball (1903-1989), Denis Wright (1895-1967) und Frank Wright (1901-1990) um Struktur und Literatur der Brassbands verdient.
Auch in den USA gab es im 19. Jahrhundert im zivilen und militärischen Bereich eine große Zahl von Brassbands. Nach 1890 wandelte sich jedoch insbesondere durch den Einfluss von John Philip Sousa (1854-1932) die Besetzung durch Einbeziehung von Holzblasinstrumenten zunehmend zum Harmonieorchester. Zu diesem Zeitpunkt bildeten sich in New Orleans in Nachahmung der Brassbands kleine Formationen farbiger Musiker, noch mit getrenntem Schlagzeug (separate Große und Kleine Trommel sowie Becken), die die Marschmelodien mit afrikanischem Feeling spielten und zum archaischen Jazz gehören. Man bezeichnete sie auch als Street- oder Marching Bands. Sie bestanden bis zum Ende der Zwanzigerjahre. Bekannt wurden u. a. die Excelsior Brass Band und die Texudo Brass Band.
Eine nennenswerte Brassband-Entwicklung gab und gibt es in der Schweiz, in Skandinavien, in Belgien und den Niederlanden.
Standard der englischen Brassband-Besetzung (meist mehrfach besetzt): Soprankornett in Es, Kornett in B (Solo, Repiano, I/II), Flügelhorn in B, Althorn in Es (Solo, I/II), Tenorhorn in B (I/II), Bariton/Euphonium in B, Tenorposaune (I/II), Bassposaune, Bässe (I in Es/II in B), Schlagzeug.
Ergänzungen, der französischen Fanfare-Besetzung entsprechend: Horn in Es/F (I-IV), Trompete in B (I-III), Flügelhorn in Es, Flügelhorn in B (II/III), Pauken, Saxophonsatz (Sopran- Alt-, Tenor-, Baritonsaxophon).
Universal-Lexikon. 2012.