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Schlagzeug
Perkussion; Drumset

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Schlag|zeug ['ʃla:kts̮ɔy̮k], das; -[e]s, -e:
zusammengehörende Gruppe von Schlaginstrumenten (in einem Orchester, einer Band), die von einem einzelnen Musiker gespielt werden:
Schlagzeug spielen.

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Schlag|zeug 〈n. 11; Mus.〉 Gruppe von Schlaginstrumenten im Orchester od. in einer Band

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Schlag|zeug, das:
zusammengehörende, von einem einzigen Musiker gespielte Gruppe von Schlaginstrumenten (wie Trommel, Becken, Gong, Triangel u. a.) in einem Orchester, einer Band:
S. spielen;
das S. bedienen.

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Schlagzeug,
 
Abkürzung d, dr [englisch Drums], Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Schlaginstrumenten. Während im sinfonischen Orchester der Paukist (Pauke) vom Schlagzeuger, der für das gesamte Schlaginstrumentarium verantwortlich zeichnet, unterschieden wird, hat sich ausgehend vom Jazz in der populären Musik weitgehend die Aufteilung in Schlagzeuger (Grundinstrumentarium: Große Trommel, Kleine Trommel, Tom-Toms-, Becken, Hi-Hat) und Perkussionist(en), z. B. für das lateinamerikanische Rhythmusinstrumentarium, durchgesetzt. Von der Janitscharenmusik, den Musikgruppen des türkischen Heeres, übernahmen nach 1720 die europäischen Militärblasorchester unter anderem Große und Kleine Trommel, Becken, Triangel, Schellenbaum und Tamburin. Die Verteilung dieser Instrumente auf Einzelspieler findet sich z. B. heute noch in den tschechischen Blasorchestern. Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die »Türkische Musik« (historisches Synonym für Janitscharenmusik) auch im Sinfonieorchester und davon abgeleitet im Unterhaltungs- und Salonorchester (einschließlich Pauken) durchgesetzt und wurde für das 19. Jahrhundert bestimmend.
 
Von den Blasorchestern ist das auf verschiedene Spieler verteilte Schlaginstrumentarium in die Street- und Brassbands des archaischen Jazz übernommen worden, zum Teil sogar mit mehreren Trommlern, aber schon mit auf der Großen Trommel aufmontiertem Becken. Eine entscheidende Neuerung — ausgelöst durch die zunehmende Verlagerung der Musik der Marching Bands aus dem Freien in geschlossene Räume (Tanzsaal) — war das Zusammenfassen der Perkussionsinstrumente für eine Person. Dieser Prozess vollzog sich in den USA zwischen 1890 und 1910, wobei noch nicht belegt ist, wer (wo und wann) als Erster die sitzende Spielweise einführte. Voraussetzung bildete die Konstruktion der Fußmaschine für die Große Trommel (vermutlich um 1890) und später (nach 1920) die Konstruktion der Charleston-Maschine beziehungsweise der Hi-Hat. Der Schlagzeuger bediente nunmehr Kleine Trommel und Becken mit den Händen (Trommelstöcken), Große Trommel und Hi-Hat mit den Füßen. Verständlich, dass es geraume Zeit dauerte, bis der Drummer (englische Bezeichnung für Schlagzeuger) sein zusammengeführtes Instrumentarium beherrschte. Und zunächst war ein Verlust an rhythmischer Intensität und Vielgestaltigkeit (bezogen auf die in den Streetbands anzutreffende Polyrhythmik) zu verzeichnen.
 
In der Funktion des Schlagzeugs existiert ein wesentlicher Unterschied zwischen traditioneller artifizieller und populärer Musik. Während das Schlaginstrumentarium im sinfonischen Bereich vordergründig dazu dient, dynamische Steigerungen und Fortissimo-Stellen zu unterstützen oder spezielle Effekte einzubringen, obliegt dem Drummer im Jazz und allen davon beeinflussten Musizierformen die Aufgabe, den Grundrhythmus (Beat) zu markieren, das Tempo zu halten (Timekeeper) bzw. die anderen Musiker durch sein rhythmisch-klanglich intensives Musizieren zu inspirieren. Damit bleibt zunächst wenig Raum für eigene Soli, und tatsächlich hält sich das Schlagzeug im frühen Jazz sehr im Hintergrund und beschränkt sich auf das Betonen der Zählzeiten. Im New-Orleans-Jazz sind Baby Dodds (1898-1959), der auch als Erster kurze Breaks trommelte, sowie Paul Barbarin (1899-1969) und Zutty Singleton (1898-1975) zu nennen. Weiße Trommler, z. B. Ben Pollack (1903-1971), lassen ein stärkeres Hervortreten der zweiten und vierten Zählzeit spüren. Mit dem Aufkommen des Swing hat sich auch das Instrumentarium vergrößert: neben Großer und Kleiner Trommel sowie Hi-Hat gehören nun auch mehrere Tom-Toms und Becken (auch Nietenbecken) zur Standardausrüstung. In der Spielweise beginnen sich Bigband- und Combo-Drummer (Bigband, Combo) deutlich zu unterscheiden. Chick Webb (1902-1939) und der virtuose Gene Krupa (1909-1973) führten aufbauend auf solistischen Breaks das Schlagzeug-Solo ein, Letzterer trommelte z. B. ein größeres Solo 1937 in der Goodman-Aufnahme von »Sing, Sing, Sing« (Louis Prima). Dave Tough (1908-1948), vor allem aber Jo Jones (1911-1985), Mitglied der »All American Rhythm Section« im Count-Basie-Orchester, bezogen das Becken, das vorher hauptsächlich für Effekte gedient hatte, in den durchlaufenden Grundrhythmus mit ein.
 
Charakteristische Swing-Figur:
 
Als einer der Ersten spielte Jones auch den gleichmäßigen Fourbeat auf der Großen Trommel. Stilbildend für den Bebop und die moderne Schlagweise überhaupt wurde Kenny Clarke (1914-1985): oben abgedruckter Rhythmus als Ostinato auf dem Becken (wirkt als klanglicher Background und Begleitrhythmus, Timekeeper ist Bass ), 2-4-Betonung auf Hi-Hat, Offbeat-Einwürfe auf Kleiner Trommel, Akzente (kein Grundbeat) auf Großer Trommel (Bombs, Explosion). Diesen Prozess perfektionierte Max Roach (* 1924). Weiterhin sind u. a. zu nennen der mit dem Dave Brubeck Quartet bekannt gewordene Joe Morello (* 1928), Louis Bellson (* 1924; spielte als Erster mit zwei großen Trommeln) und Art Blakey (1919-1990). Blakey studierte in Afrika Spieltechniken und Rhythmen, die er in sein Schlagzeugspiel einfließen ließ (LP »The African Beat«, 1962); auch gründete er, wie viele nach ihm, ein Perkussionsensemble (z. B. vier Drummer, fünf Perkussionisten; LP »Orgy In Rhythm«, 1967). Das Schlagzeug erfuhr im modernen Jazz wie letztlich alle Instrumente der Rhythmusgruppe eine beträchtliche Emanzipation, übernahm auch melodische Aufgaben, dialogisierte mit den Chorussolisten usw. Während Blakey und Roach die Fill-in-Schule (Fill-in) repräsentierten, vertrat Danzil Best (1911-1965) die Fill-out-Richtung (Fill-out), das Erzeugen einer kontinuierlichen Klangfläche mit der Besen-Technik, typisch für den Cool Jazz und später für zahlreiche Barbesetzungen. Die vom Beat gelöste, sich dem jeweiligen Solisten anpassende Spielweise von Elvin Jones (* 1927) beeinflusste viele Schlagzeuger der Sechzigerjahre. Er verwendete den rechten Fuß auf der Großen Trommel bei solistischen Passagen quasi als »dritte Hand«. Sonny Murray (* 1937) demonstrierte wohl am überzeugendsten die Eingliederung des Schlagzeugs in das Free-Jazz-Ensemble: er negierte den Beat und schuf mit seinem kontrastreichen Spiel Spannungsbögen von großer Intensität. Die jüngere Generation repräsentieren unter vielen anderen der Schlagzeuger der Gruppe Stuff, Steve Gadd (* 1945), insbesondere aber Jack DeJohnette (* 1942). Als der technisch vollkommenste Drummer der Welt wird oft der dem Swing und Mainstream Jazz verbundene Buddy Rich (1917-1987) bezeichnet.
 
Die Schlagzeuger der Rockmusik brachten zunächst, abgesehen von der veränderten Stilistik, wenig Neues ein, zumal sie in der Mehrzahl nur mittelmäßige Leistungen boten (Amateure!), vergleiche z. B. Ringo Starr (* 1940) von den Beatles. Rockmusik fordert auch vom Schlagzeuger primär einfache und kompromisslose Rhythmusarbeit, kräftiges, engagiertes »Durchziehen«, eingebettet in den Gesamtsound der Gruppe. Minutenlange Rock-Schlagzeug-Soli sind oft dramaturgischer Programmhöhepunkt mit entsprechender Show. Hervorzuheben sind Ginger Baker (* 1939; Cream), Phil Collins (* 1951; Genesis), Bill Bruford (* 1948; Yes) und Carl Palmer (* 1950; Emerson, Lake & Palmer). Anfang der Siebzigerjahre ließ im Zusammenhang mit dem Jazzrock eine neue Schlagzeugergeneration aufhorchen, Billy Cobham (* 1944; besonders in den drei LPs mit dem Mahavishnu Orchestra), Tony Williams (* 1945) und Alphonze Mouzon (* 1948; u. a. Weather Report) seien hier stellvertretend genannt.
 
Seit einigen Jahren liegen auch Solo-LPs von einigen (zumeist europäischen) Drummern vor, zum Teil Livemitschnitte, die die gesamte Bandbreite klanglich-rhythmischer Nuancierung des gegenwärtigen Schlagzeugspiels erkennen lassen, z. B. von Pierre Favre (* 1937) und Günter Sommer (* 1943).
 
Die Notierung des Schlagzeugs im Notensystem ist nicht vereinheitlicht; hier ein Überblick: Große Trommel (a), Kleine Trommel (b), Tom-Toms (c), Hi-Hat geschlagen (d), nachschlagend (e), Becken (f); insgesamt (g).
 

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Schlag|zeug, das: zusammengehörende, von einem einzigen Musiker gespielte Gruppe von Schlaginstrumenten (wie Trommel, Becken, Gong, Triangel u. a.) in einem Orchester, einer Band: S. spielen; das S. bedienen; der Mann am S. hat schon bei verschiedenen Bands gespielt.

Universal-Lexikon. 2012.