Akademik

Individuation
In|di|vi|du|a|ti|on 〈[ -vi-] f. 20
1. Vereinzelung, Herausbildung, Heraussonderung des Einzelnen aus dem Allgemeinen
2. 〈Psych.〉 Entwicklung zur Individualität
[zu lat. individuus „unteilbar“; → Individuum]

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In|di|vi|du|a|ti|on, die; -, -en (Psychol.):
(nach dem schweiz. Psychiater C. G. Jung [1875–1961]) Prozess der Selbstwerdung des Menschen, in dessen Verlauf sich das Bewusstsein der eigenen Individualität zunehmend verfestigt.

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Individuation
 
die, -/-en,  
 1) Philosophie: der Prozess, der zur Konstitution von Individuen führt. Das Grundproblem der Individuation hat im Mittelalter Ibn Sina mit der Frage, wodurch ein Individuum in seiner Individualität konstituiert und von anderen Individuen unterschieden werde, formuliert. Die Antwort hierauf waren die verschiedenen Individuationsprinzipien (z. B. Raum und Zeit). Nach N. Hartmann erwächst die Einmaligkeit des Einzelnen aus seiner Raum-Zeit-Stelle zusammen mit der jeweiligen Kombination seiner Eigenschaften. In der modernen Sprachphilosophie wird die Individuation im Zusammenhang mit der Artikulation von Gegenstandsschemata und deren Differenzierung durch Individuatoren (»dies S«) diskutiert.
 
 2) Tiefenpsychologie: nach C. G. Jung der innerseelische Prozess der Entwicklung zur Individualität, in dem durch Assimilierung der Inhalte des persönlichen und kollektiven Unbewussten das Ich aus seiner bewusstseinszentrierten Einstellung gelöst und das umfassende »Selbst« herausgebildet wird (besonders in der zweiten Lebenshälfte).

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In|di|vi|du|a|ti|on, die; -, -en (Psych.): (nach dem schweiz. Psychiater C. G. Jung [1875-1961]) Prozess der Selbstwerdung des Menschen, in dessen Verlauf sich das Bewusstsein der eigenen Individualität zunehmend verfestigt: Folgt man seiner eigenen Darstellung, so hat die strenge Ordnung des Elternhauses seine I. nicht behindert, sondern seinen Neigungen gemäß gefördert (Woche 20. 2. 98, 3); Man hat das Gefühl, dass Verzweiflung an sich als existenzielle Anfechtung, als Effekt der I. überholt und ausgestorben ist wie ein altes Handwerk (Strauß, Niemand 208).

Universal-Lexikon. 2012.