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Jazzrock
Jazz|rock 〈[dʒæ̣z-] m.; - od. -s; unz.; Mus.〉 Stilrichtung in der Popmusik, die Elemente der Jazz- u. der Rockmusik verbindet

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Jazzrock
 
[englisch/amerikanisch, 'dʒæzrɔk], in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre in England und den USA aufgekommene Spielart der Rockmusik, die vom Bemühen um eine Integration vor allem rhythmischer und klanglicher Elemente des Jazz in die Rockstrukturen gekennzeichnet war. Zwar hat es auch vordem schon Berührungspunkte zwischen Jazz und Rockmusik gegeben, nicht zuletzt dadurch, dass immer wieder Jazzmusiker bei Studioproduktionen oder in den Bands, die für Tourneen zusammengestellt wurden, mit Rockgruppen gearbeitet haben, aber zu Versuchen der stilistischen Verbindung und Integration von Jazz und Rock ist es erst ab etwa 1966 gekommen. Erste Bemühungen in dieser Richtung finden sich Mitte der Sechzigerjahre sowohl an der amerikanischen Westküste, bei der Gruppe Jeremy and the Satyrs sowie bei Frank Zappas Mothers of Invention, als auch in England bei der bereits 1963 formierten Graham Bond Organisation, aus der mit dem Schlagzeuger Ginger Baker (* 1939), dem Bassisten Jack Bruce (* 1943) und dem Gitarristen John McLaughlin (* 1942) einige der später profilbestimmenden Musiker des Jazzrock hervorgingen. Baker und Bruce formierten 1966 gemeinsam mit Eric Clapton (* 1945) das Trio The Cream, dessen komplexe Improvisationstechnik wegweisend geworden ist. Sie waren es auch, die den ersten Schritt zum Aufbrechen des starren Rockbeat (Beat) machten, was bei der 1967 in England gegründeten Gruppe Soft Machine dann zu einem musikalisch gleichberechtigten Zusammenwirken von Rhythmusgruppe und Melodieinstrumenten innerhalb eines kollektiven Improvisationskonzepts weiterentwickelt wurde. Damit waren die musikalischen Barrieren zwischen Jazz und Rockmusik weitgehend niedergerissen, doch führte das innerhalb der Rockmusik nicht zu einer wirklichen stilistischen Synthese von beidem. Was hier in der Folgezeit unter Jazzrock verstanden wurde, blieb stilistisch eine durch Bläsersätze und allerlei klangliche und rhythmische Effekte angereicherte Rockmusik, der ein Wesenszug des Jazz, die Entfaltung von musikalischer Kreativität in freier Improvisation, weitgehend fehlte.
 
In England ist es ab 1968 vor allem die Gruppe Colosseum gewesen, die mit einem auf instrumentalen Jazzphrasen basierenden und vom Saxophon geprägten Sound internationale Erfolge erzielte. In den USA begann die 1967 gegründete Formation Electric Flag im Rahmen ihres zwischen Rhythm and Blues und Rock angesiedelten, stilistisch breit gefächerten Konzepts mit Bläsersätzen in der Art der Blues- und schwarzen Jazzbands der Endvierzigerjahre zu arbeiten. Ihr folgten Blood, Sweat ' Tears, deren erstes Album, »Child Is Father to the Man« (1968), mit den am Stil von Stan Kenton und Maynard Ferguson orientierten Bläsersätzen eine regelrechte Jazzrock-Welle auslöste. Zu deren kommerziell erfolgreichsten Vertretern gehörte die Gruppe Chicago, die sich mit »Chicago Transit Authority« (1969) der Öffentlichkeit vorstellte und dann bis 1975 acht vergoldete Schallplatten (Goldene Schallplatte) hintereinander veröffentlichte. Die musikalische Auffassung vom Jazzrock reduzierte sich dabei mehr und mehr auf die Formel Rockmusik plus Bläsersatz, und dabei blieb es auch. Mitte der Siebzigerjahre ließ das Interesse am Jazzrock generell nach, was jedoch nicht bedeutete, dass Jazz-Elemente innerhalb der Rockmusik nun keine Rolle mehr spielten. Tatsächlich hat es u. a. mit Steve Winwoods (* 1948) Traffic auch außerhalb der unter dem Etikett Jazzrock laufenden Gruppen jazznahe Spielweisen in der Rockmusik gegeben. Der Jazz blieb, wie vordem schon, eine ständige Quelle der Inspiration für die Rockmusiker. Doch die Idee der Synthese von Jazz und Rock, die ursprünglich einmal Ausgangspunkt gewesen war und sich gegen die Spartierung des Musikbetriebs richten sollte, wurde auf dem Höhepunkt der Jazzrock-Welle schon kaum mehr ernst genommen und innerhalb der Rockmusik dann auch nicht wieder aufgegriffen. Tragfähiger waren in dieser Richtung die Versuche von Jazzmusikern wie Miles Davis (1926-1991), Chick Corea (* 1941) und Herbie Hancock (* 1940), die vom Jazz her eine solche als Fusionmusic, Rockjazz oder Electric Jazz bezeichnete Synthese versuchten. Wirklich gelungen ist das im Sinne einer musikalischen Verschmelzung von beidem, die weder als Jazz noch als Rockmusik anzusprechen ist, eigentlich nur dem Mahavishnu Orchestra von John McLaughlin (* 1942), dessen LP »The Inner Mounting Flame« (1972) ein einzigartiges Zeugnis dafür ist.
 
Siehe auch: Fusionmusic.

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Jazz|rock, der: Musikstil der 1970er-Jahre, bei dem Elemente des Jazz u. des 2Rock (1) miteinander verschmolzen sind.

Universal-Lexikon. 2012.