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Saxophon
Saxofon

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Sa|xo|fon [zakso'fo:n], das; -s, -e, Saxophon:
weich klingendes Blechinstrument mit klarinettenartigem Mundstück und konisch geformtem Rohr, das in einen nach oben gebogenen Schalltrichter ausläuft:
sie spielt Saxofon in einer Band.

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Sạ|xo|phon 〈n. 11; Mus.〉 = Saxofon

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Sa|xo|phon usw.: Saxofon usw.

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Saxophon,
 
Holzblasinstrument, obwohl aus Messing gefertigt; Mundstück mit einfachem Rohrblatt (wie Klarinette), weit mensuriertes konisches Rohr, Überblasen in die Oktave und Grifftechnik wie Oboe; in Familie gebaut:
 
Sopranino (in Es): des1-ges3, transponierend (notiert b-es3),
 
Sopran (in B): as-des3, transponierend (notiert b-es3),
 
Alt (in Es): des-a2, transponierend (notiert b-fis3),
 
Tenor (in B): As-es2, transponierend (notiert b-f3),
 
Bariton (in Es): C-as1, transponierend (notiert a-f3),
 
Bass (in B): As1-des1, transponierend (notiert b-es3).
 
Kontrabass- (in Es) und Subkontrabass-Saxophon (in B) sind ebenso wie das Sopranino kaum gebräuchlich. Notierung aller Saxophone im Violinschlüssel.
 
Das Saxophon ist eine Erfindung des belgischen Instrumentenbauers Adolphe Sax (1814-1894), die er Anfang der Vierzigerjahre des 19. Jahrhunderts in Paris vervollkommnete und 1846 patentieren ließ. Mit seiner Konstruktion wollte er für die Militärblasorchester ein klangliches Bindeglied zwischen Holz- und Blechbläsern schaffen. Deshalb baute er das Instrument auch gleich in verschiedenen Größen, vom Sopran bis zum Bass. Die Blasmusiker griffen diese Neuentwicklung rasch auf, und nur in wenigen Ländern, z. B. auch in Deutschland, negierte man zunächst das nach seinem Erfinder benannte Instrument. Heute kann es, obgleich mancherorts immer noch über Fragen der Klangqualität und -mischung gestritten wird, zur Grundbesetzung des Blasorchesters gezählt werden.
 
Obwohl das Saxophon aufgrund seines stark wandlungsfähigen, individuell gestaltbaren Tones und seiner grifftechnischen Beweglichkeit allen Anforderungen der Jazzmusiker gerecht wurde, kam es relativ spät in den Jazz. In den USA war das Saxophon in den Militärblasorchestern seit Ende des 19. Jahrhunderts und später auch in den kommerziellen Tanzkapellen anzutreffen. Die New-Orleans-Musiker verwendeten es mehr oder weniger vom Arrangement und vom Klang her als Klarinettenersatz. Und erst Ende der Zwanzigerjahre erhielt es endgültig in Chicago seine musikalische Eigenständigkeit. Mit der Herausbildung der Bigband formierte sich auch der Saxophonsatz von der Vierstimmigkeit (1931 durch Don Redman) zur Fünfstimmigkeit (1933 durch Benny Carter) in der Standardbesetzung von zwei Alt- und zwei Tenorsaxophonen und einem Baritonsaxophon. Diese Variante hat sich trotz vieler Experimente, wie z. B. Four-Brothers- und Glenn-Miller-Satz bis in die Gegenwart erhalten.
 
Als Vaterfigur des Sopransaxophons gilt Sidney Bechet (1897-1959). Er widmete sich, von der Klarinette kommend, ausschließlich diesem Instrument, das er mit voluminösem Ton und starkem Vibrato blies, wobei er gleichzeitig die andersartigen Klangqualitäten des Sopransaxophons gegenüber der Klarinette verdeutlichte. Bechet beeinflusste damit nachfolgende Generationen von Musikern. Nur selten fügte sich das Sopran auch als Leadstimme in den traditionellen Saxophonsatz ein, z. B. bei Charlie Barnet (1913-1991). Heute findet man es in den Bigbands öfters, z. B. bei Thad Jones/Mel Lewis. Wegbereiter im modernen Jazz wurde Steve Lacy (* 1934), doch den eigentlichen Durchbruch erzielte John Coltrane (1926-1967) mit dem vielbeachteten Solo in »My Favourite Things« (1961). Wayne Shorter (* 1933) hatte mit seinem Sopransaxophon erheblichen Anteil am Sound des Miles Davis Quintets in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre und danach von Weather Report. Weiterhin sind zu nennen Charlie Mariano (* 1923), Klaus Doldinger (* 1936), Barbara Thompson (* 1944) sowie aus der jüngeren Generation die Amerikaner Branford Marsalis (* 1960), Greg Osby (* 1963) und die auch elektronische Effekte einbeziehende Jane Ira Bloom (* 1955).
 
Die erste Blütezeit des Altsaxophons liegt in der Swing-Zeit. Vor allem der durch seine Tongebung und Ausdrucksstärke bekannte Johnny Hodges (1906-1970) und der auch als Arrangeur hervorgetretene, für den Saxophonsatz wegweisende Benny Carter (* 1907) gelten als hervorragende Swing-Altisten, ebenso Pete Brown (1906-1963) und Willie Smith (1908-1967). Markanteste Persönlichkeit dieses Instruments, darüber hinaus auch stilbildend für den Bebop, war Charlie Parker (1920-1955). In ihm vereinigen sich experimentelle Kreativität und brillante Technik; an seinem Spiel orientierten sich nicht nur Saxophonisten. Den vibratoarmen Cool Sound (Cool) repräsentieren Lee Konitz (* 1927) in Weiterführung der Lennie-Tristano-Schule und Paul Desmond (1924-1977) vom Dave Brubeck Quartet. Als Westcoast-Musiker verdient Bud Shank (* 1926) Erwähnung, der schon Anfang der Sechzigerjahre zusammen mit indischen Musikern (Ravi Shankar) spielte. Ornette Coleman (* 1930) und Eric Dolphy (1928-1964) nutzten das Altsaxophon zur freien kammermusikalischen Spielweise. Cannonball Adderley (1928-1975), Phil Woods (* 1931), die jüngere Generation mit Anthony Braxton (* 1945) und Arthur Blythe (* 1940) — das sind nur einige Namen aus der großen Zahl der Jazz-Altsaxophonisten.
 
Dominierendes Instrument, besonders im modernen Jazz bis in die Sechzigerjahre hinein, ist zweifellos das Tenorsaxophon. Seine Geschichte beginnt mit Coleman Hawkins (1904-1969), der ein gutes Jahrzehnt mit seinem expressiven vollen, sonoren Ton und seiner Improvisationsgabe als der Exponent dieses Instruments gilt. Einen Gegenpol bildet Lester Young (1909-1959), der mit der vibratoarmen Tongebung schon in den Dreißigern etwas von der Cool-Spielweise vorwegnahm. Er stand in den vierziger/Fünfzigerjahren im Vordergrund. Sowohl die Hawkins- als auch die Young-»Schule« lassen sich im Musizieren vieler namhafter Tenoristen nachweisen. Wichtige Musiker des modernen Jazz sind u. a. der auch längere Zeit in Europa wirkende Dexter Gordon (1923-1990), eine bestimmende Erscheinung im Bebop (Hardbop, Neobop), Sonny Rollins (* 1930), dessen Individualität sich in der Tongebung ebenso zeigt wie in der eigenwilligen Behandlung von Melodik und Rhythmik beim Improvisieren, Stan Getz (1927-1991), ein typischer Cool-Musiker, der Anfang der Sechzigerjahre im Zusammenwirken mit dem Gitarristen Charlie Byrd die Bossa nova propagierte. Erwähnt sei noch Roland Kirk (1936-1977), der sowohl als exzellenter Techniker als auch besonders durch das gleichzeitige Spielen von zwei, auch drei Saxophonen auffiel. Zu den stilbildenden Tenorsaxophonisten gehört ferner der bereits erwähnte John Coltrane. Mit seiner modalen Improvisationsmethode (Modal Jazz), dem Einbeziehen exotischer Skalen und den Sheets of Sounds inspirierte er die jüngere Generation. Neue Klangmöglichkeiten, insbesondere das Einbeziehen extrem hoher Lagen durch die Überblastechnik, erschlossen die Free-Jazz-Saxophonisten, so z. B. Archie Shepp (* 1937), Albert Ayler (1936-1970) und Pharoah Sanders (* 1940). Ergänzend seien noch die beiden Deutschen Peter Brötzmann (* 1941) und Ernst Ludwig Petrowsky (* 1933) genannt. Unter den zahlreichen namhaften Jazzrock-Musikern ragt Wayne Shorter (* 1933) heraus.
 
Das Baritonsaxophon war im Jazz lange Zeit Domäne von Harry Carney (1910-1974), Satzbläser im Ellington-Orchester und Solist mit vollem, oft rauem Ton. Erst im modernen Jazz fand er in Serge Chaloff (1923-1957) und Gerry Mulligan (1927-1996), dann auch in Pepper Adams (1930-1986) gleichermaßen technisch perfekte wie stilistisch überzeugende Nachfolger. Die jüngere Generation vertreten vor allem Hamiet Bluiett (* 1940) und Henry Threadgill (* 1944).
 
Die tiefste Stimme im Saxophonsatz übernimmt in der Regel das Baritonsaxophon. Das doch recht unbewegliche Basssaxophon erscheint nur in Ausnahmefällen, z. B. blies es Boyd Raeburn (1913-1966) ab 1946 in seinem Orchester. Anthony Braxton (* 1945), der das Bariton im Free Jazz heranzog, setzte sogar das Kontrabasssaxophon ein. Gelegentlich trifft man bei Dixielandgruppen ein Basssaxophon als Bassstimme an (im Chicago-Stil wurde auf diese Art öfters die Tuba ersetzt).
 
Über die Swing-Bigbands und Combos kam das Saxophon auch in der kommerziellen Tanzmusik verstärkt zum Einsatz. Einerseits wurde der komplette Fünfer-Saxophonsatz übernommen, andererseits trat es als stimmungsvolles Soloinstrument (Sweet Music) hervor. In den Fünfzigerjahren übernahmen viele Tanzorchester die harte, aggressive solistische Saxophon-Spielweise des Rock 'n' Roll. Der Twist brachte für das Bariton oft titellange Begleitformeln. Mit dem Aufkommen der Beatmusik verlor der Saxophonsatz an Bedeutung. Zahlreiche Partyorchester besetzten nur noch zwei bis drei Saxophone. Die Klangnuancen der verschiedenen Saxophontypen bieten sich jedoch nach wie vor für solistische Zwecke an, bekannt wurde z. B. der tschechische Sopransaxophonist Felix Slovácek (* 1943).
 
War das (Tenor-)Saxophon als Erbe des Rhythm and Blues im Rock 'n' Roll noch als Soloinstrument in den Instrumentalteilen unentbehrlich, so musste es in der Rockmusik seit den Sechzigerjahren der Gitarre weichen. Vielfach werden Studiomusiker zu einer LP-Produktion oft nur für einen Titel herangezogen. Bekannt wurde z. B. Raphael Ravenscrofts (* 1955) Solo in »Baker Street« (Gerald Rafferty, 1978). Doch gab und gibt es einige namhafte Gruppen, die das Saxophon ständig in ihren Sound integrieren, z. B. Roxy Music, Supertramp, natürlich Weather Report u. a. Jazzrock-Bands.

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Sa|xo|phon, das; -s, -e [nach dem belgischen Instrumentenbauer A. Sax (1814-1894); 2. Bestandteil zu griech. phōne̅́, ↑Phon]: metallenes, weich klingendes Blasinstrument mit klarinettenartigem Mundstück u. stark konisch geformtem Rohr, das in einen nach oben gebogenen Schalltrichter ausläuft.

Universal-Lexikon. 2012.