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Zen
Zẹn 〈n.; -s; unz.〉 auf Meditation beruhende japan. Form des Buddhismus [<Sanskrit dhyana „Meditation“]

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Zen [zɛn , auch: t̮sɛn ], das; -[s] [jap. zen < chin. chan < sanskr. dhyāna = Meditation] (Rel.):
japanische Richtung des Buddhismus, die durch Meditation die Erfahrung der Einheit allen Seins u. damit tätige Lebenskraft u. größte Selbstbeherrschung zu erreichen sucht.

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I
Zen
 
[zɛn; japanisch, über chinesisch chan von Sanskrit dhyāna »Selbstversenkung«] das, -(s), die Lehre der buddhistischen Schule der Meditation, die 520 n. Chr. von dem indischen Mönchsgelehrten Bodhidharma (japanisch Daruma) in China gegründet wurde und hier zwei Schulen, die Südliche Schule und die nur kurze Zeit bestehende Nördliche Schule, mit einer Reihe bedeutender Zenmeister hervorgebracht hat. Im 13. Jahrhundert wurde der vom Taoismus beeinflusste Zenbuddhismus durch Eisai Myōan, Gründer der Rinzaischule, und Dōgen Kigen, Lehrer der Sōtōschule, in Japan eingeführt und bildete hier besonders zur Zeit der Kamakura- (1192-1333) und Muromachishogunate (1338-1573) die geistige Grundlage des Kriegerstandes (Samurai). Seitdem spielt das Zen im japanischen Geistes- und Kulturleben eine herausragende Rolle. Es entwickelte sich eine Ästhetik, von der die Literatur (u. a. Haiku-Lyrik) ebenso wie die Künste des Nō(-Theaters), der Teezeremonie, der Landschaftsgärten, des Blumensteckens (Ikebana) und der Kalligraphie durchdrungen waren. V. a. aber in der reinen Tuschmalerei offenbarte sich der Geist des Zen (Zenmalerei). Das breite Spektrum der vom Zen inspirierten »Wege« (dō) umfasst auch Sportarten, z. B. Bogenschießen (Kyūdō) und Schwertfechten (Kendō). Alle diese »Wege« sind, wie die genannten Künste, in Motivation, Haltung und Übung von der Meditation angeregt und zielen auf Erleuchtung, auf Innewerden der Leere beziehungsweise Bekundung des absoluten Seins im menschlichen Tun. Kunstfertigkeit geht mit einer strengen Selbstschulung des Übenden einher.
 
Für die Zenschulen selbst sind Gebet, Kult und das Studium der heiligen Schriften von untergeordneter Bedeutung. Die religiöse Praxis besteht im Wesentlichen in der Übung der sitzenden Kontemplation (Zazen), meistens unter der Leitung eines Meisters (Rōshi). Die Rinzaitradition verwendet dabei besonders intellektuell nicht lösbare Fragen (Kōan), die dem Schüler zum Nachdenken aufgegeben werden. Über ihre Meditation soll »Versenkung«, d. h. die Umwandlung logischer Denkweise in unmittelbare Wahrnehmung und Identifikation mit der Umgebung erreicht werden, sodass »Erleuchtung« (Satori) möglich wird. Diese soll den Menschen dazu führen, ein wahres Leben in vollkommener Hingabe, ohne ichbezogene Motivation, frei von jedem Verhaftetsein zu leben. - Außerhalb Japans wurde das Zen (als die »Religion der Stille«) v. a. durch bestimmte Methoden der Meditation bekannt und vermittelte der westlichen Psychotherapie (K. Dürckheim) wesentliche Anregungen.
 
Literatur:
 
H. Benoit: Die hohe Lehre. Der Z.-Buddhismus als Grundl. psycholog. Betrachtungen (a. d. Frz., 1958);
 H. Dumoulin: Z. Gesch. u. Gestalt (Bern 1959);
 H. Dumoulin: Der Erleuchtungsweg des Z. im Buddhismus (1976);
 H. Dumoulin: Gesch. des Z.-Buddhismus, 2 Bde. (Bern 1985-86);
 
Bi-yän-lu. Meister Yüan-wu's Niederschrift von der Smaragdenen Felswand,. .., übers. v. W. Gundert u. a., 3 Bde. (1-41967-77);
 H. M. Enomiya-Lassalle: Z.-Buddhismus (31974);
 H. M. Enomiya-Lassalle: Z. - Weg zur Erleuchtung (Neuausg. 31997);
 
Die drei Pfeiler des Z., hg. v. P. Kapleau (a. d. Engl., 81989);
 D. T. Suzuki: Leben aus Z. Eine Einf. in den Z.-Buddhismus (a. d. Engl., Neuausg. Bern 31990);
 D. T. Suzuki: Die große Befreiung. Einf. in den Z.-Buddhismus (a. d. Engl., ebd. 151993);
 F. Ehmcke: Der jap. Tee-Weg. Bewußtseinsschulung u. Gesamtkunstwerk (1991);
 T. Hoover: Die Kultur des Z. (a. d. Engl., 51991);
 K. Werthmann: Z. u. Sinn. Westl. Aneignung, Interpretation u. Praxis einer buddhist. Meditation (1992);
 T. Izutsu: Philosophie des Z.-Buddhismus (a. d. Engl., 23.-24. Tsd. 1995);
 N. H. Thich: Schlüssel zum Z. Der Weg zu einem achtsamen Leben (a. d. Amerikan., 1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Zen und andere Formen des japanischen Buddhismus
 
II
Zen
 
[tsɛn], vom japanischen Zen abgeleiteter Name einer Gruppe abstrakter deutscher Künstler, die 1949 in München unter dem Namen Zen 49 gegründet wurde. Ihr schlossen sich neben den Gründungsmitgliedern R. Cavael, G. Fietz, F. Winter, R. Geiger und H. Berke u. a. W. Baumeister, J. Bissier, K. O. Götz, Brigitte Matschinsky-Denninghoff, B. Schultze, K. R. H. Sonderborg, F. Thieler und H. Trier an.
 
Literatur:
 
Z. 49, hg. v. J. Poetter, Ausst.-Kat. (1986);
 B. Frosch: Die Künstlergruppe Z. 49 u. ihr Beitr. zur Entwicklung der Gegenstandslosen Kunst in der Bundesrep. Dtl. 1949-1957 (Diss. Regensburg 1992).

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Zen [zɛn, auch: tsɛn], das; -[s] [jap. zen < chin. chan < sanskr. dhyāna = Meditation] (Rel.): japanische Richtung des Buddhismus, die durch Meditation die Erfahrung der Einheit allen Seins u. damit tätige Lebenskraft u. größte Selbstbeherrschung zu erreichen sucht.

Universal-Lexikon. 2012.