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Lüneburger Heide
Lü|ne|bur|ger Hei|de, die; - -:
Teil des Norddeutschen Tieflandes.

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Lüneburger Heide,
 
Großlandschaft in Niedersachsen, im Norddeutschen Tiefland, umfasst mit einer Nord-Süderstreckung von etwa 90 km zwischen den Urstromtälern von Elbe und Aller etwa 7 400 km2 Fläche. Die Lüneburger Heide ist als Geest aufgebaut: Aus der Saale-Eiszeit stammende glaziale und fluvioglaziale sandig-kiesige Sedimente überdecken in wechselnder Mächtigkeit den vorpleistozänen, durch eine Vielzahl von Salzstöcken lebhaft gestalteten Untergrund. Die pleistozänen Deckschichten durchstößt lediglich der Kalkberg im Stadtgebiet von Lüneburg. Die Nordheide hat mit End- (Harburger Berge, bis 155 m über dem Meeresspiegel) und Grundmoränen des Warthestadiums lebhafter reliefierte Oberflächenformen, die sich mit dem Verlauf der Endmoränenfront (Südlicher Landrücken) durch die Zentralheide (Wilseder Berg, 169 m über dem Meeresspiegel) bis in die südliche Umrahmung des Uelzener Grundmoränenbeckens (Wierener Berge, 130 m über dem Meeresspiegel) fortsetzen. Dagegen weist die sanft zum Allertal hin einfallende Südheide mit ausgedehnten flachen Sanderflächen und eingeschalteten alten Schmelzwasserrinnen (zum Teil mit Moorbildungen) nur eine geringe Reliefenergie auf. Die Ostheide (östlich der Ise-Ilmenau-Niederung) wird von zahlreichen Endmoränen durchzogen. Den Abschluss der Lüneburger Heide gegen die östlich anschließende Jeetzelniederung (Hannoversches Wendland) bildet die bei Hitzacker mit einem eindrucksvollen Steilrand gegen die Elbe (Weinberg, 83 m über dem Meeresspiegel) einsetzende Osthannoversche Kiesmoräne (Hoher Mechtin, 142 m über dem Meeresspiegel).
 
Die zum Teil mit Flottlehm bedeckten Grundmoränenbereiche sind wegen ökologisch günstigerer Böden zumeist waldfrei und Kerngebiete einer frühen bäuerlich-landwirtschaftlichen Besiedlung. Dagegen stehen auf den Böden (Podsole) der Endmoränen heute zumeist Kiefernwälder, in die Sandergebiete der Südheide sind Hoch- (wie das Große Moor bei Gifhorn) und Niedermoore eingelagert. Die jährlichen Niederschlagsmengen variieren je nach den Oberflächenformen zwischen 780 mm und (in den leeseitigen niedrigen Lagen) 550-600 mm. Die natürliche Waldbedeckung v. a. mit Eichen-Birken-Wäldern auf trockenen ärmeren Böden ist infolge des Holzbedarfs besonders der Lüneburger Saline sowie bäuerlich-weidewirtschaftliche Inanspruchnahme weitgehend beseitigt. Die bis ins 18. Jahrhundert als Heidschnuckenweide offen gehaltenen weiten Callunaheidegebiete (Heide) wurden nach der Verkoppelung des 19. Jahrhunderts mit Kiefern aufgeforstet oder in Ackerland verwandelt. Die letzten Restgebiete gibt es im 234 km2 großen Naturschutzgebiet (NSG) »Lüneburger Heide«. Es wurde 1922 im Umkreis des Wilseder Berges ausgewiesen, um die einzigartige, von der historischen Heidebauernwirtschaft geprägte Heidelandschaft zu bewahren. Durch gemeinsames Engagement des 1909 gegründeten Vereins Naturschutzpark e. V. (mit über 7 000 ha Grundeigentum im NSG) und des Landes Niedersachsen wurden im NSG über 5 000 ha Heideflächen erhalten.
 
Die dünn besiedelte Lüneburger Heide (40-100 Einwohner je km2 in den ländlichen Bereichen) hat viele weilerartige Dörfer (im östlichen Teil Rundlinge); Städte liegen mit Ausnahme von Uelzen und einigen Kleinstädten nur am Rande. Die Wirtschaft gründet sich hauptsächlich auf Landwirtschaft, zum Teil auch auf Forstbetrieb sowie entsprechende Folgeindustrie, z. B. Zuckerfabrik in Uelzen. Bodenschätze sind Kiese, Sande und Torf, in der Südheide Kieselgur (bei Unterlüß) und Erdöl; 956-1980 wurde Salz gewonnen (Saline in Lüneburg). Große Bedeutung hat die Lüneburger Heide für den Fremdenverkehr sowohl als Urlaubsgebiet (besonders das NSG Lüneburger Heide zur Heideblüte im August/September, die Naturparke Südheide und Elbufer-Drahwehn), Kuraufenthalt (Bad Bevensen) als auch Naherholungsgebiet für die Bevölkerung von Hamburg, Bremen und Hannover.
 
Charakteristische, zum Teil seltene Pflanzenarten der Lüneburger Heide sind u. a. Besen- (Calluna-) und Glockenheide (Erica), Wacholder, Stechpalme, Färberginster, Gagelstrauch, Moorlilie, Wollgras; charakteristische, zum Teil seltene Tierarten u. a. Birkhuhn (vom Aussterben bedroht), Ziegenmelker, Raubwürger, Fischotter, Kolkrabe, Schlingnatter, Kreuzotter, viele Schmetterlinge, Libellen und Bienen.
 
Literatur:
 
H. Wagner: Die L. H. Landschaft u. Wirtschaft im Wechsel der Zeit (1952);
 
Die L. H. Ein Landschaftsbild in seiner Wandlung, hg. v. W. H. König (1957);
 E. Kross: Fremdenverkehrsgeograph. Unters. in der L. H. (1970);
 E. Grimmel: Geomorpholog. Unters. in der nordöstl. L. H. (1971);
 D. Brosius u. a. Die L. H. (1984);
 A. Ringler: Gefährdete Landschaft. Lebensräume auf der roten Liste (1987);
 M. Lütkepohl u. J. Tönniessen: Naturschutzpark L. H. (1992).

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Lü|ne|bur|ger Hei|de, die; - -: Teil des Norddeutschen Tieflandes.

Universal-Lexikon. 2012.