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Schmetterlinge
1-6 Tagfalter m
1 der Admiral
2 das Tagpfauenauge
3 der Aurorafalter
4 der Zitronenfalter
5 der Trauermantel
6 der Bläuling
7-11 Nachtfalter m (Nachtschmetterlinge)
7 der Braune Bär
8 das Rote Ordensband
9 der Totenkopf (Totenkopfschwärmer), ein Schwärmer m
10 die Raupe
11 die Puppe

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Schmetterlinge,
 
Falter, Schuppenflügler, Lepidọptera, mit rd. 150 000 Arten eine der formenreichsten Insektenordnungen. Schmetterlinge sind weltweit verbreitet, in Mitteleuropa gibt es rd. 3 200 Arten. Sie sind seit der Oberen Trias, seit rd. 230 Mio. Jahren, bekannt. Die Körperlänge beträgt 1-60 mm, die Flügelspannweite variiert von 2 mm bis 32 cm; kleinster Schmetterling ist eine Art der Zwergmotten, größter Schmetterling ist die Rieseneule (Thysania agrippina) aus dem tropischen Südamerika.
 
System:
 
Die früheren Einteilungen in Groß- und Kleinschmetterlinge, Tag- und Nachtfalter, Rhopalocera und Heterocera sind überholt. In neuerer Zeit werden von manchen Autoren fünf Unterordnungen (Zeugloptera, Hoplostomatoptera, Aplostomatoptera, Nanolepidoptera und Eulepidoptera) unterschieden, von anderen Autoren nur zwei Unterordnungen (Monotrysia und Ditrysia beziehungsweise Homoneura und Heteroneura).
 
Kennzeichen:
 
Die Mundgliedmaßen sind, außer bei den Urmotten, stark abgewandelt und größtenteils rückgebildet; nur die Außenladen (Galeae) der Unterkiefer (Maxillen) sind erhalten und stark verlängert; sie bilden als zwei miteinander längs verfalzte Halbrohre den nach unten einrollbaren Saugrüssel. Bei manchen Schmetterlingen erreicht der Saugrüssel mehrfache Körperlänge, bei anderen ist er stark verkürzt oder fehlt gänzlich, z. B. bei den Wurzelbohrern, die keine Nahrung mehr aufnehmen. Die neben den Komplexaugen ansitzenden Fühler haben zwischen sieben und fast 100 Glieder. Meist sind zwei Paar unterschiedlich gestalteter Flügel vorhanden, wobei die Hinterflügel die kleineren sind; in Ruhelage werden sie entweder nach oben zusammengeklappt oder dachförmig über dem Hinterleib gehalten oder auch seitlich weggestreckt. Bei Federmotten und Geistchen sind die Flügel unterschiedlich tief aufgeschlitzt. Manchmal sind die Flügel stummelartig wie bei Frostspannerweibchen, oder sie fehlen ganz wie bei Sackträgerweibchen. Nach der Bindevorrichtung zwischen Vorder- und Hinterflügel während des Fluges gibt es zwei Haupttypen, die die beiden Flügelpaare zu einer funktionellen Einheit werden lassen: die Jugatae (hierher z. B. Urmotten, Trugmotten, Wurzelbohrer) und die Frenatae (hierher die meisten übrigen Schmetterlinge); bei manchen Schmetterlingsfamilien fehlt eine solche Kopplungseinrichtung. Die Flügelfläche ist beiderseits mit gelenkig eingesetzten Schuppen bedeckt, die je nach Färbung und Verteilung eine Vielfalt von arttypischen Farbmustern entstehen lassen; zuweilen fehlen Schuppen, sodass die Flügel glasartig durchscheinend sind (Glasflügler). Die Färbung der Schuppen ist bedingt entweder durch Einlagerung verschiedener Pigmente oder durch Lichtbrechung infolge besonderer Feinstruktur bestimmter Schuppen (Schillerschuppen; Schillerfarben, Interferenzfarben). Viele Arten, z. B. Schwärmer und einige Tagfalter, sind zu großen Flugleistungen fähig; so erreichen Schwärmer eine Geschwindigkeit von über 54 km/h, andere Schmetterlinge legen als Wanderfalter Strecken bis zu 2 000 km und mehr zurück. Sexualdimorphismus ist nicht selten. Einige Schmetterlingsarten sind gesetzlich geschützt.
 
Entwicklung:
 
Die Zahl der von einem Weibchen einzeln oder in arttypisch Gelegen abgesetzten Eier beträgt von wenigen Dutzend bis zu 2 000. Die Entwicklung verläuft über eine vollkommene Verwandlung (holometabol; Metamorphose). Die Larven (Raupe) sind walzenförmig, glatt oder behaart, oft mit Warzen besetzt. Der Kopf hat beiderseits meist sechs Punktaugen. Die Mundteile haben kräftige Kaumandibeln. Die drei Brustsegmente weisen je ein Paar kurzer Beine auf; am Hinterleib sitzen meist vier Paar Bauchfüße (am 3.-6. Segment), bei Spannerraupen nur ein Paar (am 6. Segment), alle Raupen haben ein weiteres Paar Bauchfüße am 10. Segment. Zur Verpuppung fertigen viele Raupen einen Kokon an, andere richten eine Höhle im Boden her oder sie bleiben auch als Puppe in der Wirtspflanze; viele Raupen verpuppen sich am Boden oder heften sich an Pflanzenteilen an, entweder mit einem Spinnfaden gesichert (Gürtelpuppe) oder mit dem Hinterleibsende ansitzend, dabei kopfabwärts hängend (Stürzpuppe). Die Gliedmaßen des künftigen Falters heben sich reliefartig von der Puppenhülle ab (Mumienpuppe, Reliefpuppe). Die Puppenruhe dauert besonders in warmen Ländern oft nur wenige Tage, sonst einige Wochen bis zu mehreren Jahren.
 
Ernährung:
 
Die Schmetterlinge ernähren sich von flüssigen Stoffen, die mit dem Saugrüssel aufgenommen werden können wie Baum-, Blüten-, Fruchtsäfte, Wasser, wenige Arten saugen bei Großtieren Augenflüssigkeit; einige primitive Schmetterlinge nehmen mit den noch funktionierenden Oberkiefern (Mandibeln) Blütenpollen auf. Die Raupen leben v. a. von Pflanzenteilen (Blätter, Früchte, Holz), andere fressen Pilze, einige auch Federn, Haare, Horn, Wachs, manche leben räuberisch von anderen Insekten. Viele Raupen kleiner Schmetterlinge minieren in Blättern.
 
Die Sinnesleistungen der Schmetterlinge sind gut. Farbensehen wurde nachgewiesen. Eulenfalter können Schallwellen wahrnehmen, besonders im Ultraschallbereich. Der Geruchssinn ist besonders gut entwickelt; viele Schmetterlinge nehmen auf weite Entfernungen den Duft des Geschlechtspartners oder der Nahrungsquelle wahr.
 
Schmetterlinge und ihren Entwicklungsstadien stellen viele natürliche Feinde nach. Hierzu zählen Würmer, Spinnen, parasitäre Raupenfliegen und Hautflügler, räuberische Insekten, Eidechsen, Vögel, Spitzmäuse, Fledermäuse. Auch Krankheiten treten auf, verursacht durch Bakterien, Kleinpilze, Mikrosporidien und Viren.
 
Literatur:
 
M. Hering: Biologie der S. (1926);
 W. Forster u. T. A. Wohlfahrt: Die S. Mitteleuropas, 5 Bde. (1-31977-84);
 E. Friedrich: Hb. der S.-Zucht (21983);
 F. Bachmaier: S., in: Grzimeks Tierleben, Bd. 2 (Neuausg. Zürich 1984);
 S., in: Urania-Tierreich, Bd.: Insekten (Neuausg. 1994);
 H. Reichholf-Riehm: S. (Neuausg. 1996).

Universal-Lexikon. 2012.