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Brutus
I
Brutus
 
[lateinisch »der Dumme«], ursprünglicher Spitzname, dann bekannter Beiname (Cognomen) des altrömischen Plebejergeschlechts der Junier (lateinisch Iunii). Bekannt v. a.:
 
 1) Decimus Iunius Brutus Albinus, römischer Offizier, * um 81 v. Chr., ✝ 43 v. Chr.; Vertrauter Caesars, 48-46 Statthalter in Gallien, nahm an der Verschwörung gegen Caesar teil und kämpfte im »Mutinensischen Krieg« (bei Mutina, heute Modena) 44/43 gegen Antonius, der ihn töten ließ.
 
 2) Lucius Iunius Brutus, nach der Sage der Befreier Roms von der Herrschaft der Tarquinier (509 v. Chr.). Mit ihm beginnt die Reihe der römischen Konsuln.
 
 3) Marcus Iunius Brutus, römischer Politiker, einer der Mörder Caesars, * 85 v. Chr., ✝ 42 v. Chr.; Sohn des gleichnamigen Volkstribunen (✝ 77 v. Chr.) und der Servilia, der Halbschwester des jüngeren Cato, mit dessen Tochter Porcia er in zweiter Ehe verheiratet war; als überzeugter Republikaner übernahm er das politische Vermächtnis des Onkels und Schwiegervaters. Er kämpfte bei Pharsalos gegen Caesar, wurde aber später begnadigt und erhielt 44 v. Chr. von Caesar die Prätur. Dennoch wurde Brutus Anfang 44 neben Cassius das Haupt der Verschwörung gegen seinen Förderer. Als seine Hoffnungen auf Wiederherstellung der alten republikanischen Ordnung nach Caesars Tod gescheitert waren, verließ Brutus Italien, um im Winter 44/43 gemeinsam mit Cassius den Osten des Reiches für die republikanische Sache zu gewinnen. Im Kampf gegen Antonius und Octavian unterlag er in der zweiten Schlacht von Philippi (im Herbst 42 v. Chr.) und beging Selbstmord. - Cicero, mit dem er in engem Kontakt stand (Briefwechsel), widmete ihm u. a. seinen Dialog »Brutus«; Plutarch verfasste eine Biographie.
 
Literatur:
 
H. Bengtson: Zur Gesch. des B. (1970);
 M. L. Clarke: The noblest Roman. M. B. and his reputation (Ithaca, N. Y., 1981);
 E. Wistrand: The policy of B. the tyrannicide (Göteborg 1981).
 
II
Brutus
 
['bruːtəs], Dennis Vincent, südafrikanischer Dichter, * Salisbury (heute Harare; Simbabwe) 28. 11. 1924; Gymnasiallehrer, schwarzer südafrikanischer Lyriker englischer Sprache und Sprachrohr der schwarzen Emanzipationsbewegung in den 60er-Jahren; erhielt im Kampf gegen die Apartheid eine 18-monatige Gefängnisstrafe, verbunden mit einem Lehr-, Schreib- und Veröffentlichungsverbot. 1966 ging er zunächst nach Großbritannien, dann in die USA und war dort 1971-82 Professor für englische Literatur in Evanston (Illinois). Seine leidvolle Erfahrung prägt die oft emotional ausgerichtete politische Aussage seiner Gefängnis-, Exil- und Protestlyrik, in der er besonders die Symbole staatlicher Gewaltherrschaft anprangert, aber auch einer »trotzig-beharrlichen Hoffnung« Ausdruck verleiht; schreibt auch Liebesgedichte.
 
Werke: Sirens, knuckles, boots (1963); Letters to Martha, and other poems from a South African prison (1968); Poems from Algiers (1970); A simple lust (1973, Sammlung; darin u. a. Thoughts abroad); China poems (1975); Stubborn hope (1978); Salutes and censures (1986).
 
Ausgabe: D. Brutus, ausgewählt von B. Forstreuter (1981).

Universal-Lexikon. 2012.