Akademik

Simbabwe
Südrhodesien (veraltet, bis 1980)

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Sim|bạb|we; -s:
Staat in Afrika.

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I
Simbạbwe,
 
englisch Zimbạbwe [z-], Ruinenstätte am Südrand des Hochlands des afrikanischen Staates Simbabwe, der seinen Namen von ihr bezog. Die zerfallenen Steinbauten wurden fälschlich im 19. Jahrhundert von den ersten Europäern, die sie zu Gesicht bekamen, für ein Werk früherer Eindringlinge aus Übersee gehalten. Sie erstrecken sich auf einer Fläche von fast 40 ha. Hauptbauwerk und größter historischer Bau Schwarzafrikas ist der 250 m lange, 11 m hohe, an der Basis bis 5 m breite, ovale Mauerring (80 m × 50 m) aus Granitquadern, der Tempel und Königsresidenz umfasste; davon ist ein über 10 m hoher massiver konischer Turm erhalten, dessen Granitblöcke wie bei der Mauer und den übrigen Bauten ohne Mörtel aufeinander geschichtet sind. Ausgrabungen erwiesen, dass der Bau der Stadtanlage im 14. Jahrhundert von Einheimischen begonnen wurde; offenbar steht sie mit dem Erzbergbau im Zusammenhang, der für dieses Gebiet seit etwa 900 n. Chr. belegt ist. Im 14. und 15. Jahrhundert war Simbabwe vermutlich Zentrum eines von Shona gebildeten Staates, der das Maschonaland beherrschte, dann verfiel die Stadt, jedoch lassen sich einige Bauten bis in das frühe 19. Jahrhundert datieren. Die Restaurierung begann 1911. Simbabwe wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
Literatur:
 
P. S. Garlake: S. (a. d. Engl., 1975);
 D. N. Beach: The Shona and Zimbabwe, 900-1850 (London 1980);
 H. W. A. Sommerlatte: Gold u. Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern u. Berichten des Schwaben Karl Mauch, 1837-1875 (1987);
 
10 Jahre Zimbabwe. Kunst + Gesch., hg. v. H. Kammerer-Grothaus, Ausst.-Kat. Übersee-Museum, Bremen u. a. (1990, dt. u. engl.).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Simbabwe und Monomotapa: Steinerne Zeugen der Größe
 
II
Simbạbwe,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 390 757 km2
 
Einwohner: (2000) 12,4 Mio.
 
Hauptstadt: Harare
 
Amtssprache: Englisch
 
Nationalfeiertag: 18. 4.
 
Währung: 1 Simbabwe-Dollar (Z. $) = 100 Cent (c)
 
Zeitzone: 1300 Harare = 1200 MEZ
 
amtlich englisch Republic of Zimbabwe [rɪ'pʌblɪk əv zɪm'bɑːbweɪ], Binnenstaat im südlichen Afrika, zwischen Sambia im Norden, Moçambique im Nordosten und Osten, Republik Südafrika im Süden und Botswana im Westen, 390 757 km2, (2000) 12,4 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Harare, Amtssprache Englisch. Währung: 1 Simbabwe-Dollar (Z. $) = 100 Cent (c). Zeitzone: Osteuropäische Zeit (1300 Harare = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die Unabhängigkeitsverfassung von 1980 (mehrfach, zuletzt 1990, revidiert) bestimmt Simbabwe als präsidiale Republik im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der auf sechs Jahre direkt gewählte Präsident (unbegrenzte Wiederwahl möglich), der auch Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Träger der Legislative ist das House of Assembly (Legislaturperiode sechs Jahre), ein Einkammerparlament mit 150 Abgeordneten; davon 120 gewählt (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr), 20 vom Präsidenten ernannt (darunter die 8 Provinz-Gouverneure) und 10 den Stammeshäuptlingen vorbehaltene Mandate. - Die Einführung einer neuen Verfassung, die u. a. die Amtsvollmachten des Präsidenten erweitern sollte, wurde am 13. 2. 2000 in einem Referendum abgelehnt.
 
Parteien:
 
Dominierende Partei ist die Zimbabwe African National Union-Patriotic Front (ZANU—PF, gegründet 1963). Sie vertritt ein sozialistisch motiviertes Programm; 1987 erzwang sie unter ihrem Namen einen Zusammenschluss mit der Zimbabwe African People's Union (ZAPU, gegründet 1961). Daneben spielen die Regionalpartei ZANU-Ndonga, das Zimbabwe Unity Movement (ZUM) und die Forum Party of Zimbabwe (FPZ) eine Rolle.
 
Gewerkschaften:
 
Seit 1981 sind alle Gewerkschaften im Zimbabwe Congress of Trade Unions (ZCTU) zusammengeschlossen.
 
Wappen:
 
Das Wappen (von 1980) wird von einem grünen Schild gebildet, darin eine Darstellung der Ruinen von Simbabwe, im Schildhaupt ein blauweißer Wellenschnitt. Über dem Schild liegt ein goldgrüner Wulst. Schildhalter sind zwei Kudu. Sie stehen wie der Schild auf einem naturfarbenen Stück Land, dessen unterer Abschluss ein Schriftband mit der Losung »Unity, Freedom, Work« (»Einheit, Freiheit, Arbeit«) bildet. Das Oberwappen zeigt vor einem roten, fünfstrahligen Stern eine goldene Specksteinskulptur, die den auf einem unterschiedlich gemusterten Steinmauerstück sitzenden »Simbabwe-Vogel« darstellt.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 18. 4., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1980 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Es bestehen acht Provinzen.
 
Recht:
 
Auf der untersten Stufe des Gerichtssystems stehen die Erstgerichte (Primary Courts) und die Gemeinschaftsgerichte (Community Courts). Sie sind zuständig für die nach Gewohnheitsrecht zu entscheidenden Fälle mit geringem Streitwert. Zusammen werden diese Gerichte auch als Ortsgericht (Local Courts) bezeichnet. Die Gemeinschaftsgerichte sind erstinstanzliche Gerichte, entscheiden aber auch über Berufungen gegen die Entscheidungen der Erstgerichte. Gegen die Entscheidungen eines Gemeinschaftsgerichts kann Berufung bei einem Magistratsgericht (Magistrates' Court) eingelegt werden. Die höheren Gerichte sind das Hohe Gericht (High Court) und der Oberste Gerichtshof (Supreme Court). Das Hohe Gericht hat u. a. die Befugnis, die Verfahren und Entscheidungen von allen untergeordneten Gerichten zu überprüfen. Der Oberste Gerichtshof ist v. a. für Rechtsmittel gegen die Urteile des Hohen Gerichts zuständig und besitzt eingeschränkte Verfassungsgerichtsbarkeit. Daneben existieren zahlreiche Spezialgerichte.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Streitkräfte beträgt rd. 45 000 Mann (Luftwaffe etwa 4 000 Soldaten), die der paramilitärischen Kräfte rd. 23 000 Mann (hauptsächlich Polizeikräfte). Das Heer umfasst sieben Brigaden mit über 20 Infanteriebataillonen sowie je ein Panzer-, Pionier-, Artillerie- und Flugabwehrregiment. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 40 chinesischen Kampfpanzern und rd. 50 Kampfflugzeugen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Den größten Teil von Simbabwe nimmt ein Binnenhochland ein. Zwischen Bulawayo und Harare erstrecken sich die über 1 200 m über dem Meeresspiegel gelegenen Rumpfflächen des Hochvelds (im Osten das Maschonaland), dessen westlicher Teil (Matabeleland) sich allmählich bis auf 900 m über dem Meeresspiegel zum Kalaharibecken senkt. Im Norden, Süden und Südosten fällt es in markanten Stufen über das schmale Middleveld (900-1 200 m über dem Meeresspiegel) zum Lowveld (400-800 m über dem Meeresspiegel) an Sambesi, Limpopo und Save. Der Osten wird beherrscht von der über 2 000 m hohen Randstufe (Nyanga Mountains, im Inyangani 2 592 m über dem Meeresspiegel). Vorherrschend sind präkambrische Gesteine des afrikanischen Sockels; nur im Norden und Nordwesten erscheinen Sedimentgesteine der Karru-Serie als Hügelkette. Als besondere geologische Erscheinung, im Landschaftsbild wenig auffällig, durchzieht der Intrusionskörper des Great Dyke das Hochveld von Südsüdwesten nach Nordnordosten; er birgt die meisten Bodenschätze des Landes. Im Nordwesten verläuft die Landesgrenze längs des Sambesi und durch den 275 km langen Karibasee. Die Victoriafälle und der Mana-Pools-Nationalpark mit den Safarigebieten Sapi und Chewore wurden von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
 
Klima:
 
Simbabwe hat randtropisches Klima, durch die Höhe gemäßigt. Das Hochveld zeigt warmgemäßigte Temperaturen und ausreichende Sommerregen (Harare 18,6 ºC Jahresmittel, 839 mm Jahresniederschlag), wird jedoch nach Westen heißer und trockener; das Lowveld ist heiß und erhält geringe, unregelmäßige Niederschläge (Chirundu am Sambesi 25,7 ºC und 550 mm, Beitbridge am Limpopo 23,1 ºC und 298 mm). Die Gebirge im Osten erhalten jährlich über 1 000 mm Niederschläge. Die höchsten Temperaturen treten vor der Regenzeit auf. Die täglichen Temperaturunterschiede sind sehr groß, im Winter (Juli-August) können auch Nachtfröste auftreten.
 
Vegetation:
 
Die Vegetation spiegelt die Höhen- und Klimagliederung wider. Im Middle- und Hochveld herrschen Savannen mit Laub abwerfenden Bäumen vor, im Norden und Osten dichter, im Süden und Westen offener, hier mit Baikiaea-Arten (»Rhodes. Teak«). Im Lowveld sind Dornstrauchsavannen und Trockenwald mit Mopanearten verbreitet. Im Gebirge des feuchteren Ostens wächst immergrüner Bergwald, durchsetzt von offenen Grasflächen (hier zum Teil Aufforstungen mit Kiefern und Eukalyptus).
 
Bevölkerung:
 
Die Mehrheit der Bevölkerung gehört zu Bantuvölkern (71 % Shona, 16 % Ndebele, 11 % andere Bantuvölker); ferner leben in Simbabwe Weiße, Mischlinge und Inder. Der Anteil der weißen Bevölkerung hat sich seit 1980 infolge von Auswanderung stark verringert (von 278 000 auf 80 000). Die Flüchtlinge aus Moçambique (1988 über 135 000) kehren in ihre Heimat zurück. Zwischen den Shona (Maschona), die die nördlichen und zentralen Landesteile (v. a. Maschonaland) bewohnen, und den Ndebele (Matabele) im Südwesten des Landes (Matabeleland) kommt es immer wieder zu Spannungen. Die Kluft zwischen den beiden Völkern wurde durch den Konflikt der beiden Befreiungsfronten ZANU und ZAPU, letztere in Matabeleland tätig, erneut vertieft; auf beiden Seiten kam es zu Terrorakten. Die durchschnittliche jährliche Bevölkerungszunahme ist mit (1985-95) 2,8 % recht hoch. Die höchste Bevölkerungsdichte findet sich im Hochveld (Farmland, Bergbau, Industrie). Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt (1995) 32 % bei rasch zunehmender Urbanisierung.
 
Religion:
 
Die Religionsfreiheit ist durch die Verfassung garantiert. Es besteht Trennung von Staat und Religion. Etwa die Hälfte der Bevölkerung wird traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet; darunter (trotz christlicher Mission) auch die Ndebele. Rd. 44 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 9 % gehören der katholischen Kirche an, etwa 18 % protestantischen Kirchen (besonders Pfingstler, Adventisten, Methodisten, Heilsarmee), rd. 15 % unabhängigen Kirchen, rd. 2 % der anglikanischen Kirche. Die katholische Kirche umfasst die Erzbistümer Bulawayo und Harare mit fünf Suffraganbistümern. Die vier anglikanischen Diözesen gehören zur anglikanischen Kirche der Provinz Zentralafrika. - Die jüdische Gemeinschaft zählt etwa 1 000 Mitglieder. Ebenfalls sehr kleine religiöse Minderheiten bilden Hindus, Bahais und Muslime (Inder, Yao sowie einige Lemba).
 
Bildungswesen:
 
Das Schulsystem (nach britischem Vorbild) gliedert sich in eine siebenjährige Primarschule (einschließlich zweier Vorschuljahre) für Fünf- bis Zwölfjährige und in eine sechsjährige Sekundarstufe mit dem Abschluss der Hochschulreife. Mit der Durchsetzung der allgemeinen Primarschulpflicht stieg die Einschulungsquote in den letzten Jahren auf 95 %. Die Zimbabwe Foundation for Education with Production (gegründet 1980) bietet Berufsbildungsprogramme an, bei denen die Schüler zugleich ihren Lebensunterhalt verdienen können. Die Analphabetenquote beträgt 9,1 %. Universitäten bestehen in Harare (gegründet 1955) und Bulawayo (gegründet 1990).
 
Publizistik:
 
Alle Tages- und Sonntagszeitungen gibt der staatliche »Mass Media Trust« heraus, der auch Eigner der Nachrichtenagentur »Zimbabwe Inter-Africa News Agency« (ZIANA, gegründet 1981) ist. Tageszeitungen sind »The Herald« (gegründet 1891, Auflage 134 000) und »The Chronicle« (gegründet 1894, 74 000; verbreitet im Südwesten des Landes); sonntags erscheinen »Sunday Mail« (154 000) und »Sunday News« (66 000). Die öffentlich-rechtliche »Zimbabwe Broadcasting Corporation« (gegründet 1957) verbreitet Hörfunkprogramme in Englisch und sechs Landessprachen sowie zwei Fernsehprogramme. Seit 1992 kann auch Satellitenfernsehen empfangen werden.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Neben Bergbau und Industrie beruht die Wirtschaft Simbabwes wesentlich auf seiner Landwirtschaft. Ausgelöst durch staatliche Misswirtschaft und Korruption, geriet das Land in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre in eine schwere wirtschaftliche Krise, die auf ihrem Höhepunkt in politisch geduldeten, gewaltsamen Besetzungen von Farmen der weißen Minderheit gipfelte. Mit einem Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1995) 540 US-$ gehört Simbabwe zu den Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen.
 
Landwirtschaft:
 
Die landwirtschaftliche Nutzfläche setzt sich zusammen aus (1992) 2,8 Mio. ha Ackerland, 96 000 ha Dauerkulturen und 4,9 Mio. ha Weideland. Insgesamt werden 225 000 ha Land künstlich bewässert. In der Landwirtschaft sind (1995) 67 % der Erwerbstätigen beschäftigt, die überwiegend Subsistenzlandwirtschaft betreiben. Für die städtischen Märkte und den Export produzieren v. a. die weißen und die afrikanischen Farmer. Im Agrarsektor wurden (1995) 16 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Das Land kann bei vielen Agrarprodukten den Eigenbedarf decken. Wichtigstes Anbauprodukt ist Mais (Erntemenge 1995: 840 000 t). Daneben werden für den Eigenbedarf v. a. Weizen, Hirse, Sorghum und Sojabohnen angebaut. Agrarexportprodukte sind neben Tabak (198 000 t) Rohrzucker, Baumwolle, Kaffee, Tee und Zitrusfrüchte. Die Landwirtschaft hat zeitweilig unter Dürreperioden zu leiden. Mehrere Staudämme mit Speicherseen dienen v. a. der Bewässerung zur Sicherung der Ernten. In den meisten Jahren kann Simbabwe Nahrungsmittel exportieren. Viehwirtschaft wird in den Stammesgebieten und auf Farmen betrieben, v. a. Rinderzucht (1995: 4,5 Mio. Rinder), aber auch Ziegen-, Schaf- und Schweinehaltung. Rindfleisch wird exportiert.
 
Forstwirtschaft:
 
Als Wald ausgewiesen sind (1992) 19,9 Mio. ha. Der Holzeinschlag (1994: 8 Mio. m3) dient zu 80 % als Brennholz.
 
Fischerei:
 
In den Binnengewässern, besonders im Karibasee, werden jährlich 20 000-30 000 t Fisch gefangen.
 
Bodenschätze:
 
Von größter wirtschaftlicher Bedeutung ist der Bergbau. Insgesamt treten etwa 70 verschiedene Minerale auf, v. a. im Great Dyke. Wichtigstes Bergbauprodukt ist Gold (Gewinnung 1995: 24,0 t; Anteil am Exportwert 1990: 16,2 %). Bei der Chromerzförderung (1995: 707 000 t) steht Simbabwe weltweit an 6. Stelle; bei der Asbestförderung (1995: 169 000 t) an 3. Stelle. Der Exportanteil von Ferrochrom liegt (1990) bei 10 %. Die Steinkohle von Hwange im Westen wird zum Teil im Tagebau abgebaut. Am Great Dyke werden außerdem Nickel- (1994: 13 500 t), Kupfer- (9 400 t), Kobalt- (100 t) und Silbererz (14 t) abgebaut. Die Uranvorkommen sollen erschlossen werden.
 
Industrie:
 
Im industriellen Sektor einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft sind (1994) 33 % der Erwerbstätigen beschäftigt; der Anteil dieses Sektors am BIP betrug (1995) 35 %. Eine gut ausgebaute Infrastruktur, ausreichende Energieversorgung (neben Kohle Elektrizität vom Wasserkraftwerk am Karibadamm, mit dürrebedingten Schwankungen), eine Vielzahl heimischer Rohstoffe und ein funktionstüchtiger Finanzsektor bieten die Grundlage für eine leistungsstarke Industrie. Die wichtigsten Produktionszweige sind Metall erzeugende und verarbeitende Industrie (Eisen- und Stahlwerk, Chromhütten, Nickel-, Kupferraffinerie), Ernährungsgewerbe (u. a. Zuckerfabriken) sowie chemische und Textilindustrie (besonders Baumwollverarbeitung). Größte Industriestandorte sind Bulawayo und Harare; regionale Schwerpunkte Gweru und Kwekwe.
 
Tourismus:
 
Besondere Anziehungspunkte sind die Victoriafälle am Sambesi, der Karibasee, das Bergland im Nordosten, die 26 Nationalparks und Wildreservate sowie das historische Simbabwe. Die ausländischen Gäste (1995: über 1 Mio.) kommen v. a. aus Sambia, der Republik Südafrika, Großbritannien, Deutschland und den USA.
 
Außenwirtschaft:
 
Der Umfang des Außenhandels hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen (1995: Ausfuhrwert 1,9 Mrd. US-$; Einfuhrwert 2,2 Mrd. US-$). Zu den Hauptausfuhrgütern zählen: Tabak, Ferrochrom, Nickel, Stahl, Kleidung u. a. Textilwaren. Haupthandelspartner sind die Republiken Südafrika, Großbritannien, Japan, Deutschland, die USA und Botswana. Der Schuldendienst für die (1995) 4,9 Mrd. US-$ Auslandsschulden beansprucht 25,6 % der Exporterlöse.
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz ist relativ gut ausgebaut. Simbabwe ist als Binnenland auf Transitwege angewiesen, aber gleichzeitig eine Drehscheibe für die Nachbarstaaten. Wichtigstes Verkehrsmittel ist die Eisenbahn. Das Eisenbahnnetz (Länge 1995: 2 836 km) geht im Osten in die Strecken von Moçambique über. Seit 1987 können die kürzeste Verbindung zum Indischen Ozean durch den Beira-Korridor zum Hafen Beira und seit 1989 die Limpopo-Linie nach Maputo (beide in Moçambique) wieder genutzt werden. Im Süden besteht seit 1974 direkter Anschluss an das Netz der Republik Südafrika zum Hafen von Durban. Eine nördliche Verbindung besteht mit Anschluss an die Tansambahn nach Sambia. Das Straßennetz (1997: 86 000 km, davon 12 900 km asphaltiert) ist gut ausgebaut, verbindet die Bevölkerungszentren und schafft Anschluss an die Straßennetze der Nachbarstaaten. Die nationale Luftverkehrsgesellschaft ist Air Zimbabwe (Abkürzung AirZim). Internationale Flughäfen befinden sich bei Harare, Bulawayo und den Victoriafällen; außerdem hat Simbabwe zahlreiche Flug- und Landeplätze.
 
 
Seit etwa 900 n. Chr. betrieben die Einwohner des heutigen Simbabwe Erzbergbau (v. a. Gold); es entstanden die ersten steinernen Stadtanlagen (Simbabwe, Ruinenstätte). Um 1450 bildete sich unter Shona-Herrschern das Reich Monomotapa, das sich um 1490 spaltete. Der Südteil, das Reich Urozwi, bestand bis 1820. In der Folgezeit brachen von Süden nacheinander mehrere durch die Gründung des Zulustaates unter Chaka zur Wanderung getriebene Nguni-Völker ein. Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich das zu den Nguni gehörende Volk der Ndebele hier fest; die Shona wurden teils unterworfen, teils assimiliert.
 
1889/90 besetzte die British South Africa Company (BSAC) unter C. Rhodes mit Truppen und Siedlern das Gebiet zwischen Limpopo und Sambesi (das spätere Südrhodesien, Rhodesien), nachdem sich die BSAC durch einen Vertrag mit den Ndebele die Bergbaurechte gesichert hatte. 1891 erklärte die britische Regierung das Land zum Protektorat; es blieb jedoch unter Verwaltung der BSAC. Aufstände der Ndebele (1893/94 und 1896) wurden niedergeschlagen. 1923 wurde Südrhodesien britische Kronkolonie mit innerer Selbstverwaltung. Nur vereinzelt erlangten Schwarzafrikaner das Wahlrecht, die Regierung blieb ganz in den Händen der Weißen. 1930 wurde die Kolonie in Siedlungsgebiete für Weiße und Schwarze aufgeteilt. 1953 vereinigte Großbritannien Südrhodesien mit Nordrhodesien und Njassaland zur Zentralafrikanischen Föderation, die jedoch 1963 zerbrach. Nordrhodesien und Njassaland wurden 1964 als Sambia und als Malawi unabhängig, Südrhodesien bezeichnete sich nun allein als Rhodesien.
 
Gegen die Weigerung Großbritanniens, Rhodesien ohne volle Regierungsbeteiligung der schwarzen Bevölkerung in die Unabhängigkeit zu entlassen, erklärte nach dem Wahlsieg der radikalen Rhodesian Front (RF) Premierminister I. D. Smith am 11. 11. 1965 »einseitig«, d. h. ohne Einvernehmen mit der britischen Regierung, auf der Basis einer weißen Minderheitsherrschaft die Unabhängigkeit. Als Reaktion darauf stellte Großbritannien den Fortbestand seiner staats- und völkerrechtlichen Verantwortung fest, erklärte die »einseitige Unabhängigkeitserklärung« für ungesetzlich und verhängte Wirtschaftssanktionen, die 1966 vom UN-Sicherheitsrat weltweit für verbindlich erklärt wurden, jedoch nur begrenzt wirkten. 1970 wurde die Republik Rhodesien ausgerufen. Während die britische Regierung bis 1979 mit der Regierung Smith über eine Beilegung des Verfassungskonfliktes verhandelte, nahmen ZAPU (v. a. gestützt auf die ethnische Minderheit der Ndebele und geführt von J. Nkomo) und ZANU (v. a. gestützt auf die Mehrheit der Shona und geführt von R. G. Mugabe), 1976-79 in der Patriotic Front (PF) zusammengeschlossen, mit Unterstützung v. a. von Sambia, Tansania und (seit 1975) Moçambique den Guerillakrieg gegen die weiße Minderheitsherrschaft in Rhodesien auf. Nach dem Fehlschlagen der Genfer Rhodesienkonferenz 1976 vereinbarten Premierminister Smith und Bischof A. T. Muzorewa, der an der Spitze des »United African National Council« (UANC) die staatlich zugelassene Opposition vertrat, sowie ZANU-Gründer Pastor Ndabaningi Sithole unter Umgehung der militanten Befreiungsbewegungen 1978 eine »interne Lösung« in der Verfassungsfrage: Sie überließ die Parlamentsmehrheit der schwarzen Bevölkerung und garantierte dem Führer der stärksten schwarzen Fraktion das Amt des Premierministers, sicherte jedoch den Weißen eine parlamentarische Sperrminderheit gegen Verfassungsänderungen sowie wichtige Führungsämter, v. a. in Militär und Polizei.
 
Nachdem der UANC auf dieser Grundlage die Wahlen vom April 1979 gewonnen hatte, wurde Muzorewa erster schwarzer Premierminister des amtlich in »Simbabwe-Rhodesien« umbenannten Landes. Da diese Regierung weder von Großbritannien noch von der PF anerkannt wurde, beschlossen die von der Rhodesienfrage unmittelbar betroffenen Kräfte auf einer Konferenz in London (September-Dezember 1979) die zeitweilige Rückkehr Simbabwe-Rhodesiens unter die direkte Herrschaft Großbritanniens, einen Waffenstillstand (unter der Aufsicht von Commonwealth-Beobachtern), eine Verfassung sowie die Abhaltung von Wahlen (vorbereitet durch den für die Übergangszeit eingesetzten britischen Generalgouverneurs), bei denen im Februar 1980 die RF alle 20 für die Weißen reservierten Mandate gewann; von den 80 den Schwarzen vorbehaltenen Sitzen errangen die ZANU 57, ZAPU 20 und UANC 3. Am 18. 4. 1980 entließ Großbritannien das Land unter dem Namen Simbabwe in die Unabhängigkeit. Die Spannungen zwischen den Anhängern von Mugabe und Nkomo, durch Stammesgegensätze zusätzlich verschärft, blieben jedoch bestehen. In den 80er-Jahren kam es im Matabeleland wiederholt zu Massakern der Regierungstruppen, bei denen mindestens 20 000 Ndebele getötet wurden. Premierminister Mugabe und die von ihm geführte ZANU, die 1987 die Verschmelzung mit der ZAPU erzwang, stellten als politische Leitlinie den »wissenschaftlichen Sozialismus« heraus, schonten aber zunächst die Privatwirtschaft der weißen Farmer, der schwarzen Bauern und der Kapitalinvestoren aus den Industriestaaten. In seiner Außenpolitik schloss sich Simbabwe den blockfreien Staaten an. 1990 wurde der seit 25 Jahren geltende Ausnahmezustand aufgehoben. Nachdem sich Mugabe bereits im Dezember 1987 vom Parlament zum Staatspräsidenten hatte ausrufen lassen, bestätigte ihn die Bevölkerung im März 1990 und 1996 in diesem Amt; zweiter Vizepräsident war 1990-96 Nkomo. Die von Mugabe verfolgte Idee eines Einparteienstaates wurde 1990 zwar aufgegeben, doch blieb Simbabwe ein von der ZANU-PF und ihrem Präsidenten dominierter Staat. Infolge der schwierigen wirtschaftlichen Lage besonders der schwarzen Bevölkerung kam es wiederholt zu Protesten und Streiks (v. a. 1996). Als Oppositionsbündnis formierte sich 1999 die Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) unter M. Tsvangirai. Nachdem im Februar 2000 ein Verfassungsreferendum, das u. a. dem Staatspräsidenten eine größere Machtbefugnis einräumen sowie Landenteignungen der weißen Farmer ermöglichen sollte, gescheitert war, kam es zu gewaltsamen Besetzungen von Farmen der weißen Minderheit. Am 6. 4. 2000 beschloss jedoch das Parlament ein Gesetz, dass die entschädigungslose Enteignung von Grundbesitz weißer Farmer erlaubt und Großbritannien zur Entschädigung der weißen Farmer verpflichtet. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2000 verlor die regierende ZANU-PF erstmals die für Verfassungsänderungen nötige Zweidrittelmehrheit; die Opposition erzielte insgesamt 58 der 150 Parlamentssitze. Die u. a. vor dem Hintergrund von Einschüchterung und Gewalt sowie der Veränderung des Wahlrechts zugunsten Mugabes Anfang März 2002 nach Einschätzung einer Beobachterkomission weder frei noch fair durchgeführten Präsidentschaftswahlen bestätigten Mugabe für weitere sechs Jahre im Amt. Als Reaktion auf die umstrittenen Wahlen wurde daraufhin Ende März 2002 die Mitgliedschaft Simbabwes im Commonwealth für ein Jahr suspendiert.
 
Neben Truppen aus Angola und Namibia unterstützen simbabwische Einheiten seit Mitte 1998 Präsident Kabila in der Demokratischen Republik Kongo im Kampf gegen Aufständische. 1999 unterzeichneten Simbabwe, Angola, die Demokratische Republik Kongo und Namibia einen regionalen Verteidigungspakt.
 
 
G. Kay: Rhodesia: a human geography (London 1970);
 M. Folkerts: Botswana, Rhodesien, Transvaal. Geograph. Analyse der Bev.- u. Wirtschaftsstruktur (1974);
 D. Martin u. P. Johnson: The struggle for Zimbabwe (London 1981);
 G. Baumhögger u. a.: S. Gesch., Politik, Wirtschaft, Gesellschaft (1984);
 M. G. Schatzberg: The political economy of Zimbabwe (New York 1984);
 C. Stoneman u. L. Cliffe: Zimbabwe (London 1989);
 R. Kreile: Zimbabwe. Von der Befreiungsbewegung zur Staatsmacht (1990);
 A. Sauerwein: Mission u. Kolonialismus in S., 1840-1940 (1990);
 Bettina Schmidt: Zimbabwe. Die Entstehung einer Nation (1991);
 U. Engel: The foreign policy of Zimbabwe (Hamburg 1994);
 N. Kersting: Demokratie u. Armut in Zimbabwe. Polit. Partizipation u. urbaner Lebensstil (1994);
 E. Bloch u. J. Robertson: Zimbabwe. Facing the facts (Harare 1996);
 P. Ripken u. G. Prein: Zimbabwe. Reiseführer mit Landeskunde (Neuausg. 1997).

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Sim|bạb|we; -s: Staat in Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.