Cavalieri,
1) Emilio de', italienischer Komponist, * Rom um 1550, ✝ ebenda 11. 3. 1602; war seit 1588 Generalintendant für alle künstlerischen Angelegenheiten am Hof der Medici in Florenz und schrieb zur Hochzeit Ferdinands von Medici mit Christine von Lothringen (1589) einen Teil der Intermedien. Cavalieri, Mitglied der Camerata, war ein früher Vertreter des monodischen Stils, der zur Entstehung der Oper führte. Die geistliche Allegorie »Rappresentazione di Anima e di Corpo« (1600) ist von großer Bedeutung für die Entwicklung des Oratoriums.
2) Francesco Bonaventura, italienischer Mathematiker, * Mailand 1598 (oder 1591), ✝ Bologna 30. 11. 1647; Jesuat; wurde 1629 Professor in Bologna. In seinem 1629 fertig gestellten Hauptwerk »Geometria indivisibilibus continuorum nova quadam ratione promota« (1635), das zu einem der einflussreichsten Bücher in der Entwicklung der Mathematik wurde, verknüpfte Cavalieri die von Archimedes und J. Kepler entwickelten Methoden der Körper- und Flächenberechnungen mit dem spätscholastischen Begriff der unteilbaren Indivisibeln, die als unendlich dünne Scheiben oder Fäden jede geometrische Figur aufbauen, durch sie »fließen« und dabei ihren Inhalt ausschöpfen. Er formuliert hier das heute nach ihm benannte, mit elementaren Hilfsmitteln nicht beweisbare cavalierische Prinzip, das bei manchen Flächen und Körpern die Inhaltsbestimmung gegenüber der antiken Exhaustionsmethode wesentlich vereinfacht. Seine Methode, mit der er auch die guldinschen Regeln bewies, wurde v. a. von E. Torricelli und J. Wallis weiterentwickelt und bildete den Ausgangspunkt für die Integralrechnung. Cavalieri erfand (vor J. Gregory und I. Newton) das Spiegelteleskop.
J. E. Hofmann: Gesch. der Mathematik, 3 Bde. (1-21957-63).
Universal-Lexikon. 2012.