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Demagogenverfolgung
I
Demagogenverfolgung
 
Mit den Karlsbader Beschlüssen vom 20. September 1819 begannen die Demagogenverfolgungen, die sich vornehmlich gegen Universitätsprofessoren und Journalisten, Schriftsteller und Studentenführer richteten. Am schärfsten ging die preußische Regierung gegen diejenigen vor, die in Veröffentlichungen, Vorlesungen und bei öffentlichen Anlässen für die nationale und liberale Bewegung eintraten. Unter den Verfolgten, die aus ihren Ämtern vertrieben und teilweise sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, waren auch prominente Teilnehmer der Befreiungskriege wie der Dichter Ernst Moritz Arndt, der Publizist Johann Joseph von Görres und der Vater der Turnbewegung Ludwig Jahn. Selbst das Turnen wurde in Preußen verboten. Später geriet auch der mecklenburgische Dichter Fritz Reuter in den Sog der Demagogenverfolgung und wurde 1836 zu Festungshaft verurteilt (»Ut mine Festungstid«).
 
In diesem Zusammenhang kann auch der Schritt der »Göttinger Sieben« genannt werden. Sieben Göttinger Professoren, unter ihnen die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, protestierten am 18. November 1837 öffentlich gegen die Aufhebung der Verfassung des Königreichs Hannover durch König Ernst August II. und wurden deshalb aus ihren Ämtern entlassen. In ihrem durch die Presse in ganz Deutschland bekannt gewordenen Protest beriefen sich die Professoren auf ihren Verfassungseid, durch den sie verpflichtet seien, zur Verteidigung der Verfassung der Staatsgewalt entgegenzutreten. Ihr außergewöhnliches Handeln erregte großes Aufsehen, die öffentliche Meinung nahm für die Göttinger Professoren nahezu einhellig Partei. Ihr Schritt trug wesentlich zur Ausbildung des deutschen Liberalismus bei.
II
Demagogenverfolgung,
 
schlagwortartige Bezeichnung für die in Verfolgung der Karlsbader Beschlüsse (1819) ergriffenen Maßnahmen gegen die nationale und liberale Bewegung im Deutschen Bund. Die vom Bundestag in Mainz eingesetzte Zentraluntersuchungskommission sollte die »revolutionären Umtriebe« aufdecken. Ihr Wirken richtete sich besonders gegen die Universität (Überwachung der Professoren, Verbot der studentischen Verbindungen) sowie gegen das Erscheinen politischer Druckschriften (Verschärfung der Zensurbestimmungen). Diese Maßnahmen wurden nach der Julirevolution 1830 noch verschärft und in Preußen besonders streng gehandhabt. Als Folge der Demagogenverfolgung wurde der liberalen Opposition im Deutschen Bund die legale Basis entzogen.

Universal-Lexikon. 2012.