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Julirevolution
Ju|li|re|vo|lu|ti|on 〈[ -vo-] f. 20; unz.〉 Pariser Revolution am 27./29.7.1830, durch die Karl X. von Bourbon gestürzt wurde

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I
Julirevolution
 
Für die in den Jahrzehnten nach dem Wiener Kongress überall in den europäischen Ländern entstandenen liberalen und nationalen Bewegungen galt Frankreich noch immer als Vorbild, als Mutterland der Revolution. Es besaß seit dem Sturz Napoleons I. eine konstitutionelle Monarchie, in der die Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit verfassungsmäßig ebenso garantiert war wie die Gleichheit der Bürger vor dem Gericht und die Unverletzlichkeit des Eigentums.
 
Doch diese Garantien wurden durch Sondergesetze zunehmend eingeschränkt. Der Katholizismus wurde wieder Staatsreligion, die Pressefreiheit wurde beschnitten. Die Abgeordneten des Parlaments rekrutierten sich infolge des neuen Zensuswahlrechts ausschließlich aus den vermögenden Schichten des Großbürgertums. Die restaurative Politik der bourbonischen Könige, insbesondere Karls X. (seit 1824), der mit Unterstützung der Ultraroyalisten die Wiederherstellung des Ancien Régime anstrebte, führte zu erheblichen Spannungen in der französischen Gesellschaft. Als Karl X. die verfassungswidrigen »Vier Ordonnanzen« erließ, in denen die Pressefreiheit gänzlich beseitigt, die soeben neu gewählte Kammer wiederum aufgelöst und eine weitere Einschränkung des Wahlrechts verordnet wurde, führte ein Aufstand in Paris innerhalb von drei Tagen (27.-29. Juli 1830) zum Rücktritt der Regierung und zum Sturz der Monarchie.
 
Aber die Aufständischen - Arbeiter, Studenten, Kleinbürger - waren ohne Führung und ohne Programm auf die Barrikaden gegangen. Nutznießer des Umsturzes wurde so das Großbürgertum und die liberale Mehrheit des Abgeordnetenhauses. Nicht zuletzt durch den Einfluss des 73-jährigen Generals La Fayette, Teilnehmer am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und an der Französischen Revolution, und des 76-jährigen ehemaligen Außenministers Talleyrand blieb die Monarchie erhalten.
 
Louis Philippe aus einer bourbonischen Nebenlinie wurde zum König der Franzosen ausgerufen. Aber er wurde nicht, wie noch sein Vorgänger, in der Kathedrale von Reims gekrönt, sondern formlos vor dem Parlament vereidigt. Die Verfassung wurde revidiert, die Gesetzesinitiative zwischen dem »Bürgerkönig« und den beiden Kammern geteilt. Das Parlament hob die Pressezensur auf und beseitigte den beherrschenden Status der katholischen Kirche. Der Weg zur Parlamentarisierung des politischen Lebens war beschritten, aber Streiks und Aufstände in den folgenden Jahren ließen erkennen, dass insbesondere die Unterschichten nicht zufrieden gestellt waren und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer sozialen Situation forderten.
 
II
Julirevolution,
 
die Erhebung der Pariser Bevölkerung vom 27.-29. 7. 1830, Höhepunkt des Konflikts zwischen der bourbonischen Restauration und der liberalen Kammermehrheit, ausgelöst durch die Juliordonnanzen. Die Julirevolution führte zum Sturz Karls X. und zur Thronbesteigung des »Bürgerkönigs« Louis Philippe, des Weiteren zu revolutionären Erhebungen und verfassungsstaatlichen Bestrebungen im übrigen Europa. (Frankreich, Geschichte)
 

Universal-Lexikon. 2012.