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Deutsche Volkspartei
Deutsche Volkspartei,
 
1) Abkürzung DtVP, häufig auch Süddeutsche Volkspartei, 1868 in Südwestdeutschland aus der Demokratischen Volkspartei hervorgegangene Partei, die an die demokratischen Traditionen von 1848 anknüpfte. Sie blieb auf Baden, Württemberg und Bayern beschränkt. 1910 schloss sich die DtVP mit anderen freisinnigen Parteien zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammen.
 
 2) Abkürzung DVP, politische Partei, gegründet im Dezember 1918 von G. Stresemann, H. Stinnes u. a., hervorgegangen aus der Nationalliberalen Partei, bekannte sich in ihrem Programm von 1919 zu einer Aussöhnung des liberalen und sozialen Gedankens auf der Grundlage einer nationalen Staatsgesinnung; sie trat für die Erhaltung des Privateigentums an den Produktionsmitteln ein. In enger Verbindung u. a. zur Schwerindustrie, zu Großbanken und zahlreichen Handels- und Gewerbekammern vertrat sie in der Praxis eine an den Unternehmen orientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik. Vorsitzende waren: 1918-29 Stresemann, 1929/30 Ernst Scholz (* 1874, ✝ 1932) und 1930-33 Eduard Dingeldey (* 1886, ✝ 1942).
 
Nach ihrer Gründung stand die DVP zunächst in betonter, an die gesellschaftlichen und politischen Traditionen des Kaiserreiches anknüpfender Opposition zur Regierung; sie lehnte in der Nationalversammlung, in der sie mit 22 Abgeordneten (4,4 % der Stimmen) vertreten war, die Verfassung der Weimarer Republik ab. Unter dem Einfluss Stresemanns stellte sie sich jedoch bald auf den Boden der demokratischen Republik und beteiligte sich 1920/21 und 1922-31 an der Regierung Aufgrund der koalitionspolitischen Alternativen (Weimarer Koalition, Bürgerblock oder große Koalition) gewann sie eine Schlüsselstellung; sie stellte 1923 den Reichskanzler (Stresemann), 1923-31 den Außenminister (1923-29: Stresemann, 1929-31: J. Curtius). Durch ihre grundsätzliche Bereitschaft, sich an Koalitionen mit der SPD zu beteiligen, verlor sie einen Teil ihrer Wählerschaft; sie fiel von (1920) 62 Sitzen (13,9 %) im Reichstag auf (Dezember 1924) 51 (10,1 %) zurück. Die von Stresemann geschlossenen Locarnoverträge (Oktober 1925) führten zu innenparteilichen Spannungen. Nach dem Tod Stresemanns vollzog die Partei eine Rechtsschwenkung, die den Bruch der großen Koalition unter H. Müller (SPD) mitbewirkte. Neben der »Deutschen Demokratischen Partei« (DDP) geriet - unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise (seit 1929) - auch die DVP in den Sog des Niedergangs der liberalen Parteien. Teile der DVP unterstützten das Treffen der Rechten in Bad Harzburg (Harzburger Front); die am Kurs Stresemanns orientierte Gruppe wurde aus der Partei ausgeschlossen. Im Bündnis mit anderen Parteien erhielt die DVP bei den Wahlen im März 1933 nur noch zwei Sitze (1,1 %); im Juli 1933 löste sie sich auf.

Universal-Lexikon. 2012.