Eugénie
[øʒe'ni, französisch], Kaiserin der Franzosen (bis 1870), * Granada 5. 5. 1826, ✝ Madrid 11. 7. 1920; Tochter des spanischen Grafen von Montijo; erhielt ihre Erziehung v. a. in Großbritannien und Frankreich und lebte nach dem Tod des Vaters mit der aus einem schottisch-spanischen Adelsgeschlecht stammenden Mutter in Paris. Hier wurde sie durch ihre Schönheit, Klugheit und ihre Leidenschaft für die Politik zu einer viel beachteten Erscheinung. 1853 vermählte sich Napoleon III. mit ihr. Sie spielte eine glanzvolle und v. a. in der 2. Hälfte seiner Herrschaft politisch bedeutsame Rolle. Gemäßigt klerikal, suchte Eugénie die päpstliche Herrschaft gegen die italienische Nationalbewegung zu stützen, förderte in der deutschen Frage die antipreußischen Kräfte zugunsten der proösterreichischen und setzte sich 1866 für eine französische Intervention ein. Sie drängte zum militärischen Engagement in Mexiko und schloss sich 1870 der Kriegspartei an, um die Position der napoleonischen Dynastie zu sichern und das nach der Schlacht von Königgrätz verlorene politische Übergewicht Frankreichs auf dem Kontinent zurückzugewinnen. Nach Kriegsbeginn 1870 wegen der Abwesenheit Napoleons III. (wie schon 1859 und 1865) Regentin, musste sie in der Folge der militärischen Niederlage und der Proklamation der Dritten Republik aus Paris fliehen. Als »Gräfin von Pierrefonds« verbrachte sie ihr langes Exil vorwiegend in Großbritannien, der Schweiz und an der Riviera. Memoiren, Briefe und Gespräche der Kaiserin Eugénie wurden 1921-35 herausgegeben.
H. Kurtz: E. Kaiserin der Franzosen. 1826-1920 (a. d. Engl., 1965);
A. Leroy: L'impératrice E. (Genf 1972).
Universal-Lexikon. 2012.